CS-PUK: Karriere-Booster für «Bundesrat Glättli» oder «Bundesrätin Friedli»?
Die PUK zum Credit-Suisse-Skandal braucht einen Präsidenten oder eine Präsidentin. Ein Amt, das für höhere Weihen vorbereitet.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Parlament setzt aller Voraussicht nach eine PUK ein für den Credit-Suisse-Skandal.
- Ein PUK-Präsidium bringt viel Prestige.
- Einige Parlamentarier könnten davon sehr profitieren. Ein Kommentar.
Viermal gab es bereits eine PUK, eine Parlamentarische Untersuchungskommission. Teilweise mit harzigem Start und viel Kritik, aber immer mit mindestens einem Gewinner: dem Präsidenten. Wird dies auch bei der PUK zur Credit Suisse so sein? Die zu holenden Lorbeeren wären besonders lecker, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. Zur Hollywood-Karriere reicht es aber nicht, wie ein Blick auf Twitter zeigt.
Als PUK-Präsident hat man ausgesorgt
Die PUK zur Pensionskasse des Bundes von 1995 wurde vom damaligen Ständerat Fritz Schiesser (FDP/GL) präsidiert. Er hatte sich bereits zuvor mit dem Thema einen Namen gemacht. Nach der PUK avancierte er auch noch zum Ständeratspräsidenten. Für viele überraschend wurde er nach seiner Polit-Karriere auch noch zum Präsidenten des ETH-Rats ernannt, obwohl er Jurist und nicht Quantenphysiker ist. Das Amt hatte er dann ganze 12 Jahre lang inne.
Fünf Jahre zuvor war Ständerat Carlo Schmid (CVP/AI) zum Präsidenten der PUK gewählt worden, die die Vorgänge rund um die Geheimarmee P26 untersuchen sollte. Auch er wurde Ständeratspräsident, dann auch noch Parteipräsident, und stand im Ruf, seinen Heimatkanton 30 Jahre lang wie ein Fürst regiert zu haben. So lange war er in der Kantonsregierung, im Ständerat dagegen «nur» 27 Jahre.
Nach seinem Rücktritt gab er ein Comeback als Präsident der Elektrizitätskommission ElCom – dem Gremium, das solch vernachlässigbare Details wie «Strommangellagen» bewältigt. Auch Schmid hängte der Politik noch ein Dutzend Jahre Strippenzieherei auf anderer Ebene an.
«Dank» PUK zum Bundesrat
Noch besser machten es die beiden Vorgänger als PUK-Präsidenten: die Nationalräte Kurt Furgler (CVP/SG) 1964 mit der Mirage-Affäre und Moritz Leuenberger 1989 mit der Fichen-Affäre. Beide wurden nachmalig in den Bundesrat gewählt. Beide blieben nicht 12, sondern grad 15 Jahre im Amt.
Schöne Aussichten also für potenzielle Vorsitzende der Credit-Suisse-PUK. Wer könnte sich hier profilieren? Am ehesten jemand aus dem Nationalrat und dort aus der Wirtschafts- oder Finanzkommission. Zum Beispiel Grünen-Präsident Balthasar Glättli – der sich aber wohl besser um den Wahlkampf kümmern sollte.
In einer speziellen Ausgangslage befindet sich die SVPlerin Esther Friedli: Sie ist gerade eben noch Nationalrätin, aber eigentlich bereits als Ständerätin für den Kanton Sankt Gallen gewählt. Als Vizepräsidentin der Wirtschaftskommission wäre sie in einer guten Ausgangslage. Gleiches gilt für die Unternehmerin Magdalena Martullo-Blocher aus dem Nachbarkanton Graubünden.
Frau oder Welscher gefällig?
Friedli wäre die erste Frau an der Spitze einer PUK – aber das wäre wohl nicht die einzige Gleichstellungsforderung, die aufkommt. Die Westschweiz und das Tessin waren schliesslich auch noch nie dran. Hier würde sich zum Beispiel die Genfer SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz anbieten.
In der Finanzkommission könnte sich FDPler Alex Farinelli anerbieten – ihm könnte man ja gleich auch die Bundesratsambitionen absprechen. Zwei Tessiner wären mindestens einer zu viel, oder gar zwei, wenn man Links-Grün fragt.
Der Grüne Nationalrat Gerhard Andrey spricht zwar fliessend Deutsch, aber als Freiburger auch fliessend Französisch. Zudem wäre er wohl zumindest weniger kontrovers als Parteipräsident Glättli. Als IT-Unternehmer hat er gute überparteiliche Kontakte und fällt im Rat nicht als umstrittene Figur auf.
Auch ein PUK-Präsidium kann nicht alles
Dem Ruhm als PUK-Präsident sind offenbar aber doch Grenzen gesetzt. Das geht wohl unfreiwilligerweise aus einer aktuellen Mitteilung der Jungen SVP Kanton Bern hervor. Sie sucht – wohl für einen Spot «gemeinsam kalt Duschen gegen die Energiekrise» – noch Laienschauspieler. Diese sollten betontermassen nur von hinten den ehemaligen Bundesrätinnen Doris Leuthard und Simonetta Sommaruga ähneln. So teilt es Co-Präsident Nils Fiechter via Twitter mit.
Die beiden ehemaligen UVEK-Vorsteherinnen werden natürlich verantwortlich gemacht für die aus SVP-Sicht verfehlte Energiepolitik. Nicht mitduschen darf aber ein Moritz-Leuenberger-Double, obwohl der länger das UVEK geführt hat als die beiden Damen zusammen. Sorry, aber auch eine PUK macht da zu wenig sexy.
Dass die Junge SVP männerdiskriminierend wäre, müsste man aber dann doch infrage stellen. Schliesslich sucht sie für die Darstellung der entzückenden Rücken explizit «Schauspieler». Berechtigterweise, denn ob diese von hinten einer nackten Ex-Bundesrätin ähneln, vermag der geneigte Zuschauer eh nicht zu beurteilen. Was nun ganz andere Karriere-Chancen eröffnet: Wenn es nur noch um die Frisur geht, kann Sommaruga locker von Nils Fiechter dargestellt werden.