Coronavirus: Omikron könnte letzte «grosse» Variante sein
Die Omikron-Varianten des Coronavirus unterscheiden sich so stark von bisherigen Varianten, dass jetzt eine neue Phase beginne, sagen Virologen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Dominanz und schwer zu fassende Vielfalt von Omikron könnte ein gutes Zeichen sein.
- Omikron könnte die letzte grosse Variante sein.
- Wenig Bedenken haben die Virologen auch bezüglich dem veralteten Impfstoff.
Die Omikron-Variante des Coronavirus dominiert derzeit weltweit, in diversen Unter- und Unter-Untervarianten. Omikron begeht auch laufend sogenannte «Immunflucht»: Die Impfungen erster Generation schützen nur bedingt. Die neu in der Schweiz zugelassene Omikron-Impfung schützt am besten gegen einen Virus-Subtypen, der schon wieder verschwunden ist.
Ein Dauerproblem? Nein, sondern eine «ganz interessante Situation», sagt dazu Virologin Isabella Eckerle vom Universitätsspital Genf. Denn: «Wir haben mit Omikron eine neue Phase der Pandemie erreicht.»
«Könnte ein gutes Zeichen sein»: Das letzte seiner Art?
Immer neue Omikron-Varianten und Impfungen, die stets einen Zacken zu spät kommen, könnten paradoxerweise ein gutes Zeichen sein, so Eckerle. Nämlich: «Dass Omikron das ist, was bleibt und dass keine grosse Variante mehr kommt, die noch einmal alles komplett umgehen kann.» Zwar splittere sich das Omikron-Virus in viele verschiedene Unterformen auf, aber im Moment sehe man keine, die überhandnehme.
Zudem sei man immer noch so gut geschützt wie möglich, betont Prof. Dr. Volker Thiel vom Institut für Virologie und Immunologie (IVI) und Professor an der Vetsuisse-Fakultät Bern. «Man muss bedenken: Der ursprüngliche Impfstoff funktioniert auch noch sehr gut.»
Der jetzt zugelassene Impfstoff gegen die Omikron-Variante BA.1 nütze noch ein bisschen besser gegen die dominierende Variante BA.5.
Denn, betont Thiel: «Wir sprechen nicht von schwarz-weiss, ‹der eine funktioniert gar nicht und der andere schon›.» Die Omikron-Varianten seien sich sowieso ähnlicher zueinander als zum ursprünglichen Virus. So habe der eine Omikron-Impfstoff sicherlich auch eine gute Wirkung gegen andere Omikron-Subtypen.
Omikron ist anders als die anderen
«Omikron ist wirklich ein anderes Virus», betont auch Eckerle: Es verhalte sich anders, sei ein anderer Serotyp. Verschiedene Serotypen werden vom Immunsystem so behandelt, als ob sie völlig unterschiedliche Organismen seien. Viel Wissen müsse man für Omikron wahrscheinlich updaten, so Eckerle, aber insgesamt seien wir in einer guten Situation.
«Wir haben die Impfstoffe, die weiterhin vor schwerer Erkrankung und Tod schützen.» Zwar nicht vor einer Ansteckung, wie auch eine vorangegangene Infektion nicht vor erneuter Ansteckung schütze. «Das ist aber das, was wir eigentlich von Coronaviren kennen», sagt Eckerle, die schon vor der Pandemie zu Coronaviren forschte. Sie wäre überrascht gewesen, wenn ein dauerhafter Schutz möglich wäre.
Welche Tricks hat Omikron noch im Ärmel?
Sars-CoV-2, das «neuartige Coronavirus», verzettelt sich also wohl in zig Omikron-Mutationen. Vollständige Entwarnung gibt es von Virologin Eckerle aber noch nicht. Das Virus habe noch sehr viel Kapazität: «Diese Auffaltung in viele Unterlinien zeigt auch, dass das Virus immer noch versucht, alle Tricks auszuprobieren.»
Eine solche Vielfalt, ein andauernder Anpassungsprozess, das sehe man bei anderen Erkältungserregern nicht. Aber in der Virologen-Szene sind die Meinungen offenbar gemacht, lässt Eckerle durchblicken. «Die wenigsten von uns denken, dass wir durch eine neue Omikron-Variante noch einmal zurück auf Start gehen.» Also eine neue, vielleicht aber auch die letzte Phase der Pandemie.