Coronavirus: Was sagt das BAG zur Booster-Impfung und Seilbahnen?

Wegen der Zunahme an Impfdurchbrüchen rückt eine Auffrischung immer näher. Die Experten des Bundes informieren zur Lage rund um das Coronavirus live aus Bern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zuletzt wurden in der Schweiz mehr geimpfte Personen wegen Covid-19 hospitalisiert.
  • Während andere Länder bereits Booster-Impfungen verabreichen, wartet die Schweiz noch ab.
  • Die Experten des Bundes informieren über die neusten Entwicklungen live aus Bern.

Zwei Themen dominierten die Debatte vor dem wöchentliche Point de Presse mit den Experten des Bundes rund um das Coronavirus: Die Booster-Impfung und die kommende Wintersport-Saison.

Beide Themen wurden an der Medienkonferenz aufgenommen. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen:

- Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung beim BAG, pfeift die Seilbahnen zurück. Diese hatten am Mittag vermeldet, es werde keine Zertifikatspflicht geben in dieser Wintersaison.

«Mich überrascht, dass die Bergbahnen kundtun, dass dieser Entscheid bereits gefällt ist. Wir sind in Kontakt mit den Bergbahnen und den Wintersport-Orten. Am Schluss sind das weder das BAG noch die Bergbahnen, die das entscheiden. Das entscheidet der Bundesrat. Jetzt zu sagen, dass das so ist, finde ich ein bisschen vermessen.»

Coronavirus
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG, äussert sich an einem Point de Presse zur Covid 19 Situation, am 12. Oktober 2021, in Bern. - Keystone

- Bei der Booster-Impfung klingt es wie bereits vergangene Woche. Ein Gesuch liegt der Swissmedic vor und die Abklärungen laufen. «Ich kann Ihnen nicht sagen, wann es so weit sein wird», so Mathys.

- Der Zuger Kantonsarzt tritt Impf-Mythen entgegen. Nebenwirkungen der Impfung seien selten und die Covid-Impfung für die Anbieter kein Geschäft, betonte er. «Covid-19 ist keine Krankheit der Hochbetagten, es sind alle Altersgruppen betroffen. Die Impfung macht nicht unfruchtbar. Covid-19 kann aber zu Totgeburten führen.»

- «Wir lernen immer mehr über den klinischen Verlauf der Post-Covid-19-Erkrankung», sagte Milo Puhan von der Universität Zürich. Man wisse aber noch zu wenig, um wirksame Therapien gegen die Corona-Langzeitfolgen zu entwickeln.

Hier finden Sie das Protokoll zur Medienkonferenz

15.00: Die Abwasseranalyse zeigten, dass die Testergebnisse weiterhin zuverlässig das Infektionsgeschehen zeigten.

14.55: Wann können wir mit einer Normalisierung rechnen? Wenn es die epidemiologische Situation erlaube, so Mathys. «Aber wir sehen jetzt eine Trendwende. Jetzt zu öffnen wäre vermessen, wenn wir in einigen Wochen wieder Massnahmen treffen müssten.»

14.52: «Herzmuskelerkrankungen treten häufiger bei einer Covid-19-Erkrankung auf, als bei einer Impfung.» Die in Skandinavien beobachteten Krankheitsverläufe seien ausserdem sehr mild. Der Verzicht von Moderna-Impfungen bei jüngeren Menschen sei eine reine Vorsichtsmassnahme. Es gebe keinen Grund, diese gesamtschweizerisch umzusetzen.

14.50: Den Beitrag des Zertifikats auf die Fallzahlen lasse sich nicht quantifizieren, so Mathys. Ob es ausreichen wird, wenn es kälter wird, könne man nicht sagen. Ich gehe sicher davon aus, dass wir ohne Zertifikat oder andere begleitende Massnahmen wesentlich mehr Fälle hätten.»

14.49: «Mich überrascht, dass die Bergbahnen kundtun, dass dieser Entscheid bereits gefällt ist», so Mathys auf erneute Nachfrage.

«Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es wahrscheinlich vertretbar, aber das kann sich schnell ändern», so die Einschätzung von Milo Puhan, falls keine Zertifikatspflicht in den Bergbahnen gelten würde. Dann müsste allerdings die Maskenpflicht aufrecht bleiben.

14.45: Patrick Mathys doppelt nach: «Wir sind in Kontakt mit den Bergbahnen und den Wintersport-Orten. Es gibt gute Gründe zu sagen, dass verzichtet werden kann. Am Schluss sind das weder das BAG noch die Bergbahnen, die das entscheiden. Das entscheidet der Bundesrat

«Jetzt zu sagen, dass das so ist, finde ich ein bisschen vermessen.»

14.44: «Da sind die letzten Worte noch nicht gesprochen», sagt Hauri zur Entscheidung der Bergbahnen, auf ein Zertifikat zu verzichten.

14.43: Die Fragerunde beginnt. Mathys zur Booster-Impfung: «Die Abklärungen laufen, ich kann Ihnen nicht sagen, wann es so weit sein wird.»

14.29: Mayssam Nehme vom Universitätsspital Genf spricht über die Behandlung von Long-Covid-Patienten. Derzeit würde ihr Team 500 Patienten bei ihrer Genesung klinisch begleiten.

Coronavirus
Mayssam Nehme, Ärztin Innere Medizin am Universitätsspital in Genf. - BAG

14.16: Milo Puhan von der Universität Zürich stellt die neusten Erkenntnisse zu Long-Covid vor. Die WHO habe sich nun auf eine Definition der «Post-Covid-Erkrankung» geeinigt. Davon spreche man, wenn mindestens drei Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus weiterhin Symptome auftreten.

Milo Puhan
Der Epidemiologe Milo Puhan an einer Medienkonferenz zum Coronavirus. - Screenshot YouTube

Es gebe eine Vielzahl an Symptomen, die nicht alle gleich lange anhielten. Husten und Kurzatmigkeit gingen etwa schnell zurück. «Fatigue» und «Brainfog» gingen hingegen über die Zeit wenig zurück.

Man wisse zwar immer wie mehr über die Krankheit. Doch darüber, wie man die Patienten behandeln könne, wisse man nach wie vor zu wenig.

14.11: Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri spricht als Nächstes. Die Kantone bereiten sich auf die nationale Impfwoche vor. «Wichtig ist nun, dass alle, die grundsätzlich zu einer Impfung bereit sind, sich tatsächlich impfen lassen.»

Schon bald werde sich zeigen, ob die Impfrate, das Zertifikat und die Reihen-Tests eine weitere Welle verhindern können. Sollte dies nicht der Fall sein, werden statt eines Abbaus noch weitere Massnahmen nötig werden, etwa eine Verschärfung der Quarantänepflicht.

oberster kantonsarzt
Rudolf Hauri ist Oberster Kantonsarzt von Zug und Präsident der Kantonsärzte-Vereinigung. - Keystone

Hauri stellt ein paar Falschinformationen richtig:

- Covid-19 ist keine Krankheit der Hochbetagten, es sind alle Altersgruppen betroffen.

- Die Impfung ist sehr sicher, Nebenwirkungen treffen nur selten auf.

- Die Impfung macht nicht unfruchtbar. Covid-19 kann aber zu Totgeburten führen.

- Die Impfung ist für Leistungserbringer kein Geschäft.

Er wünsche sich baldige Klarheit im Hinblick auf eine mögliche Drittimpfung, sagte Hauri weiter. Er bekräftigte, dass die Kantonsärzte das Vorgehen der Zulassungsbehörde Swissmedic unterstützen.

Handlungsbedarf sieht der VKS-Präsident bei der Qualität von Tests: Es dürfe nicht sein, dass Menschen mit Zertifikaten auf Grundlage mangelhafter Tests eine falsche Sicherheit vorgegaukelt werde, so Hauri.

14.00: Wie gewohnt eröffnet Patrick Mathys den Point de Presse mit einer Einführung zur aktuellen Lage. Sie könne nach wie vor als gut bezeichnet werden, es näherten aber ein paar trübe Wolken.

Die Kantone Bern und Zürich würden noch die nationale Trendwende verhindern, denn in den restlichen Kantonen stiegen die Zahlen mehrheitlich bereits. Auch bei den Spitaleintritten kündigte sich eine Plafonierung der Zahlen an. Insbesondere in Kantonen mit niedriger Impfquote stiegen die Zahlen wieder.

Die Belastung auf den Intensivstationen bleibe mit 120 Covid-19-Patienten weiterhin hoch. Das Medianalter liege bei 57 Jahren.

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Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung beim Bundesamt für Gesundheit, will mit stärkeren Kontrollen den Missbrauch bei der Zertifikats-Erstellung verhindern. - Keystone

Die Anzahl der durchgeführten Corona-Tests sei zurückgegangen. Das Testvolumen habe in der letzten Woche deutlich abgenommen. Letzte Woche waren es rund 35'000 Tests. Nun seien es noch 24'000 Tests pro Tag. Gleichzeitig ist die Positivitätsrate angestiegen.

Der R-Wert nehme weiter zu und habe bereits den Wert 1 erreicht. Es zeichne sich nun also eine Trendwende ab und somit eine Verschlechterung der epidemiologischen Lage.

«Es gibt nach wie vor keinerlei Hinweis darauf, dass der Impfschutz abgenommen hat», so Mathys. Dieser liege weiterhin bei rund 90 Prozent. Die Trendwende in einigen Kantonen, kombiniert mit dem Schulbeginn und dem kalten Wetter, würde deutlich mehr Impfungen erfordern. «Es braucht mehr Impfungen, um Massnahmen lockern zu können.»

Folgende Fachleute nahmen teil:

- Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

- Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS

- Mayssam Nehme, Cheffe de clinique, Département de médecine de premier recours, Hôpitaux Universitaires Genève HUG

- Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Universität Zürich

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