Coronavirus sorgt für Chaos-Tage in der SVP
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi scheitert mit seinem Antrag auf Sessionsabbruch klar.
- Selbst die eigene Partei versagt ihm wegen schlechter Kommunikation die Unterstützung.
- Das Corona-Virus beschäftigt die SVP auch bezüglich der Wahl eines neuen Präsidenten.
SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi spricht zur Eröffnung der Sessionswoche am Montag-Corona-Klartext. «Viele von uns sind vielleicht bereits Virusträger, ohne dass sie es wissen», polterte der Zuger am Rednerpult. Deshalb stellt er der Ordnungsantrag, den Parlamentsbetrieb im Bundeshaus abzubrechen.
Er bleibt damit allein auf weiter Flur. Nur 13 Nationalräte stimmen ihm zu, selbst der Grossteil seiner eigenen Fraktion fällt ihm in den Rücken. Das gibt auch am Tag danach zu reden in Bundesbern. Vor allem in der SVP selbst.
Aeschi informierte Parteikollegen nicht über Antrag
Mehrere Nationalräte begründen die öffentliche Desavouierung des eigenen Fraktionschefs mit dessen Kommunikationsstrategie. «Aeschi hat sich diese Idee im stillen Kämmerlein ausgedacht und niemanden in der Partei drüber informiert, sondern den Antrag den Medien zugehalten.»
Gemäss Nau.ch-Informationen waren nicht mal seine Kollegen im Fraktionsvorstand informiert. Das kam in den eigenen Reihen gar nicht gut an. Auch inhaltlich stimmen ihm SVPler nicht zu. «Ich kann doch nicht meinen Mitarbeitern sagen, sie sollen zur Arbeit kommen und wir machen blau», so ein Fraktionsmitglied, das ein Unternehmen führt.
Aeschi schweigt, Präsi Suche bleibt schwierig
Aeschi selbst will sich am Dienstag nicht zu den Vorwürfen aus seiner eigenen Partei äussern. «Kein Kommentar», sagt er freundlich, aber bestimmt zu Nau.ch. Ob die Kommunikation des Chefs in der heutigen Fraktionssitzung ein Thema ist, bleibt vorerst unklar.
Sicher ist: Auch sonst rüttelt das Coronavirus die SVP ordentlich durch. Denn die Delegiertenversammlung von Ende März in Basel ist bereits abgesagt. Damit fällt auch die Wahl der Nachfolge von Parteipräsident Albert Rösti ins Wasser.
Coronavirus beschäftigt SVP weiterhin
Diese hat bereits letzte Woche gegenüber Nau.ch klargemacht, dass eine längere Amtszeit für ihn nicht in Frage kommt. Deshalb steht die Sünneli-Partei vor einem Dilemma: Übernehmen die Vize um Magdalena Martullo-Blocher vor der Abstimmung über die Begrenzungsinitiative das Zepter?
Oder versucht man, die Wahl so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen? Aktuell als mehr oder weniger interessierte Kandidaten gelten intern Alfred Heer, Werner Salzmann und Andreas Glarner.
Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass der innere Zirkel plötzlich einen Überraschungs-Kandidaten auffährt. So oder so dürfte das Coronavirus auch in der grössten Partei des Landes nicht nur wegen Martullos Maske weiter für heftige Diskussionen sorgen.