E-Zigaretten sollen laut Tabak Gegnern mehr Nikotin enthalten
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will den Nikotinwert von E-Zigaretten gesetzlich festhalten.
- Tabak-Gegner fordern nun, dass der Wert fünf mal höher angesetzt wird.
- In der Gesundheitskommission des Ständerats sind heute Anhörungen dazu.
Der Boom bei den E-Zigaretten hat die Behörden etwas auf dem falschen Fuss erwischt. Eilends wurden neue Gesetze vorgeschlagen und der Detailhandel will von sich aus nur noch an Volljährige verkaufen. Die SBB plant, auch E-Zigis und Dampfzigaretten von den Perrons zu verbannen. Insbesondere die auf jugendlich getrimmte Marke Juul bereitete den Suchtexperten Sorgen.
Mehr Nikotin pro E-Zigarette
Per Gesetz soll der maximal erlaubte Nikotinwert auf 20 Milligramm pro Milliliter beschränkt werden. Doch jetzt fordern ausgerechnet Tabak-Gegner vom Ständerat, dass dieser Wert künftig fünf Mal höher sein darf, schreibt der «Bund». In der Gesundheitskommission des Ständerats werden die Gesundheitsexperten heute angehört.
Die Forderung: Jugendliche sollen durch ein striktes Werbe- und Verkaufsverbot vor Tabakprodukten und anderen Raucherwaren geschützt werden. Aber: Erwachsenen soll die E-Zigi dank höheren Nikotinwerten schmackhaft gemacht werden.
Paradoxer Gesundheits-Taliban
Zu den Verfechtern dieses Vorgehens gehört unter anderem auch Professor Thomas Zeltner von der Universität Bern. Der Mediziner ist ehemaliger Direktor des Bundesamts für Gesundheit und war damals als «Gesundheits-Taliban» bei der Tabak-Lobby ein rotes Tuch.
Die Argumentation für höhere Nikotinwerte in E-Zigaretten widerspricht seiner harten Anti-Tabak-Linie aber keineswegs. Denn nur mit genügend viel Nikotin werde die E-Zigarette attraktiv als Alternative zu herkömmlichen Zigaretten und als Ausstiegshilfe. Das sei immerhin besser als Tabak zu rauchen, der die Lunge mit Teer und anderen Schadstoffen belaste. Über die langfristigen Folgen des Konsums von E-Zigaretten ist allerdings noch wenig bekannt.