Exklusiv: SVP Präsident Albert Rösti verteidigt Wurm-Plakat

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Die SVP stellt ihre Gegner als Ungeziefer dar. Nun verteidigt Präsident Albert Rösti die Kampagne im Nau-Interview. Diese soll national omnipräsent sein.

SVP Plakat FDP
Die SVP um Präsident Albert Rösti stellt in ihrer neuen Wahlkampagne ihre politischen Gegner als Ungeziefer dar. Das sorgt für heftige Kritik. - Keystone SVP

Das Wichtigste in Kürze

  • In ihrer neuen Kampagne stellt die SVP die anderen Parteien als Würmer dar.
  • Selbst parteiintern sorgt das drastische Sujet für heftige Kritik.
  • Präsident Rösti verteidigt die Kampagne: «Es geht nicht um einen Schönheitspreis!»

Die SVP ist nervös und geht aufs Ganze. Auf ihrem neuen Plakat bezeichnet die grösste Partei des Landes ihre politischen Gegner durchwegs als Ungeziefer.

Das sorgt nicht nur für Empörung bei den anderen Parteien. Sondern auch für heftige Kritik im eigenen Lager. Steht Parteichef Albert Rösti wirklich hinter der Kampagne? Ist dieses Plakat tatsächlich der Kern des SVP-Wahlampfs?

Im Nau-Interview nimmt Rösti erstmals Stellung zur Kritik. Und er erklärt, wie das umstrittene Sujet überhaupt zustande gekommen ist.

Nau.ch: Albert Rösti, wie oft hat seit Sonntagmorgen ihr Telefon geläutet?

Albert Rösti SVP Wahlen
SVP-Chef Albert Rösti posiert für eine Foto auf dem Rütli. Im Interview verteidigt er die Wurm-Kampagne vehement. - Keystone

Albert Rösti: Es hat sich in Grenzen gehalten. Aber wenn jemand etwas von mir wollte, ging es natürlich meist um unser neues Plakat. Gemeldet haben sich vor allem Bürger ohne politisches Mandat. Einige haben zum gelungenen Sujet gratuliert. Der Tenor: «Endlich bringt ihr Pfeffer in den Wahlkampf!» Dazu kamen einige negative Reaktionen, weil die Bildsprache nicht allen gefällt.

Nau.ch: Pfeffer in den Wahlkampf zu bringen, ist das Eine. Politische Partner als Ungeziefer darzustellen, das Andere. Gehen Sie mit dem Sujet nicht zu weit?

Albert Rösti: Nein. Wenn wir in Bundesbern so weitermachen, werden Schweizer Werte unwiderbringlich zerstört. Das Sujet mit dem Apfel will drei Dinge zum Ausdruck bringen: Die unsäglichen Hinterzimmer-Diskussionen um das EU-Rahmenabkommen, das zu einer automatischen Übernahme von EU Recht führt, die Ignoranz gegenüber der ungebremsten Zuwanderung und der Raubzug auf das Porte-Monnaie der Bürger. Die Ständeratskommission sprach sich letzte Woche dafür aus, den Benzinpreis um 12 und den Ölpreis um 24 Rappen zu erhöhen.

SVP Extrablatt Klimateufel
Das Extrablatt der SVP mit dem Klimateufel aus Roger Köppels Wahlkampf an prominenter Stelle. - Nau

So zerstört das angeblich bürgerliche Parlament unter dem Deckmantel der Klimadiskussion unseren Mittelstand, ohne die Umwelt zu verbessern.

Nau.ch: Diesen Stil ist man sich von Ihnen nicht gewohnt. Auf wessen Mist ist die Kampagne gewachsen?

Albert Rösti: Es geht bei den Wahlen um den Inhalt und die Zukunft der Schweiz, nicht um Albert Rösti. Die Schweiz muss ihre Freiheit behalten - und das erfordert eine klare Sprache. Deshalb trage ich die Verantwortung für diese Kampagne. Was auffällt: Niemand wehrt sich gegen meinen Ausdruck «Komplott», wie ich ihn, in den letzten Wochen mehrfach unterstellt habe.

SVP Wahlen Albert Rösti
SVP-Präsident Albert Rösti spricht Klartext: «Ich trage die Verantwortung für diese Kampagne.» - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Das beweist, dass die anderen Parteien nur darauf warten, nach den Wahlen die Schweiz an die EU anzubinden. Es ist ja kein Zufall, dass die Mehrheit der aussenpolitischen Kommission des Nationalrats die Behandlung der EU-Ostmilliarde aus fadenscheinigen Gründen auf einen Termin nach den Wahlen verschoben hat.

Nau.ch: In der Fraktion heisst es, Thomas Matter übernehme immer mehr das Zepter.

Albert Rösti: Thomas Matter leistet u.a. mit dem Film Wahlkampf und den Parlamentinis sehr viel für die Partei. Immer geht es um das Ziel, eine freie und sichere Schweiz zu bewahren. Mit dem Rahmenvertrag wird die Schweiz zerstört.

SVP Wahlkampf Thomas Matter
Im neuen SVP-Werbefilm führt Nationalrat Thomas Matter Regie. Offenbar gewinnt er parteiintern an Einfluss. - Screenshot SVP

Die SVP muss dafür aufrütteln. Dazu dient auch die Plakatkampagne. Dies verantwortet die Parteispitze, unterstützt von der Wahlkampf-Leitung um Kollege Adrian Amstutz.

Nau.ch: Hinter der Kampagne steht also Alexander Segert mit seiner Werbeagentur Goal.

SVP Goal Alexander Segert
Hinter der SVP-Kampagne steht auch die Werbe-Agentur Goal von Alexander Segert. - Keystone

Albert Rösti: Es ist bekannt, dass uns die Firma Goal auch in diesem Wahlkampf unterstützt.

Nau.ch: Was sagen Sie Parteikollegen wie Claudio Zanetti oder Thomas Hurter, welche die Bildsprache offen kritisieren?

Albert Rösti: Dass es jetzt darum geht, die Spiele der anderen Parteien hinter den Kulissen, die uns nach den Wahlen an die EU anbinden wollen, die Zuwanderung nicht bremsen und die Steuern und Gebühren erhöhen werden aufzudecken..

SVP Thomas Hurter Plakat
«Niemand versteht die Botschaft dieses unsensiblen Plakats»: SVP-Nationalrat Thomas Hurter kritisiert das Sujet seiner Partei scharf. - Keystone

Das wollen auch die genannten Kollegen nicht. Es geht am 20. Oktober auch nicht um einen Schönheits-Preis für ein Plakat, sondern um die Zukunft der Eidgenossenschaft.

Nau.ch: War Ihnen bewusst, dass der nationalsozialistische «Stürmer» 1931 das selbe Apfel-Motiv benutzte, um Juden zu diskreditieren?

Albert Rösti: Das ist ein ganz billiges Ablenkungsmanöver. Genau jene, die solche Nebenschauplätze eröffnen, lenken ab von Zuwanderung und Rahmenvertrag. Wir wollen bloss unsere Schweiz bewahren. Es ist wirklich traurig, dass der Holocaust für ein solch absurde Vorwürfe missbraucht wird. Das ist meiner Meinung nach eine Verharmlosung dieses historischen und grauenhaften Massenmords.

Die Leute, die uns das vorwerfen, kennen offenbar auch die Geschichte nicht. Im Gegensatz zu damals wollen wir keinen Umsturz, sondern die direkte Demokratie, die bewährte und erfolgreiche Schweiz erhalten.

Nau.ch: Manche in der SVP gehen davon aus, dass Sie das Wurm-Plakat nur zu Aufmerksamkeits-Zwecken verbreiten. Wird es auch wirklich an den grossen Bahnhöfen zu sehen sein?

Albert Rösti: Ja. Ab nächstem Montag wird das Apfel-Plakat in der ganzen Schweiz sehr präsent sein. Es ist im Interesse der Schweiz, dass darüber gesprochen wird. Denn beim Rahmenabkommen geht es wirklich um alles – Freiheit, Souveränität, Demokratie.

Nau.ch: Kommen noch neue Sujets bis zu den Wahlen oder wars das von der SVP?

Albert Rösti: Lassen Sie sich überraschen.

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