Ignazio Cassis will Massnahmen gegen nukleare Risiken
Das Wichtigste in Kürze
- Gemeinsam mit 30 Staaten will die Schweiz nukleare Risiken verringern.
- Aktuell setzt sich Ignazio Cassis an der Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag dafür ein.
Gemeinsam müsse man Massnahmen gegen die nuklearen Gefahren finden. Dazu rief Bundespräsident Ignazio Cassis in New York an der Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag auf. «Die nuklearen Risiken sind höher als je zuvor seit dem Ende des Kalten Krieges»
Die Drohungen Russlands mit Atomwaffen hätten den Bedarf für ein Massnahmenpaket zur Eindämmung nuklearer Risiken aufgezeigt. Das sagte Cassis in seiner Rede in New York.
Zusammen mit rund 30 Staaten habe die Schweiz ein Massnahmenpaket erarbeitet. Dies, um nukleare Risiken zu verringern und die Welt in Krisenzeiten widerstandsfähiger zu machen. Dazu gehören gemäss Mitteilung des EDA Krisenkommunikationskanäle wie «Hotlines», um ungewollte Eskalationen zu verhindern.
Die Konferenz müsse die Weichen für einen dringend notwendigen Wandel stellen und die Norm gegen den Einsatz von Atomwaffen stärken. Das sagte Cassis gemäss Redetext, den das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichte.
Auch die Rolle von Atomwaffen müsse verändert werden. Die nuklearen Risiken würden so lange bestehen, bis die letzte dieser Waffen abgebaut sei, sagte Cassis. «Wir fordern daher die Nuklearstaaten auf, auf die nukleare Aufrüstung und Parade der Atomwaffenarsenale zu verzichten. Sie sollen auf den Weg der Rüstungskontrolle und Abrüstung zurückkehren.»
Die Schweiz setzt sich dafür ein, dass das weltweite Atomwaffenarsenal von derzeit rund 13'000 Nuklearwaffen kleiner wird. Die nuklearen Sprengköpfe lagern im Arsenal der offiziellen Atommächte USA, Russland, China, Grossbritannien und Frankreich.
Atomwaffensperrvertrag wird überprüft
Grundlage für die Abrüstung weltweit ist der Atomwaffensperrvertrag, der an der Konferenz überprüft wird. Der Vertrag verbietet den offiziellen Atommächten die Weitergabe von Nuklearwaffen.
Zweitens zielt er auf die Abrüstung der bestehenden Atomwaffenarsenale. Drittens billigt er allen Vertragsstaaten die friedliche Nutzung der Atomenergie zu. An der Konferenz wird die Einhaltung des Vertrags überprüft.
Die Abrüstung der Atomwaffenarsenale ist allerdings derzeit schwierig und ins Stocken geraten, wie das EDA kürzlich in einer Mitteilung schrieb. Die Ausgangslage sei durch die militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine zusätzlich erschwert worden. Kritiker sprechen von reinen Lippenbekenntnissen der Atommächte.
Neben konkreten Massnahmen gegen die nuklearen Gefahren und für die Abrüstung müsse auch an der Sicherheit ziviler Anlagen gearbeitet werden. Die jüngsten internationalen Entwicklungen hätten gezeigt, wie verwundbar zivile kerntechnische Anlagen seien, sagte Cassis. «Wir müssen dafür sorgen, dass die kerntechnischen Anlagen unter allen Umständen sicher und geschützt sind. Gelingt uns dies nicht, hätte dies katastrophale humanitäre und ökologische Folgen», mahnte Cassis.
Mit regionalen Herausforderungen befassen
Die Schweiz setze sich für Anerkennung grundlegender Sicherheitsstandards ein, die in jeder Situation – auch gewalttätigen Konflikten – einzuhalten seien. Daneben müsse man sich mit den regionalen Herausforderungen befassen. Als Beispiel nannte Cassis, dass die Weiterentwicklung des Nuklearprogramms Nordkoreas verurteilt werden müsse. Diese verstosse gegen die Resolutionen des Uno-Sicherheitsrats.
Im vergangenen Jahr ist neben dem Atomwaffensperrvertrag der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft getreten. Die Schweiz ist nicht Mitglied dieses Vertrags. Sie beobachtet zunächst dessen weitere Entwicklung.
Als Beobachterstaat stelle sich die Frage, ob dieser neue Vertrag Platz in der um den Atomwaffensperrvertrag herum aufgebauten Architektur finde. Und ob die Bemühungen auf diesem Gebiet komplementär sein können, sagte Cassis in New York.
Für die Schweiz bestünden noch Fragen zu dessen Wirksamkeit, heiss es dazu in der Mitteilung des EDA. Es könne kontraproduktiv sein, wenn der Atomwaffensperrvertrag als universal anerkanntes Instrument zur nuklearen Abrüstung durch den Atomwaffenverbotsvertrag belastet würde.