Gegen geschredderte Küken: Das sind die Lösungsansätze der Bauern
Küken dürfen nicht lebendig geschreddert werden, hat der Nationalrat entschieden. Im Interview erläutert der Bauern-Präsident die Problematik dahinter.
Das Wichtigste in Kürze
- Lebendige Küken zu schreddern soll verboten werden.
- Im Nationalrat besteht diesbezüglich Einigkeit.
- Die Bauern verfolgen derweil Ansätze, um den Überschuss an männlichen Küken zu minimieren.
Einen seltenen Erfolg im Nationalrat konnten die Veganer gestern Donnerstag feiern: Ihrem Anliegen wurde oppositionslos zugestimmt. In der Schweiz soll es verboten sein, lebendige Küken zu schreddern. Als landwirtschaftlicher Laie mag man sich fragen, warum man den dies überhaupt tun sollte. Das Problem sind die männlichen Küken – aber man arbeite bereits an Lösungen, erklärt Bauernverbands-Präsident Markus Ritter.
Niemand will Küken schreddern
«Das Schreddern wird in der Schweiz wohl gar nicht praktiziert», stellt Ritter zunächst einmal klar. In der Schweiz werden die überschüssigen Küken vergast. Aber es sei richtig, diese Gesetzeslücke vorsorglich zu schliessen. Überschüssig sind die männlichen Küken von Legehennen, die für die Eierproduktion wegfallen und für die Fleischproduktion nicht geeignet sind.
«Das Ziel wäre, dass man schon im Ei drin das Geschlecht bestimmen kann», führt Ritter aus. Die Forschung sei diesbezüglich schon sehr weit. So könnte man die Eier mit männlichen Föten schon früh aussortieren.
Konsumenten wollen Billig-Poulet
Weniger vielversprechend sei dagegen der Ansatz, quasi multifunktionelle Hühnerrassen zu verwenden. Heute habe man eigentlich zwei Rassen. «Die einen mit grosser Legeleistung, die anderen für die Mast, die dann Poulet und Chicken Nuggets geben», erläutert Ritter. Hähnchen der Lege-Rasse zu mästen, funktioniere nicht.
Eine Sowohl-als-auch-Rasse habe den Nachteil, dass sowohl die Legeleistung wie die Mastleistung kleiner sei. «Das kann man sich im Bio-Landbau vorstellen, wo die Preise eh höher sind», meint Ritter – selbst ein Bio-Bauer. Aber die preisbewussten Konsumenten würden wohl kaum mehr für ihr Poulet zahlen wollen.
Bessere Deklaration der Poulet-Erzeugnisse
Müssen sich die Konsumenten also selbst an der Nase nehmen, wenn sie die Vergasung der Hälfte aller Legehennen-Küken verurteilen? Ja und Nein, sagt Bauern-Präsident Ritter. Denn um bewusst einkaufen zu können, müssten die Konsumenten auch die Möglichkeit haben, sich zu informieren. Das sei heute nur bedingt der Fall.
«Die Möglichkeit, auszuwählen, werden wir sicher auch schaffen in Zukunft», verspricht Ritter. Dann könnten die Konsumenten über ihr Kaufverhalten auch Einfluss nehmen. Und statt Billig-Chicken-Nuggets auch mal ein gemästetes Legehennen-Güggeli kaufen. Das wäre dann zwar nicht vegan – aber wenigstens humaner.