Fenster auf: BAG lässt Experten bei Luftqualität ins Leere laufen

Elisa Jeanneret
Elisa Jeanneret

Bern,

Die USA investieren Millionen in Infrastruktur für eine bessere Innenluft. Schweizer Fachleute fordern dasselbe hier, doch das BAG sieht keinen Handlungsbedarf.

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Im Hintergrund: Ein Schulzimmer der Wirtschaftsschule KV Zürich wird gelüftet, März 2021. Für das BAG, geleitet von Direktorin Anne Lévy (im Bild), soll das weiterhin die einzige Covid-Schutzmassnahme bleiben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Verschiedene Fachpersonen fordern vom Bund Massnahmen für eine bessere Luftqualität.
  • Das ist eine zentrale Schutzmassnahme gegen eine Infektion mit dem Coronavirus.
  • Das BAG empfiehlt jedoch nach wie vor nur regelmässiges, kräftiges Lüften.

Die Schweiz ist seit einigen Wochen komplett maskenfrei – das wird auch so bleiben, vorerst wohl bis im Herbst. Die Massnahmen, die die Behörden nach wie vor empfehlen, um sich vor einer Infektion zu schützen, sind einfach: Hände waschen und regelmässiges Lüften. Mittlerweile ist bekannt, dass letzterer Tipp wohl mehr bewirkt als ersterer.

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Die Atemluft eines ausatmenden Mannes ohne Mundschutz wird bei einem Versuch der Universität der Bundeswehr München erfasst und farblich dargestellt. Die Aerosole werden immer mehr in den Fokus gerückt im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Foto: Christian Kähler/Universität der Bundeswehr München/dpa - dpa

Die Übertragung von Covid-19 geschieht über den Luftweg. Deswegen waren Masken sehr wirksam als Schutzmassnahme. Und deswegen machen sich viele Menschen mindestens seit Beginn der Pandemie Sorgen um ihre Luftqualität.

«Zeit, über Luft zu reden»

Das ehemalige Covid-Taskforce-Mitglied Dominique de Quervain plädiert auf Twitter regelmässig für mehr Massnahmen, insbesondere als Schutz gegen Long Covid. Er teilte vor einigen Tagen eine Medienmitteilung der US-Regierung. «Die US-Regierung hat die Bedeutung der Aerosolübertragung von SARS-CoV-2 erkannt und investiert in saubere Luft», schreibt de Quervain.

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Die USA investieren viel Geld in die Eindämmung von Covid-19 an Schulen. Das verläuft auch über die Luftqualität. - Screenshot Twitter

Samia Hurst-Majno, die bis zur Auflösung der Taskforce-Vize war, kommentierte daraufhin: «Als die Cholera bei unseren Vorfahren war, haben sie nach einiger Zeit allen empfohlen, ihr Wasser zu kochen. Aber dann haben sie in eine kollektive Trinkwasserinfrastruktur investiert.» Es sei jetzt Zeit, über Luft zu reden, so Hurst-Majno.

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Samia Hurst, Vize-Präsidentin der Task Force spricht an einem Point de Presse zu Covid 19, am Dienstag, 21. September 2021. (KEYSTONE/Anthony Anex) - Keystone

Die US-Regierung empfiehlt in der Medienmitteilung – ähnlich wie die Schweizer Regierung – regelmässig zu lüften. Es sei «der Schlüssel», saubere Aussenluft nach innen zu bringen. Für Schulen hat die Administration von Joe Biden jedoch finanzielle Unterstützung vorgesehen. Schulen, Colleges und Universitäten können mit Staatsgeldern CO2-Messgeräte kaufen oder in neue Ventilationssysteme investieren.

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«Lunchtime» für eine Kindergartenklasse in Chicago, Januar 2021. - Keystone

«Effiziente Ventilation ist ein wichtiger Teil der Covid-19-Prävention», schreibt das Bildungsdepartement. Insgesamt habe der «American Rescue Plan» 122 Milliarden Dollar für die Coronavirus-Prävention vorgesehen. Ein Teil davon sei für die Verbesserung der Innenluftqualität.

Im Moment bleibt es beim Lüften

Zeit also, über die Luft zu reden? Auf Anfrage verweist das BAG auf seine Webseite «Frische Luft für wache Köpfe». Sie wurde eigens zur Verbesserung der Luftqualität in Schulzimmern aufgebaut. Lehrpersonen und Klassen haben dort Zugriff auf einen Lüftungssimulator sowie Tipps.

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Ein Ausschnitt von der Webseite «Frische Luft für wache Köpfe», ein Programm des Bundes für eine besser Luftqualität in Schulzimmern. - Screenshot schule-lueften.ch

«Wir empfehlen weiterhin das regelmässige Lüften», schreibt ein Mediensprecher. Das BAG habe zudem schon früh Empfehlungen zum verstärkten Lüften ausgesprochen: Das sei «zentral». Weniger zentral sind allerdings CO2-Messgeräte, die aber «in bestimmten Fällen sinnvoll» sein könnten.

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Ein CO2-Messgerät misst die Luftqualität: Die Aussenluft hat normalerweise 400 ppm CO2, der Wert dürfte in Innenräumen nicht 1400 ppm überschreiten. - Keystone

Die Empfehlungen punkto Luftqualität in Innenräumen würden laufend an die wissenschaftliche Evidenz gebunden angepasst, so der Sprecher weiter. «Die konkreten Empfehlungen für den kommenden Herbst werden abhängig von der Entwicklung der epidemiologischen Lage bestimmt.»

Lüften Sie seit der Corona-Pandemie regelmässiger?

Bauliche Massnahmen, etwa das Ersetzen oder Einbauen von Ventilationssystemen, erfordere mehr Zeit. Das BAG hält aber fest: «Die Frage, wie den Herausforderungen für die Gebäudetechnik durch Infektionskrankheiten langfristig begegnet werden soll, ist ebenfalls Teil unserer Arbeit.»

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