FDP-Präsidentin Petra Gössi nimmt Stellung zum Umfrage-Tief
Die FDP fällt gemäss Wahlbarometer doch noch ins Minus bei der Wählergunst. Schuld sei die Klimapolitik. Parteichefin Petra Gössi nimmt im Interview Stellung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die FDP verliert im neusten Wahlbarometer 1,2 Prozent gegenüber den Wahlen 2015.
- Grund sei ausgerechnet die neue, grünere Haltung zum Klimawandel.
- Parteipräsidentin Petra Gössi nimmt Stellung zu den Aussichten für die Wahlen.
Noch im September jubelte FDP-Präsidentin Petra Gössi über die damaligen Umfragewerte. Das Wahlbarometer der SRG mit 0,5 gewonnen Prozentpunkten zeige, dass die FDP im Aufwind sei. «Das hat damit zu tun, dass wir uns dem Umwelt- und Klimathema angenommen haben», konstatierte Gössi. Fünf Wochen später dann der Dämpfer: Die FDP fällt 1,2 Prozent ins Minus.
Als Grund sehen die Umfragemacher ausgerechnet den obenerwähnten Klimakurs. In der Herbstsession habe die FDP konkret Stellung beziehen müssen beim CO2-Gesetz. Die Klimafrage spalte aber die FDP-Wählerschaft: Den einen ist der neue, grünere Kurs zu forsch, den anderen zu zögerlich. Viele wählen dann lieber gleich SVP, einige wenden sich den Grünliberalen zu, die FDP verbleibe in einem kaum lösbaren Dilemma.
Nau.ch: Auf was führen Sie diesen Rückgang zurück?
Petra Gössi: Das aktuelle Umfeld und die Themenlage sind sicher schwierig für eine liberale Partei, die auf Innovation statt Verbote setzt. Aber Umfragen sind nur Umfragen. Wir lassen uns nicht unterkriegen, sondern nehmen diese Zahlen als zusätzliche Motivation für die Schlussmobilisierung.
#Gemeinsamweiterkommen statt links ausrutschen. Malen wir den 20. Oktober 2019 blau an und überholen wir gemeinsam die @spschweiz! Deine Stimme macht den Unterschied. Machen wir es möglich. (PG) #jetztFDPwählen #WahlCH19 #CHwill pic.twitter.com/NAKobX8uVc
— Petra Gössi (@PetraGoessi) October 8, 2019
Nau.ch: Was sagen Sie zur Interpretation, dass Sie sich mit dem starken Fokus auf das Umschwenken in der Klimapolitik in ein Dilemma reingeritten haben?
Petra Gössi: Wir haben nie gesagt, dass wir uns dem Themenkomplex Umwelt und Klima wegen den Wahlen zuwenden, sondern weil wir die Verantwortung haben, den nachfolgenden Generationen eine intakte Lebensgrundlage zu hinterlassen. Nichtstun war und ist keine Option und würde uns noch viel teurer kommen! Unsere Basis, alle Gremien und die Delegiertenversammlung haben entsprechend auch unsere Position klar gutgeheissen. Viele Menschen denken bei Klimapolitik aber immer noch automatisch an Verbote, Verzicht und übertriebene, sozialistische Träumereien, wie sie von Grünen, GLP und SP propagiert werden. Aber: Die FDP ist die Alternative.
Nau.ch: Was kann die FDP jetzt noch retten?
Petra Gössi: Umfragen sind Umfragen. Wir lassen uns nicht unterkriegen, sondern nehmen diese Zahlen als zusätzliche Motivation für die Schlussmobilisierung. Die Umfrage ist eine Chance, unserer Kampagne zusätzlichen Schub zu verleihen. Es braucht noch einmal einen besonderen Einsatz, denn über 60 Prozent der Wählerinnen und Wähler haben ihren Wahlzettel noch nicht eingeworfen. Wir sind topmotiviert für eine liberalere und fortschrittlichere Schweiz zu kämpfen.
Nau.ch: Befürchten Sie einen Angriff auf einen der beiden Bundesratssitze der FDP?
Petra Gössi: Nein, denn kurzfristige Umwälzungen bei Wahlen begründen noch keine neuen Ansprüche. Parteien müssen sich über mehrere Wahlen beweisen. Die SVP musste auch vier Jahre warten.