Coronavirus: SVP-Promis trommeln für die Booster-Impfung
Das Angebot, sich in Bundeshaus-Nähe mit Booster impfen zu lassen, fand grossen Anklang bei Parlamentariern. Insbesondere auch bei SVP-Vertretern.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Grippeimpftag der Parlamentarier interessierte vor allem eines: Die Booster-Impfung.
- Auch SVP-Parlamentarier wie Werner Salzmann und Thomas Hurter holten sich den 3. Piks.
- Der Booster sei empfehlenswert und helfe, verschärfte Massnahmen zu vermeiden.
Der Parlamentariergrippeimpftag findet seit Jahren im Herbst statt und erfreut sich jeweils auch grosser Beliebtheit. Nebst Influenza-Impfung ist 2021 mit im Angebot: Der Booster gegen Coronavirus. Überraschenderweise mutierte dieser derart zum Zugpferd, dass die Organisatoren darauf verzichten konnten, noch zusätzlich die Werbetrommel zu rühren.
Viele National- und Ständeräte fanden gestern ausschliesslich wegen dem dritten Corona-Piks den Weg in die improvisierten Impf-Boxen. «Nur» 53 Grippe-Impfungen wurden an die total 78 Parlamentarier verabreicht, bei 58 Boostern. Lies: Ein Drittel der Volksvertreter erschien gar nicht wegen dem eigentlichen Anlass und verzichtete dankend auf die Grippe-Impfung.
Unbedingte Empfehlung: «Wie bei den Säuli»
Zu ihnen gehört SVP-Ständerat Werner Salzmann, der allen, die wollen, den Booster «unbedingt» empfiehlt, um viele Erkrankungen zu verhindern. Er befürworte ja nicht eine Impfpflicht, sagt er an die Adresse der impfkritischen SVP-Wähler. Aber er komme aus der Landwirtschaft und sehe in der Impfung viele Vorteile: «Wir hatten Säuli daheim, Hühner, Kleintiere – wir haben immer alles impfen lassen.»
Als Kind habe er jede Impfung erhalten, wenn es ins Ausland ging, wurde man geimpft: «Das war eigentlich ganz normal», betont Salzmann. «Pocken-Impfung, Kinderlähmung konnte man ausrotten, aber ich verstehe Leute, die das aus irgendwelchen Gründen nicht machen können.»
Als Impf-Zauderer könnte man wohl auch FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann bezeichnen. Die Grippeimpfung mache er eigentlich nie, brauche er nicht, denn er habe ein «sehr, sehr gutes Abwehrsystem». Anders beim Coronavirus: «Den Booster hab ich selbstverständlich gemacht, denn das ist dringendst notwendig, damit wir genügend Abwehrkräfte haben.»
Der Eindruck, Parlamentarier kämen bevorzugt zum Booster, stimme hingegen nicht. «Es hat überall solche Zentren, man kann überall unangemeldet gehen, muss allenfalls etwas länger warten.» Er habe eh einen Termin in Zürich gehabt nächste Woche – jetzt könne er diesen Platz freigeben.
Moderna-Arm, Grippe-Arm, armer Thomas Hurter
Auch dass die halbe FDP heute wegen Impf-Nebenwirkungen ihren Arm nicht mehr bis zum Abstimmungsknopf bewegen könnten, glaubt Portmann nicht. «Bei mir wird das sicherlich nicht passieren – nehme ich an!» Gespannt sei er aber, wie die Kombi Pfizer-Grundimpfung und Moderna-Booster reagiere. «Aber ich glaube, auch das kommt gut.»
Besonders mutig wäre demnach SVP-Nationalrat Thomas Hurter, der morgen nicht nur einen Moderna-Arm, sondern auch noch einen Grippe-Arm riskiert. Er liess sich sowohl gegen Coronavirus und Influenza-Viren impfen, und das in den gleichen Oberarm. Kommt dazu: Hurter hat eigentlich Angst vor Spritzen. Doch selbst das konnte ihn nicht vom Gang zum Parlamentariergrippeimpftag abhalten.
So könne er wenigstens einen Arm sicher noch benutzen. Wenn er schon die Gelegenheit habe, auch noch den Booster zu erhalten, nutze er diese natürlich. Dass es heute viele SVPler im gleich taten, obwohl die SVP-Basis als impfkritisch gilt, tut Hurter mit einem Schulterzucken ab. Die Impfung sei wohl im Moment der zielführendste Weg, darum mache er das auch.
Und der Akt selbst: «Die Nadel macht nichts, den Stich spürt man gar nicht», ermutigt Salzmann die Spritzen-Phobiker. «Macht es einfach! Dann sind wir geschützt.» Ob man dabei quietscht wie ein Säuli, ist wohl ein individueller Entscheid.