Diese Frauen wollen Journalisten als SRG-Chefin
Die SRG sucht einen neuen Chef. Ginge es nach den Schweizer Journalistinnen und Journalisten, sucht sie eine Chefin: Susanne Wille. Doch da ist ein Haken.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Umfrage unter Journalisten ergibt: Nächster SRG-Boss soll eine Frau sein.
- Insbesondere Susanne Wille sähen die Berufskolleginnen und -kollegen gerne an der Spitze.
- Offenbar erfüllt Wille aber nicht alle Wunschkriterien.
Die Zeitschrift «Schweizer Journalist:in» hat die Leserschaft um ihre geschätzte Meinung gebeten: Wer soll den Chefposten bei der SRG übernehmen, nach dem Rücktritt von Gilles Marchand? Das Verdikt – oder wohl eher: die Wunschliste – fällt ziemlich deutlich und doch sehr interessant aus.
Kronfavoritin Susanne Wille: Ist sie chancenlos?
Mit überwältigenden 45 Prozent der Antworten erreichte SRF-Kulturchefin und Ex-«10vor10»-Moderatorin Susanne Wille den Spitzenplatz. Sie erhält auch Bestnoten in den Bereichen «Kommunikation», «Teamplayer» und «Charisma». Die Sache hat nur einen Haken: Wie Headhunter Maurice Zufferey gegenüber «CH Media» bestätigte, kommen nur Personen infrage, die 500 oder mehr Personen geführt haben.
Dies würde auf Susanne Wille und ihre Kulturabteilung aber nicht zutreffen. Wohl aber auf Ladina Heimgartner und Doris Leuthard, die im Ranking auf die Plätze zwei und drei gesetzt werden. Heimgartner ist CEO von Ringier Medien, Leuthard ist ehemalige Medienministerin. Frauen scheinen generell hoch im Kurs zu sein, mit Larissa Bieler auf Rang vier. Die Swissinfo-Chefin würde aber ebenfalls an der 500-Personen-Hürde scheitern.
Männer und interne Favoritin abgeschlagen
Erst danach kommen die Männer ins Spiel: Ex-Journalist Jonas Projer, der allerdings gerade eben zum neuen Generalsekretär der FDP nominiert wurde. Dicht hinter ihm schon wieder ein Ex-Mitglied der Landesregierung: Alain Berset, der aber zuerst einmal bei der Wahl zum Präsidenten des Europarats scheitern müsste.
Wegen der 500-Personen-Limite und wegen der auffallenden Kürze des Stelleninserats kam sofort der Verdacht auf, dass SRG-intern der Entscheid schon gefallen sein könnte. Nämlich zugunsten der jetzigen SRF-Direktorin Nathalie Wappler. Sie liegt im Journi-Ranking lediglich auf Platz 8, noch hinter Radio-Pionier Roger Schawinski.
Hingegen hätte sie immerhin Erfahrung im Journalismus, im Gegensatz zu den Ex-Bundesräten. Und sie schneidet um Längen besser ab als drei weitere Männer: die Direktoren der rätoromanischen, französischen und italienischen Senderketten der SRG. Ganz grundsätzlich scheint man Deutschschweizer Kandidatinnen und Kandidaten zu favorisieren.
Die Ausnahmen sind der oben erwähnte Alain Berset und Christa Rigozzi, der man zutraut, ihr Studium in Kommunikationswissenschaften auch von Zürich aus in die Praxis umzusetzen.