Coronavirus: Taskforce empfahl Bundesrat den Lockdown
Die wissenschaftliche Taskforce berät den Bundesrat jeweils vor Entscheidungen. Nun macht sie publik, dass sie ihm deutlich schärfere Massnahmen empfohlen hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Taskforce macht publik, dass sie schärfere Massnahmen vom Bundesrat verlangt hat.
- Die Wissenschaftler schlugen vor, private Treffen auf zwei Haushalte zu begrenzen.
- Die Landesregierung beliess es derweil bei 2G-Regeln und Homeoffice-Vorschriften.
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus schnellt nach oben. Der neue Rekordwert von 13'000 Ansteckungen innerhalb eines Tages dürfte stark mit der nun dominanten Omikron-Variante zu tun haben.
Der Bundesrat hat auf diese erwartete Entwicklung am 17. Dezember reagiert. So kann seither bereits nach vier Monaten geboostert werden. Gleichzeitig haben zu Innenräumen wie Restaurants nur noch genesene und geimpfte Menschen Zutritt.
Taskforce wagt wieder Blick in die Zukunft
Im Vorfeld der weitreichenden Entscheide liess sich die Landesregierung wie so oft von der wissenschaftlichen Taskforce beraten. Seit den haarsträubenden Fehlprognosen im Frühling hält sich diese jedoch zurück mit öffentlichen Stellungnahmen.
Nun geht das Gremium unter dem Vorsitz von Tanja Stadler aber in die Offensive. Die Taskforce veröffentlicht in ihrer wöchentlichen «epidemiologischen Lagebeurteilung» ein Dokument, welches sie dem Bundesrat als Entscheidungsgrundlage lieferte. Dieses datiert vom Samstag, 11. Dezember 2021.
Wissenschaftler wollten Treffen mit mehr als 2 Haushalten verbieten
Darin warnen die Wissenschafter mit Verweis auf internationale Daten vor der Immunevasion der Omikron-Variante. Die Mutation werde gegen Ende Jahr dominant sein, heisst es weiter. Der R-Wert könne auf 2-3 steigen, wenn nichts unternommen werde.
Die Taskforce warnte den Bundesrat: «Einen derart rasanten Anstieg haben wir bislang nur Anfang März 2020 gesehen. Das wird dazu führen, dass es auch eine grosse Zahl Erkrankungen innerhalb kurzer Zeit geben wird.»
Entscheidend werde sein, wie gut Impfung und Genesung vor schweren Verläufen schützen. Dazu legt die Taskforce drei Szenarien vor: Gleicher Schutz wie bei Delta, reduzierter Schutz, oder tiefer Schutz.
Brisant: Selbst im besten Fall empfahl die Wissenschaft der Landesregierung, private Kontakte auf maximal zwei Haushalte zu begrenzen. Zusätzlich plädierte sie für die «Schliessung aller Lokationen, wo keine Maske getragen werden kann.» Konkret hätte das unter anderem einen Beizen-Lockdown bedeutet.
Parmelin: «Hatten Mut, nicht so weit zu gehen»
Die Taskforce räumt denn auch ein: «Diese Massnahmen gehen wegen der schnellen Ausbreitung von Omikron stark über die für Delta vorgeschlagenen Massnahmen hinaus.» Doch sie stiess beim Bundesrat nicht auf offene Ohren. Er beliess es bei neuen 2G-Regeln, einer Homeoffice-Pflicht und einigen weiteren Massnahmen.
In diesem Kontext wird auch klar, was Bundespräsident Guy Parmelin am Sonntag mit einer Äusserung ansprach. «Der Bundesrat hat den Mut gehabt, nicht so weit zu gehen, wie manchmal gefordert wurde», sagt er der «SonntagsZeitung».
Für den Bundesrat stelle ein Lockdown das «allerletzte Mittel», das man «möglichst vermeiden» will. Ob die Schweiz es mit offenen Restaurants durch den Winter schafft, wird sich zeigen. Sicher ist: Der Bundesrat trifft sich erst am 12. Januar wieder zu einer Sitzung.
Allerdings erklärte Sprecher André Simonazzi gegenüber Nau.ch, dass die Landesregierung auch jederzeit eine ausserordentliche Sitzung durchführen könne, wenn die Lage es erfordere. Bisher gibt es keine Hinweise darauf. Der Beginn des Jahres 2022 könnte dennoch ähnlich harzig sein wie 2021.