Der Frauenstreik ist einen Monat her – was hat sich verändert?
Am 14. Juni fand in der Schweiz der zweite, nationale Frauenstreik statt. Was hat sich seither bewegt? Eine erste Bilanz.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 14. Juni fand der zweite nationale Frauenstreik statt.
- Rund eine halbe Million Frauen und Männer gingen für mehr Gleichstellung auf die Strasse.
- Veränderungen sind sowohl in Politik, Wirtschaft als auch der Gesellschaft zu sehen.
Etwas mehr als einen Monat ist es nun her, dass die eidgenössischen Strassen sich violett färbten. Es war Frauenstreik. Über eine halbe Million Frauen und Männer forderten Gleichstellung. Und jetzt?
Was hat er gebracht, der zweite Streik Helvetias? Der Streik und die dadurch bereits Monate davor angestossenen Diskussionen haben die Räder des Umdenkens beschleunigt. Nicht nur in der nationalen und lokalen Politik, sondern auch in der Privatwirtschaft und der Gesellschaft. Beispiele gefällig?
Der Frauenstreik und das Stöckli
Der Frauenstreik fand während der parlamentarischen Sommersession statt. Direkt nach dem Streik diskutierte der Ständerat die Einführung von sogenannten Geschlechterrichtwerten.
Diese, so empfahl der Bundesrat, sollen in Geschäftsleitungen 20 Prozent betragen, in Verwaltungsräten 30. Obwohl der Ständerat als behäbig und zurückhaltend gilt. Obwohl FDP-Ständerat Andrea Caroni gar gegen die Richtwerte dichtete: Das Stöckli sagte ja zur Quote.
Der Frauenstreik und die Lokalpolitik
Auch die Lokalpolitik fordert Nägel mit Köpfen. In Luzern etwa verlangte ein Komitee von seinem Regierungsrat ein konkretes Programm. Inhalt: Wie Gleichstellungspolitik in der verbleibenden Legislaturperiode effizient vorangetrieben werden könne.
Aktuell bekommen frischgebackene Papis in der Schweiz einen Tag frei – für die Geburt. Das ist gleich lang, wie bei einem Umzug. Damit belegt die Schweiz in einer Studie des UNO-Kinderhilfswerks Unicef in Sachen Familienfreundlichkeit den letzten Platz.
Peinlich, fand die Manor – und erhöhte die Papi-Zeit für ihre Angestellten von zwei auf drei Wochen. Ganz freiwillig – und weil man weiss, damit dem Zeitgeist zu entsprechen.
Der Frauenstreik bewegt gesellschaftliche Standards
Im Anschluss an den Frauenstreik entliess das Kunstmuseum Basel zwei Frauen. Kündigungsgrund: Sie hatten am 14. Juni gestreikt. Der Fall wurde augenblicklich publik, der Aufschrei war riesig, der Image-Schaden für das Museum, das sonst eher mit seiner Picasso-Sammlung auffällt, grandios.
Die beiden Frauen bekamen ihre Jobs zurück. Und wir den Beweis: Frauen haben gelernt, sich zu vernetzen, zu wehren, füreinander einzustehen – und zu erkennen, dass frau so etwas erreicht.
Am 1. August will die SP zudem eine «Frauen-Volksinitiative» nachschieben. Online wird dazu bis zum 12. September über fünf verschiedene Themen abgestimmt werden können. Eines davon soll dann als Initiative aufs politische Parkett kommen.