Fifa-Boss Gianni Infantino kanzelt Sonderermittler des Bundes ab
Zum erzwungenen Rücktritt des ausserordentlichen Bundesanwalts Stefan Keller findet Fifa-Präsident Gianni Infantino deutliche Worte.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ausserordentliche Bundesanwalt Stefan Keller tritt zurück.
- Er untersuchte die Geheimtreffen von Fifa-Boss Infantino mit der Bundesanwaltschaft.
- Nachdem ihn das Bundestrafgericht zurückpfiff, redet Infantino Klartext.
Im Nachgang zum Fifa-Kongress heute Nachmittag in Zürich hat sich Fifa-Präsident Gianni Infantino zum ausserordentlichen Bundesanwalt Stefan Keller geäussert. Dieser hat die Untersuchung geleitet, inwiefern der ehemalige Bundesanwalt Michael Lauber sich strafbar machte im Zusammenhang mit nicht-protokollierten Treffen zwischen ihm und Infantino. Diese Woche wurde bekannt, dass dieser sein Mandat niederlegt, nachdem ihn das Bundesstrafgericht zurückgepfiffen hatte.
Jurist Infantino: «Der Entscheid ist so klar»
Keller wirft dem Bundesstrafgericht vor, das Urteil sei schlecht begründet und nicht unabhängig gefällt worden. Auf entsprechende Fragen von Nau.ch kontert nun Gianni Infantino. «Der Entscheid ist so klar, ich habe selten einen so klaren Entscheid eines Bundesstrafgerichts gelesen».
Er habe ja selbst einst Jus studiert und «ein paar Dinge lesen müssen». Für Infantino ist die Angelegenheit damit aber nicht etwa abgeschlossen. Er hoffe, dass die Angelegenheit endlich untersucht werde.
Wiederholte Vorwürfe an Stefan Keller: «Da war nichts»
Infantino spielt damit auf Punkte an, die die Fifa schon in der Vergangenheit bemängelt hatte. «Bis heute weiss ich immer noch nicht, was in diesen ominösen Anzeigen gegen mich steht.» Auch nach einem Jahr sei er noch nicht informiert worden. Das sei nicht korrekt.
Er hoffe, dass es nun zügig weitergehe. Eins müsse jedem einzelnen klar sein: «Es ist unmöglich, das man, wenn man den Bundesanwalt trifft, etwas auch nur im Entferntesten Illegales tun kann.» Infantino hofft einerseits, dass die Geschichte bald erledigt ist. Aber auch: «Dass allen klar wird, dass alles nichts war.»
Geheime Treffen von Fifa und Bundesanwalt
Dem damaligen Bundesanwalt Michael Lauber waren die Treffen mit Gianni Infantino zum Verhängnis geworden. Weil er sich in Widersprüche verstrickte, hob das Parlament schliesslich seine Immunität auf und wollte der Sache auf den Grund gehen. Der ausserordentliche Bundesanwalt Stefan Keller, vom Parlament eingesetzt, nahm seine Arbeit auf, doch schon bald stutzten unabhängige Beobachter und Juristen. Vieles war zumindest seltsam, einiges sorgte für Stirnrunzeln und aufleuchtende Warnlampen.
Üblicherweise erfährt man von Untersuchungsbehörden wenig, stets mit der Begründung, es handle sich um ein laufendes Verfahren. Keller dagegen kommentierte freimütig sein Vorgehen via Medienmitteilungen, seine eigentlichen Ziele blieben nichtsdestotrotz diffus. So befragte Keller ausgerechnet Gianni Infantino nie, dafür ex-Uefa-Präsident Michel Platini und ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter. Diese haben mit der Affäre um ex-Bundesanwalt Lauber nichts zu tun, dafür aber mit Fifa-Fällen wie dem berüchtigten Privatjet-Flug aus Surinam.
Solche Dinge hätte Sonderermittler Keller ebenfalls gerne untersucht. Das hat ihm aber im März das Bundesstrafgericht verboten, da dies nicht Teil seines Mandats und ausserhalb seiner Kompetenz sei. Anfang Mai entschied das Bundesstrafgericht zudem, dass Keller befangen sei und keinerlei Untersuchungen gegen Infantino führen dürfe. Weil nun Keller bezüglich der Lauber-Infantino-Gespräche nur noch mit Lauber reden durfte, trat er diese Woche von seinem Mandat zurück.