Gegner befürchten steigende Prämien durch Efas-Vorlage

Keystone-SDA
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Bern,

Gegner der Efas-Vorlage starteten den Abstimmungskampf, da sie Verschlechterungen und steigende Prämien durch den Einbezug der Langzeitpflege befürchten.

Die Pflegekosten steigen. Das könnte laut DAK dazu führen, dass wieder mehr Pflegebedürftige auf Sozialhilfe angewiesen sind.
Efas-Gegner warnen vor steigenden Pflegekosten und höheren Prämien für Patienten. (Symbolbild) - Tom Weller/dpa

Die Gegner der Vorlage für die einheitliche Finanzierung aller ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen (Efas) sind am Dienstag in den Abstimmungskampf gestartet. Die vom Parlament verabschiedete Änderung des Krankenversicherungsgesetzes bringe Verschlechterungen für die Bevölkerung mit sich. Vor allem der Einbezug der Langzeitpflege würde längerfristig zu einem weiteren Prämienschub führen.

So argumentierten der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB), der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD), die Gewerkschaft Unia sowie Vertreterinnen und Vertreter von Grünen und SP am Dienstag. Der VPOD hatte das Referendum gegen die vom Parlament im Dezember 2023 beschlossene Änderung im Krankenversicherungsgesetz (KVG) ergriffen.

Steigende Pflegekosten und höhere Prämien

Aufgrund der Alterung der Gesellschaft nähmen die Ausgaben in der Langzeitpflege (Heime und Spitex) besonders stark zu. Genau an diesen Ausgaben sollten sich die Prämienzahler künftig immer mehr beteiligen, hiess es an der Medienkonferenz. Denn der heute gültige Kostenbeteiligungsdeckel werde im Zuge der Änderung des KVG aus dem Gesetz gestrichen.

«Nach einer Übergangsfrist von vier Jahren kann der Bundesrat die Beiträge laufend erhöhen, sowohl bei der Pflege zu Hause als auch im Pflegeheim.» Dies sagte etwa Nationalrat David Roth (SP/LU). Unter dem Strich drohe damit längerfristig ein weiterer Prämienschub sowie eine Erhöhung der Kosten, welche die Patienten selber tragen müssten.

Gegner befürchten «Machtübernahme»

Auch befürchten die Gegner, dass die Kantone mit der Einführung eines landesweiten, einheitlichen Finanzierungsschlüssels die Verantwortung für die Pflege im Heim oder durch die Spitex aufgeben würden. «Mit Efas würden zusätzlich zu den 35 Milliarden Prämiengeldern jedes Jahr 13 Milliarden unserer Steuergelder durch private Kassen, ohne demokratische Legitimation und ohne Transparenz, verwaltet.» Dies sagte SGB-Präsident und Ständerat Pierre-Yves Maillard.

Mit einem Rückzug der Kantone aus der Finanzierungs- und Organisierungsverantwortung für Pflegeheime und Spitex würde privaten, gewinnorientierten Akteuren der «rote Teppich» ausgerollt. Laut den Gegnern könnten sich letztere die lukrativsten Patientinnen und Patienten aussuchen. Gleichzeitig hätten die Kassen ein Interesse an einer Rationierung der Grundversorgung, um mehr Zusatzversicherungen verkaufen zu können. Verlierer wären alle Normalversicherten.

Die Reform würde es den Krankenkassen aus der Sicht der Gegner ermöglichen, die Kontrolle über das gesamte Gesundheitssystem zu übernehmen. «Mit der Revision käme es zu einer gewaltigen Machtverschiebung hin zu den Krankenkassen und weg von der demokratischen Steuerung, aber auch vom medizinischen Entscheid und den Bedürfnissen der Patientinnen.» Dies sagte die Zürcher Grünen-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber.

Druck auf Pflegende und Patienten

So müsste mit den Kassen ein neuer Einheitstarif ausgehandelt werden. Wo dieser zu liegen käme, sei völlig offen. Klar sei lediglich, dass dabei die öffentlichen Einrichtungen, die heute bereits viele Zusatzlasten tragen müssten, zuallererst unter Druck kämen.

«Die Versorgungsqualität würde zwangsläufig sinken. Leute mit hohem Pflegebedarf würden nicht mehr gleich gut betreut wie heute», sagte Natascha Wey, Generalsekretärin des VPOD. Für Patienten ohne teure Zusatzversicherungen drohe somit eine Verschlechterung der Versorgungsqualität.

Opfer wären laut den Gegnern auch die Pflegenden. Die Reform würde den Druck auf das Pflegepersonal nämlich noch erhöhen – im offenen Widerspruch zur von Volk angenommenen Pflegeinitiative. «Durch die Abschaffung der bestehenden Finanzierungsmechanismen wird der bereits bestehende Druck auf das Personal noch verstärkt. Die Folge wird eine beschleunigte Abwanderung von Personal aus der Langzeitpflege sein», sagte Véronique Polito, Vizepräsidentin der Unia.

Bund erhofft sich Kosteneinsparungen

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider argumentierte bei der bundesrätlichen Ja-Empfehlung, dass die Vorlage eine Entlastung für die Prämienzahlerinnen und -zahler bringe. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) beseitigt die einheitliche Finanzierung offensichtliche Fehlanreize, fördert ambulante Behandlungen und hilft, unnötige Spitalaufenthalte zu vermeiden.

Der Bund erhofft sich eine Verbesserung der Versorgungsqualität und Kosteneinsparungen. Die Volksabstimmung findet am 24. November statt. Bundesrat und Parlament empfehlen, die KVG-Änderung zur einheitlichen Finanzierung der Leistungen anzunehmen.

Kommentare

User #4625 (nicht angemeldet)

Medizinische Leistungen werden heute unterschiedlich finanziert. Je nachdem, ob sie ambulant oder stationär in einem Spital geleistet werden, zahlt eine andere Stelle. Bereits am 24. November 2024 stimmen wir über eine Änderung des Krankenversicherungsgesetzes (EFAS-Reform) ab, die das vereinheitlichen will. Mit der Reform sollen die Prämienzahlenden in allen Versorgungsbereichen drei Viertel (!) der Kosten tragen müssen. Die Folgen dieser Vorlage sind für Versicherte und Patienten nicht absehbar. Bei einer Annahme drohen also mehr direkte Kostenbeteiligungen für alle und die Gefahr höherer Krankenkassenprämien sowie schlechtere Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal. Dieses Experiment verdient deshalb ein NEIN.

User #5701 (nicht angemeldet)

EFAS bringt keine echte Steuerungsmechanismen, die erlauben würden kostengünstigere ambulanten Behandlungen tatsächlich zu fördern, sondern verschiebt einfach Kosten von den Kantonen zu den Prämienzahlenden. Bei einem Ja zu EFAS steigt der Anteil von Prämiengeldern an den Pflegekosten ausgerechnet beim am stärksten wachsenden Bereich des Gesundheitswesens. Wir werden älter und dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir irgendwann in unserem Leben in irgendeiner Form auf Pflege angewiesen sind. In den kommenden 15 Jahren wird die Anzahl der über 65jährigen in der Schweiz um 52 Prozent zunehmen, die Anzahl der über 80jährigen wird um 88 Prozent steigen. Weil bei EFAS ein grösserer Anteil der Pflegekosten über die unsozialen Kopfprämien statt über Steuereinnahmen finanziert wird, werden die Prämien noch mehr explodieren als ohne EFAS. Um diese weitere Prämienexplosion einzudämmen, werden die Krankenkasse auf die Tarife noch mehr Druck machen als heute schon. Vergangenheit und Gegenwart zeigen: Dumping-Tarife gehen auf Kosten der pflegerischen Qualität und der Arbeitsbedingungen der Pflegenden. Durch die Abschaffung der bestehenden Finanzierungsmechanismen und die Verringerung des Engagements der Kantone wird der bereits bestehende Kosten- und Personaldruck noch verstärkt. Es werden noch mehr Pflegende aussteigen und die Versorgungskrise sich weiter verschärfen. Realistische Schätzungen gehen von bis zu 8 Prozent zusätzlichem Prämienanstieg aus.

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Hannes Germann Efas Krankenkassen
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