SVP streitet über Wurm-Plakat für Wahlen 2019
Mit einem hässlichen Wurm-Plakat attackiert die SVP ihre politischen Gegner. Derweil zerfleischt sich die Rechts-Partei vor den Wahlen selbst.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP stellt in ihrer neuen Kampagne die politischen Gegner als Würmer dar.
- Selbst prominente Fraktionsmitglieder wussten nichts davon und sind stinksauer.
Zwei Monate vor den eidgenössischen Wahlen wird die Schlacht um Bern dreckig. Mit einem wüsten Ungeziefer-Plakat greift die wählerstärkste Partei des Landes all ihre politischen Gegner an.
Der Aufschrei der anderen Parteien folgte sofort. Doch am meisten zu reden gibt das neue Plakat in der SVP selbst. Bei der Sünneli-Partei ist endgültig Feuer im Dach.
Denn selbst prominente Fraktionsmitglieder wussten vor Publikation des Sujets nichts davon. Und können am Tag danach bloss den Kopf schütteln.
SVP-Nationalrat: «Daneben und unsensibel»
Aus Angst vor Vergeltungs-Massnahmen wollen viele Nationalräte nicht namentlich zitiert werden. Mehrere Parlamentarier wundern sich jedenfalls über die Bildsprache. «Das ist definitiv nicht die Handschrift von Albert Rösti», sagt jemand.
Offen äussert sich Nationalrat Thomas Hurter. Der ehemalige Bundesratskandidat der Volkspartei findet das Plakat «daneben und unsensibel.»
Die «pure Schlechtmacherei» des politischen Gegner sei «nicht unser Schweizer Stil», so Hurter zu Nau. «Ausserem versteht man auch die inhaltliche Botschaft nicht. Da kommt niemand draus», sagt der Nationalrat weiter.
SVP will offenbar an Plakat festhalten
Bereits am Sonntag meldeten sich auch namhafte Kantonal-Politiker zu Wort. Pascal Messerli, Fraktionschef der SVP Basel-Stadt, bezeichnete das Plakat als «schlecht und ungeschickt».
Ich finde das Ungeziefer-Plakat der SVP schlecht und ungeschickt. Ich bin im Grossen Rat immer für eine harte und scharfe Debatte zu haben, jedoch geht das aus meiner Sicht zu weit. Unsere politischen Gegner sollten wir nicht menschlich bekämpfen!
— Pascal Messerli (@MesserliPascal) August 18, 2019
Der Schaffhauser SVPler Pentti Aellig appellierte direkt an den nationalen Parteichef. «Lieber Albert (Rösti), stoppe dieses Sujet», schreibt er auf Twitter.
Lieber Albert. In SH haben wir auch deshalb einen SVP-Wähleranteil von 35%, weil wir auf solche Plakate verzichten. Denk an all die überparteilichen Kommissionen & Listenverbindungen - und stoppe dieses Sujet. Schöner Sonntag noch. #AlbertRösti @SVPch pic.twitter.com/81EVCgAyPW
— Pentti Aellig (@PenttiAellig) August 18, 2019
Auch Nationalrat Claudio Zanetti teilte seine Bedenken bezüglich des Sujets mit der Weltöffentlicheit und erhielt dafür viel Zuspruch.
Das auf dem Bild sind weder Linke noch Nette. Das ist Gewürm, das man ausrottet. Was versprecht Ihr euch von dieser unsäglichen Bildsprache? Wer soll einen da noch ernst nehmen?
— Claudio Zanetti (@zac1967) August 18, 2019
Bisher macht die SVP aber keine Anzeichen, sich vom Wurm-Sujet zu distanzieren. So erklärte etwa Fraktionschef Thomas Aeschi bei Tele Züri, dass man daran festhalten wolle.
Ihm sei auch nicht bewusst gewesen, dass der nationalsozialistische «Stürmer» das Sujet 1931 vor Hitlers Machtübernahme publiziert habe.