Finanzkontrolle kritisiert BAG wegen Corona-Impf-App

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat fehlende Transparenz bei der Vergabe einer Corona-Impf-Applikation durch die Bundesbehörden festgestellt.

Coronavirus Finanzkontrolle BAG
Impfwillige Personen melden sich im Empfangsbereich im Impfzentrum Bernexpo an, am 10 Mai. 2021. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) kritisiert das BAG wegen der Corona-Impf-App.
  • Die EFK hat Schwachpunkte bei Vergabe der Applikation durch die Bundesbehörden festgelegt.
  • Die Impftermin-Buchungssoftware hat über 11 Millionen Franken gekostet.

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat die freihändige Vergabe der Impf-Applikation für das Coronavirus untersucht. Sie hat dabei zahlreiche Versäumnisse und Schwachpunkte auf Seite des Bundesamts für Gesundheit (BAG) festgestellt. Im am Montag publizierten Bericht ist die Rede von nicht nachvollziehbaren verrechneten Leistungen.

Unvollständige Unterlagen beim BAG

Insbesondere kritisiert die EFK fehlende Transparenz bei der Kostenabrechnung für die Beschaffung eines Anmelde-, Registrier- und Terminsystems mit Impfdokumentation. Es geht um einen Gesamtumfang von rund 11 Millionen Franken. Die EFK hält im Bericht etwa fest, dass wegen der unvollständigen Unterlagen die Auswahl der Lieferanten nicht lückenlos nachvollziehbar sei.

Coronavirus Impfung Verzögerung
Ein Bürger sitzt nach der Coronaimpfung im Ruheraum des Impfzentrums Bern. (Symbolbild) - Keystone

Ebenfalls könne das BAG nicht abschliessend darlegen, wie die Folgeaufträge im Wert von insgesamt 10,2 Millionen Franken zu rechtfertigen seien. Eine Verhandlung über die Konditionen hat gemäss EFK nicht stattgefunden. Die offerierten Tagessätze für Entwicklungs-, Übersetzungs- und Supportleistungen seien mit zwischen 1500 und 2000 Franken als hoch einzuschätzen.

«Nicht nachvollziehbare» Rechnung über 2 Millionen Franken

Im zweiten Semester 2021 hätten die Leistungserbringer Leistungen im Umfang von circa zwei Millionen Franken verrechnet. Angesichts der in diesem Zeitraum entwickelten Funktionalitäten seien diese «nicht nachvollziehbar».

Verstehen Sie, dass das BAG angesichts der Dringlichkeit sich nicht an die definierten Abläufe gehalten hat?

Eine inhaltliche Kontrolle der in Rechnung gestellten Leistungen könne zudem nicht vorgenommen werden. Es lägen keine Arbeitsrapporte vor, obwohl die Lieferanten vertraglich zur Ablieferung von solchen verpflichtet gewesen wären. «Das BAG hat diese nie angefordert, sodass de facto keine inhaltliche Rechnungsprüfung stattgefunden hat.»

Über mehrere Monate seien auch Pauschalbeträge in der Höhe von jeweils rund einer halben Million Franken in Rechnung gestellt worden. Die Leistungen hätten vertraglich nach Arbeitsaufwand abgerechnet werden müssen. Auch dort habe das BAG die Abrechnungspraxis nicht nachvollziehbar begründet, schreibt die EFK.

Finanzkontrolle über BAG: Möglicher Interessenkonflikt

Weiter macht die Eidgenössische Finanzkontrolle einen möglichen Interessenkonflikt geltend. Die Position des Leiters Digitalisierung Covid-19 musste kurzfristig neu besetzt werden. Dafür sei ein externer Mitarbeiter als Mandatnehmer hinzugezogen worden.

BAG Impf-Applikation Finanzkontrolle EFK
Der vom BAG als «Leiter Digitalisierung Covid-19» hinzugezogene externe Mitarbeiter war über Drittfirmen mit den Lieferanten der Impf-Applikation verbandelt, schreibt die Eidgenössische Finanzkontrolle.. - EFK

Dieser war aber mit dem Geschäftsführer einer der beiden Leistungserbringer bekannt. Zum Prüfzeitpunkt seien die beiden Geschäftspartner in Drittfirmen gewesen. Aus den Gesprächen mit dem BAG sei nicht eindeutig hervorgegangen, ob dieser «dem Anschein nach vorliegende Interessenkonflikt» offengelegt worden sei.

BAG verteidigt sich

Das BAG räumt ein, dass ihr Vorgehen angesichts der Krisenlage und der Dringlichkeit nicht den üblichen Prozessen entsprochen habe. Mit dem üblichen Beschaffungsprozess wäre das System erst drei Monate später bereit gewesen. Dass schnell eine Lösung aufgeschaltet werden konnte, habe die Impfkampagne beschleunigt. Dadurch hätte vielen Menschen rasch Zugang zur Impfung erhalten.

Coronavirus
Sang-Il Kim, ehemaliger Leiter Abteilung Digitale Transformation, BAG, spricht während einer Medienkonferenz zur Situation des Coronavirus, am Mittwoch, 5. August 2020 in Bern. - keystone

Einzelne Kritikpunkte wies die Behörde aber zurück. So verwies das BAG auf eine schriftliche Erklärung des ehemaligen Abteilungsleiters Digitale Transformation. Darin bestätige dieser, bereits beim Erstgespräch über die Vernetzung mit dem Geschäftsführer von einem der beiden Leistungserbringer informiert zu haben.

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