Gefährliche Hornkühe: Bauern-Präsi erklärt den Einzelfall Tamins GR

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Prättigau,

Ja, Hornkühe seien gefährlich. Nein, ausser in Tamins sei das kein Thema. Warum das kein Widerspruch ist, erklärt der oberste Bündner Bauer.

Der Präsident der Bündner Bauern, Thomas Roffler, erklärt: Hornkühe sind ein Risiko, aber eigentlich ein akzeptiertes.
Der Präsident der Bündner Bauern, Thomas Roffler, erklärt: Hornkühe sind ein Risiko, aber eigentlich ein akzeptiertes. - Bündner Bauernverband

Das Wichtigste in Kürze

  • Sind Hornkühe so gefährlich, dass sie nicht auf die Alp dürfen?
  • Ja und Nein, erklärt der Präsident der Bündner Bauern: Sie haben schon Augen ausgestochen.
  • Warum Tamins sich gegen Hornkühe ausspricht, kann aber auch er nicht beurteilen.

Tamins will keine Hornkühe auf der Alp haben: Zu eng sei der Platz beim Melkstand, Verletzungen müssten befürchtet werden. Der Vater der Hornkuh-Initiative, Armin Capaul, ist entrüstet und will sich jetzt vor Ort selbst informieren. Denn die Argumente gehen für ihn nicht auf.

Das Risiko ist da

Droht bald der Ausschluss von Hornkühen auf weiteren Bündner Alpweiden oder ist die Situation in Tamins nicht vergleichbar? Nein, und doch, sagt der oberste Bündner Bauer, Thomas Roffler. Er kennt die Problematik von der Grüscher Alp, wo er seit 15 Jahren Alpmeister ist: «Wir haben auch einen Warteraum vor dem Melkstand, aber es geht.»

Natürlich habe man mit hornlosen Kühen einfach ein viel kleineres Risiko. «Aber ich denke, das Risiko mit horntragenden Kühen ist nicht grösser als bei andere Risiken in der Tierhaltung.» Aber das Risiko ist da: Auge um Auge, sozusagen.

Hörner stechen Bauern die Augen aus

«Ich kenne mindestens fünf Bauern, die wegen einer Hornkuh ein Auge verloren haben», erzählt Roffler. «Einer aus meinem persönlichen Umfeld hat jetzt ein Glasauge.» Auch gebe es immer wieder mal blutige Milch, wenn eine Kuh einen Stich ins Euter erwischt habe.

«Man kann schon sagen, man will das nicht. Das ist eine Frage der Abwägung.» Es gebe viele Alpen mit mehr Anmeldungen als Kuhplätzen. Irgendein Kriterium müsse dann halt herhalten als Kürzungsschlüssel. Springen die Hornkühe, die auf den meisten Alpen in der Minderheit sind, also bald vermehrt über die Klinge? Das glaubt Offler eben nicht.

Armin Capaul, selbst Bergbauer, hat Mühe mit dem Entscheid der Alpgenossenschaft Tamins.
Armin Capaul, selbst Bergbauer, hat Mühe mit dem Entscheid der Alpgenossenschaft Tamins. - Nau

Sonst nirgends ein Thema – ausser in Tamins

Ob die Hörner als springender Punkt bei den Taminsern Sinn machen oder nicht, «das kann ich nicht beurteilen», sagt Roffler diplomatisch. Aber es sei ein Novum: «ch habe noch nie so eine Diskussion gehört an einer Alpmeisterversammlung.» Auch nicht bei der IG Alp Tagung, beim Älplerverein Graubünden oder der Alp- und Milchwirtschaftskommission Graubünden, wo Roffler überall dabei ist.

Nur in Tamins. Dort liefert man dem Hornkuh-Initianten Capaul eine Steilvorlage, obwohl – so hört man – es sogar Platz gehabt hätte für die ein, zwei gehörnten Kühe. So ein Einzelentscheid sei für die gesamtpolitische Diskussion nicht förderlich, findet Bauern-Präsident Thomas Roffler. Mit einem Einzelfall Politik zu machen, nütze auch Armin Capaul nicht viel. «Man muss das Gesamtbild im Auge haben.»

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