Deshalb setzen Politiker jetzt auf Do-it-yourself-TV

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Im Vorfeld der No-Billag-Abstimmung warnen die Gegner vor einer einseitigen Medienlandschaft. Fakt ist: Immer mehr Politiker umgehen die Medien und machen selbst Fernsehen. SP-Nationalrat Cédric Wermuth erklärt die Gründe.

Cédric Wermuth sendet regelmässig via Facebook:  «Es wird immer schwieriger, zu den eigenen Anliegen in  den Medien ausführlich Stellung zu beziehen.»
Cédric Wermuth sendet regelmässig via Facebook: «Es wird immer schwieriger, zu den eigenen Anliegen in den Medien ausführlich Stellung zu beziehen.» - Facebook Cédric Wermuth

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Politiker setzen für ihre Kommunikation vermehrt auf eigene Kanäle.
  • Längst entwickeln Parlamentarier ähnliche Formate wie «Teleblocher».
  • SP-Nationalrat Cédric Wermuth sagt, es werde immer schwieriger, in die Medien zu kommen.

Vorreiter des Eigen-TVs ist alt SVP-Bundesrat Christoph Blocher. Kürzlich feierte sein «TeleBlocher» das zehnjährige Jubiläum, am Freitag erwartet seine Fans die 541. Folge der rund 30-minütigen Talkshow.

In den letzten Monaten sind Parlamentarier vermehrt auf den Sende-Zug aufgesprungen. Während unter anderem die Zürcher Ständeräte Ruedi Noser (FDP) und Daniel Jositsch (SP) schriftlich aus der Session berichten, setzen andere voll auf Bewegtbild.

SVP-Finanzchef Thomas Matter etwa präsentiert via Facebook regelmässig sein aufwändig produziertes Format «Die Sümpfe von Bern».

Thomas Matter SVP
Thomas Matter fällt immer wieder mit politischen Videos auf. Hier doziert er in seiner Sendung «In den Sümpfen von Bern». - Youtube Thomas Matter

Der Zürcher Nationalrat referiert während einigen Minuten darüber, was im Bundeshaus schief läuft, präsentiert simple Quizaufgaben oder lässt Parteikollege Christoph Mörgeli als Samichlaus verkleidet fiese Sprüche klopfen (Nau berichtete).

Ein anderes Konzept hat SP-Nationalrat Cédric Wermuth. Er setzt voll auf die Live-Komponente. Künftig will er den Bürgerinnen jeden zweiten Donnerstag um 21.30 Uhr für eine Stunde zur Verfügung stehen.

Wermuth: Eine Stunde am späten Abend

«Ich habe in der letzten Zeit vieles ausprobiert», erklärt der Aargauer. Die Erkenntnis sei, dass live zwar gut funktioniere, «allerdings braucht es dazu eine gewisse Sendedauer.» Und er hat seinen Talk bewusst spätabends terminiert, weil dann die meisten Leute Zeit hätten.

Doch wieso tun sich Politiker diesen Aufwand an? «Es wird immer schwieriger, zu den eigenen Anliegen in den Medien ausführlich Stellung zu beziehen», so Wermuth. Hinzu komme, dass die Bevölkerung nicht mehr an Polit-Events im öffentlichen Raum pilgern – schon gar nicht die Jungen.

Seine Partei scheint jedenfalls auf den Plan Wermuth zu setzen: Via Facebookseite der SP Schweiz nimmt er regelmässig zu Themen wie der No-Billag-Initiative Stellung.

Ähnliches plant auch SRF-Moderator Arthur Honegger, wie er heute ankündigte.

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