Fifa-Hauptsitz: Kontakt mit Bundesrat «praktisch inexistent»
SVP-Nationalrat Roland Büchel hat den Eindruck: «Viola Amherd schläft!» Derweil buhlt Frankreich darum, den Fifa-Hauptsitz von Zürich zu erben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fifa hat den Hauptsitz Zürich aus den Statuten gestrichen.
- Kontakte zwischen Fifa-Präsident Infantino und Bundesbern seien «praktisch inexistent».
- SVP-Nationalrat Roland Büchel will wissen, was der Bundesrat plant: «Amherd schläft!»
Wer weiss schon, was die Fifa will? Da müsste man ja fast … Gianni Infantino fragen. Genau das tue der Bundesrat aber offenbar nicht, vermutet SVP-Nationalrat Roland Büchel. Obwohl die Fifa gerade eben ihre Statuten geändert und Zürich als Hauptsitz gestrichen hat.
Frag den Infantino
Als Sportmanager und ehemaliger Marketingverantwortlicher von Fifa-Turnieren hat Büchel genau das getan: mit Gianni Infantino gesprochen. «Einflussreiche Funktionäre machen Druck: Sie wollen weg aus der Schweiz oder zumindest weg aus Zürich.» Da sollte doch Sportministerin Viola Amherd hellhörig werden.
Auch gegenüber Büchel hat Gianni Infantino nicht verraten, wo die Fifa in Zukunft ihren Hauptsitz haben könnte. Aber auch nicht versprochen, dass er in Zürich bleiben werde. «Er sagt ganz klar: Der Kontakt in den Bundesrat ist praktisch inexistent – aber zum Beispiel mit Frankreich auf höchster Regierungsebene vorhanden.»
Drei Vorstösse: Was macht eigentlich der Bundesrat?
Nicht nur der Kontakt: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Infantino samt Entourage vor einer Woche auch in den Élysée-Palast eingeladen. Inklusive drei Minister und Pariser Stadtpräsidentin, denn man hatte zu feiern. 120 Jahre Fifa – obwohl diese seit fast 100 Jahren ihren Sitz in Zürich hat.
Roland Büchel macht die Funkstille von Sportministerin Amherd oder Stadtpräsidentin Corine Mauch stutzig. «Mein Eindruck ist: Amherd und Mauch schlafen. Man kann Infantino und die Fifa auch nicht gut finden. Aber man muss reden miteinander.»
Also hat Büchel gleich drei Fragen für nationalrätliche Fragestunde am kommenden Montag eingereicht. Er will wissen, wann sich Amherd zum letzten Mal mit Infantino getroffen hat. Am Montag tat Amherd nämlich im Ständerat kund, sie treffe sich regelmässig mit IOK-Präsident Thomas Bach. Das Internationale Olympische Komitee hat seinen Sitz in Lausanne.
Oder eine Schweizer Stadt statt Zürich?
Weiter will Büchel wissen, ob die Schweiz oder Zürich auch ein Standortmarketing für Sportverbände betreiben. So wie der Kanton Waadt es tut. Denn, so die dritte Frage: Es könnten ja auch andere Schweizer Städte für den Fifa-Hauptsitz infrage kommen. «Lausanne, Lugano, Zug oder St. Gallen», heisst es im Vorstoss. Hat der Bundesrat Kenntnis von solchen Bestrebungen?
Ob in Zürich oder sonst wo künftig der Weltfussball regiert – Roland Büchel will wissen, was läuft. Klar, die Fifa hat wegen ihrer Korruptionsaffären ein angekratztes Image. Aber: «Ich würde als Bundesrat abklären, ob die Fifa-Spitze ihren Laden nun im Griff hat.»
Büchels Ansicht nach gibt es klare Verbesserungen: «Alle damals korrupten Fifa-Offiziellen sind mittlerweile nicht mehr im Amt.» Aber ein An-die-Fifa-Klammern um jeden Preis ist dann auch wieder nicht sein Ding. «Wenn ein anderes Land irgendwelche Luxus-Versprechen macht, können und dürfen wir nicht mitziehen. Wenn es aber darum geht, dass man hierzulande nicht einmal mit den Leuten redet, dann haben wir ein Problem.»