Grüne, EDU & SVP: Bunte Allianz will Schweiz vor Handy-Strahlung retten
Ein Bündnis von Politikern fast aller Parteien lanciert eine Initiative gegen Mobilfunkstrahlung. Im Komitee finden sich auch einige schillernde Figuren.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Volkisinitiative will den Schutz vor nichtionisierter Strahlung durchbringen.
- Im Unterstützungskomitee tummeln sich Politikerinnen und Politiker aller Couleur.
- Die Grünen unterstützen die Initiative zwar offiziell, aber nicht finanziell.
Seit Jahren diskutiert die Schweiz über mögliche Gefahren durch Mobilfunkstrahlung. Demos gegen 5G kommen immer wieder vor. Nun kann bald die Stimmbevölkerung über das delikate Thema befinden.
«Ja zum Schutz vor Mobilfunkstrahlung» heisst die vom Verein «frequencia» lancierte Volksinitiative. Die Homepage der Gruppierung ist aktuell nicht erreichbar. Ein Blick ins Unterstützungskomitee der Initiative offenbart aber Sonderbares.
Zahlreiche bekannte Polit-Gesichter ploppen auf, besonders prominent vertreten sind Nationalräte der Grünen. Die Zürcherinnen Marionna Schlatter und Katharina Prelicz-Huber befürworten die Initiative genauso wie der Luzerner Michael Töngi oder der Solothurner Felix Wettstein.
Fachpersonen und impfkritischer EDU-Politiker
Dass es auch in der SP-Fraktion Ängste vor Mobilfunkstrahlung gibt, zeigt der Support von Martina Munz und Ursula Schneider-Schüttel. Support kommt aber bei weitem nicht nur von links. Ebenfalls für Antennen, die kein Signal durch Mauern senden können, sind SVP-Urgestein Maximilian Reimann und Frédéric Borloz, FDP-Regierunsrat im Kanton Waadt.
Neben einem «Fachmann für Mobilfunk und Elektrosmog» und mehreren FMH-Ärzten ist mit dem Berner Grossrat Samuel Kullmann sogar ein EDU-Politiker an Bord der vornehmlich grünen Initiative. Dieser sorgt jüngst mit der Forderung für Aufsehen, das Wurmmittel Ivermectin zur Corona-Behandlung freizugeben.
Der bunte bis wilde Mix der Supporter zeigt, dass die Strahlen-Diskussion kein klassisches Links-rechts-Thema ist. Dennoch unterstützen die Schweizer Grünen die Initiative offiziell. Parteichef Balthasar Glättli sagt dazu: «Es gab in diesem Bereich bereits ziemlich wirre Initiativen. Nach einer intensiven Diskussion hat die DV aber entschieden, dass diese unterstützungswürdig ist.»
Die «Saferphone»-Initiative richte sich nicht gegen 5G und sei technologieneutral, so Glättli weiter. «Als Partei unterstützen wir die Initiative nicht finanziell», fügt der Zürcher jedoch hinzu.
Dennoch dürfte die Zusammensetzung der Unterstützer bis zur Abstimmung noch einiges zu reden geben. Denn unter die Gegner von Mobilfunkstrahlung und 5G-Antennen mischten sich in den letzten Jahren auch immer wieder Verschwörungstheoretiker.
Hoffnung schöpfen dürften die Befürworter indes dank dem neusten Aushängeschild der Szene. Kürzlich wurde bekannt, dass Gesundheitsminister Alain Berset (SP) sich höchstpersönlich gegen eine 5G-Antenne in der Nähe seiner Wohnung wehrte.
Der Bundesrat machte in seiner Beschwerde auch gesundheitliche Bedenken geltend. Dies entspricht zwar nicht der offiziellen Haltung «seines» Bundesamts für Gesundheit. Auf jeden Fall wurde das Projekt der Swisscom für die Antenne in Belfaux (FR) mittlerweile zurückgezogen. Im Komitee ist der SP-Magistrat jedoch nicht vertreten.