Coronavirus: Aufstands-Kantone schliessen Ski-Terrassen nun doch
Sechs Kantone rebellierten gegen die Verordnung, die das Coronavirus eindämmen sollte. Sie liessen ihre Ski-Terrassen offen. Nun geben sie sich geschlagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Sechs Kantone liessen ihre Ski-Terrassen weiterhin offen, nun geben sie nach.
- Auf Druck des Bundesrats schliessen sie die Terrassen, Uri bereits morgen Samstag.
- Am Donnerstagabend fand ein Austausch mit Gesundheitsminister Alain Berset statt.
Seit zwei Monaten schlürfen Skifahrer und Schlittler auf der Melchsee-Frutt OW oder Rigi SZ ihr Kafi Luz auf der Restaurant-Terrasse. Obwohl die Verordnung wegen des Coronavirus die Nutzung der Terrassen untersagt, kritisiert der Bund.
Sechs Kantone rebellierten gegen die Verordnung. Darunter die Zentralschweizer Kantone Schwyz, Uri, Nidwalden und Obwalden. Auch Glarus und das Tessin haben sich dem Aufstand angeschlossen.
Trotz klarer Anweisung des Gesundheitsministers Alain Berset, die Terrassen unverzüglich zu schliessen, gaben die Kantone bis Freitagmorgen nicht nach. «Es gibt gute Argumente, die sich Berset jetzt anhören sollte!», beschwerte sich der Schwyzer SVP-Regierungsrat Andreas Barraud am Donnerstagnachmittag bei Nau.ch.
Gesagt, getan. Noch am Abend fand ein Austausch der Aufstands-Kantone mit Berset statt. Was dort diskutiert wurde, bleibt noch hinter verschlossenen Türen.
Gegen Mittag kommunizierten nun alle sechs Kantone, dass sie sich für die Schliessung entschieden haben.
«Gespräche mit dem Bundesrat über Sitzgelegenheiten auf Terrassen von Takeaways in Skigebieten haben nicht die gewünschte Wirkung gezeigt.» Dies schreiben die Nidwaldner, die ihre Terrassen am Sonntagnachmittag schliessen.
Der Kanton Uri räumt seine Terrassen bereits am Samstag. Wie Gesundheitsdirektor Christian Arnold niedergeschlagen am Telefon erklärt, müssen Tische und Bänke weggeräumt werden. «Wo die Skigäste nun das Essen und Trinken konsumieren, gibt der Bundesrat nicht vor.»
Theoretisch dürfen die Skifahrer nun also auf den Terrassen am Boden ihre Takeaway-Wurst verspeisen, so Arnold. Der Bund will es ganz offensichtlich so.
Nidwalden und Schwyz räumen die Terrassen am Sonntag, Obwalden und Glarus ab Montag.
Das Recht auf ihrer Seite?
Die Kantone waren bis anhin überzeugt: Die offenen Skiterrassen seien «absolut legitim». Barraud etwa betonte, die Skigebiete seien schliesslich in der Hoheit der Kantone. Auch die Nidwaldner Gesundheitsdirektorin Michèle Blöchliger gab sich in den Tamedia-Zeitungen überzeugt, dass die Terrassen-Schliessung nicht zwingend sei. Die entsprechende Verordnung zum Coronavirus sehe dies nicht vor.
Ein Blick in die Verordnung, die am 18. Dezember in Kraft trat, zeigt, dass die Terrassen nicht wörtlich erwähnt werden. Daher machte Berset am Donnerstag an einer Pressekonferenz im Aargau seinem Ärger über die «Interpretation der Verordnung» Luft. «Gewisse Kantone stützen sich auf Interpretationen, die unserer Meinung nach nicht stimmen.»
Es sei zu früh, die Terrassen zu öffnen, betonte der Gesundheitsminister. Das müsse auch für die Skigebiete gelten, «sonst schafft man eine Wettbewerbsverzerrung».
«Kein Spielraum» bei Verordnung im Kampf gegen Coronavirus
Graubünden hatte bereits am Mittwoch an einer Pressekonferenz zum Coronavirus die Schliessung seiner Ski-Terrassen bekannt gegeben. Zwar stehe man voll und ganz hinter den Argumenten der Zentralschweizer Aufstands-Kantone.
Doch: «Ich stelle fest, dass die Fakten nicht zählen und der Bund ohne Faktenbasis entschieden hat», kritisierte Regierungsrat Marcus Caduff gestern. «Der Aufstand bringt nichts. Wir haben das Mögliche gemacht, müssen es aber akzeptieren.»
Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren GDK steht hinter dem Entscheid des Bundesrats. Wie die GDK am Donnerstag auf Anfrage festhielt, müssten Takeaway-Betriebe Menschenansammlungen vor Betrieben verhindern. «Es gibt also keinen Spielraum.»