GLP: Jürg Grossen will dank E-Autos Energieversorgung sichern

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Bern,

GLP-Präsident Jürg Grossen hat einen umfassenden Plan für die Energiestrategie bis 2050 vorgestellt. Vorstösse im Parlament sollen noch in dieser Woche folgen.

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Jürg Grossen und die GLP wollen dank E-Autos und Solarenergie die Schweiz in Zukunft vor Strommangel und Abhängigkeit des Auslands schützen. - Keystone/Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Jürg Grossen hat seine «Roadmap» zur Energiepolitik der Schweiz vertieft.
  • Der GLP-Präsident will die Energie der E-Autos anzapfen.
  • Zentral ist der Ausbau der Solarenergie sowie die Steigerung der Effizienz um bis zu 40 %.

Sowohl die Klima-Krise als auch der Krieg in der Ukraine zeigen klar, dass die Schweizer Energiepolitik handeln muss. Durch das Scheitern des Rahmenabkommens mit der EU wurde die Gefahr einer Strommangellage bereits deutlich. Nun zeigt sich zusätzlich, wie gefährlich die Abhängigkeit unberechenbarer Staaten wie Russland sein kann.

Jürg Grossen im Nationalrat.
Jürg Grossen, Präsident der GLP Schweiz, im Nationalrat. - Keystone

Jürg Grossen hat bereits 2020 mit seinen Mitarbeitenden eine «Roadmap» dazu veröffentlicht. In seiner aktuellen Vertiefung zeigt der GLP-Präsident auf, wie die Umsetzung konkret aussehen könnte. So soll die Abhängigkeit der Schweiz in den nächsten 30 Jahren stark reduziert oder gar eliminiert werden. Die GLP steht hinter der Strategie und will noch in dieser Woche ein Vorstosspaket einreichen, um diese aufzugleisen.

Ausbau der Solarenergie als zentrales Element

Klarer Eckpfeiler dabei ist der Ausbau der Solarenergie. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2020 von Swissolar, dem Fachverband den Grossen seit letztem Jahr präsidiert, betrage das Potenzial der Photovoltaik (PV) in der Schweiz 100 TWh. Grossen geht davon aus, dass bis 2050 die Hälfte des Potenzials ausgeschöpft werden können, also rund 46 TWh.

Der jährliche Verbrauch liegt jedoch bereits heute mit 60 TWh klar darüber. Mit der Energiewende hin zu mehr Wärmepumpen und Elektroautos zeichnet sich hier ein starker Anstieg an.

Grossen will Energieeffizienz um 40 Prozent steigern

Damit die Stromrechnung 2050 gemäss Grossen aufgeht, muss jedoch nicht hauptsächlich die Produktion gesteigert werden. «Es tönt banal, ist aber essentiell: Die Vermeidung von Energieverbrauch ohne Nutzen ist ein Schlüssel zum Erfolg.»

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Ein Blick auf Zürich bei Nacht. - Keystone

«Unsere Berechnungen zeigen, dass eine Verbesserung von 40 Prozent Stromeffizienz sinnvoll erreichbar ist», so Grossen. «In der Schweiz laufen viele Maschinen, Apparate und Beleuchtungen rund um die Uhr oder viel zu lange statt bedarfsgerecht. Zudem sind viele alte und ineffiziente Geräte in Betrieb, zum Beispiel Elektrospeicherheizungen, Pumpen und Ventilatoren.»

Sommerstrom muss für den Winter gespeichert werden

Der Fokus auf die Solarenergie würde allerdings die Stromlücke im Winter vergrössern. Eine Linderung würde der Ausbau von Windenergie bringen, da zwei Drittel der Produktion im Winter anfallen würden. Um die Winterlücke zu schliessen, bräuchte es allerdings 1700 zusätzliche Windturbinen. Grossen hält den Bau von 700 Anlagen für realistisch.

Daher brauche es zusätzliche Speichermöglichkeiten. Einerseits sollen die bereits vorhandenen Speicherseen vergrössert werden oder neue zugebaut werden.

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Blick auf Stausee und Zervreilahorn (2898 Meter ueber Meer), aufgenommen am Dienstag, 11. August 2015, in Vals. Der Berg wird auch als «Matterhorn Graubuendens» bezeichnet, und ist auf der Flasche des Valser Mineralwassers abgebildet. - keystone

Darüber hinaus will Grossen auf «Power-to-X» setzen. Dabei soll der überschüssige Sommerstrom zur Herstellung von CO2-armen synthetischen Energieträgern und chemischen Grundstoffen genutzt werden. Diese Technologie sei derzeit noch sehr teuer und der Wirkungsgrad der Anlagen tief. Grossen bevorzugt diese wegen der sehr guten Speicherbarkeit der Energie und weil er davon ausgeht, dass die Kosten künftig senken werden.

«Bei Strommangellage Verbrauch drosseln statt neue Gaskraftwerke bauen»

Da eine Strommangellage bereits in den nächsten Jahren droht, müssen auch kurzfristige Lösungen her. Hier setzt die «Roadmap Grossen» auf ein sogenanntes «Demand Side Management» (DSM). «Es muss gelingen, Anreize so zu setzen, dass bei einem Stromengpass über wenige Stunden ‹Nice-to-have-Verbrauch› reduziert wird.»

Schindler
Eine Rolltreppe des Innerschweizer Lift- und Rolltreppen-Hersteller Schindler. (Archivbild) - SDA

In der Coronakrise hätten wir auch wochenlang auf Skilifte, Kinos oder Wellness-Anlagen verzichten können. Industrie- und Gewerbebetriebe könnten ebenfalls gegen Bezahlung ihre Produktion drosseln. Es gehe nicht darum, den Komfort einzuschränken. «Ich stelle aber die Frage, ob dieser auch in einer Ausnahmesituation bis zum Maximum gewährleistet sein muss», so Grossen.

Doppelrolle für die Elektroautos

Das Elektroauto soll bei der Energiepolitik der Zukunft der GLP gleich eine Doppelrolle einnehmen. Durch die Elektrifizierung des Privatverkehrs sinkt der CO2-Ausstoss und die Abhängigkeit nach Öl fällt weg.

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Elektroauto an einer Stromtankstelle - dpa/AFP/Archiv

Die Batterie der Autos könnte jedoch auch als Kurzzeitspeicher dienen und so die Schwankungen der erneuerbaren Energien ausgleichen. Denn mit dem bidirektionalen Laden können die Autos etwa in der Nacht die Energie auch wieder in die Steckdose zurückfliessen lassen.

Angst vor einem leeren Akku am morgen, wenn man zur Arbeit will, müsse niemand haben. Die durchschnittliche Tages-Strecke betrage nur rund 35 Kilometer, das Speichervolumen der Batterien liege jeweils weit darüber. So könnte das Elektroauto locker ein Einfamilienhaus in der Nacht mit Strom versorgen und am morgen trotzdem startbereit sein.

Wie finden Sie die Roadmap Grossen?

«Die Systeme werden so ausgestaltet, dass die Fahrzeugnutzenden nichts vom bidirektionalen Laden merken. Ausser, dass sie einen besseren Strom- oder Fahrzeugpreis haben», erklärt Grossen den Anreiz. Und wer eine längere Fahrt plane, könne dies einfach am Abend vorher so programmieren.

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