Ignazio Cassis zu Trumps Iran-Strategie: Erst «Hui!», dann «No comment»
Was sagt der Schweizer Aussenminister am «Tag danach», nach dem angekündigten Ausstieg der USA aus dem Iran-Deal? Ignazio Cassis macht sich grosse Sorgen, auch um die Schweizer Wirtschaft. Und er redet ziemlich unverblümt über grosse rote Knöpfe, Gewalteskalationen und einem sprunghaften Donald Trump.
Das Wichtigste in Kürze
- Fast sprachlos: Aussenminister Ignazio Cassis weiss langsam auch nicht mehr, was man von US-Präsident Trump halten soll.
- Aber: Die Kündigung des Iran-Deals mache dem Bundesrat grosse Sorgen.
- Einerseits bezüglich der Weltpolitik, aber auch weil die US-Sanktionen nun die Schweizer Wirtschaft betreffen könnten.
- Die Schweiz werde sich auf diplomatischer Ebene einsetzen und am geplanten Besuch des iranischen Präsidenten festhalten.
Kurz und knapp: «Der Bundesrat macht sich Sorgen, die internationale Lage ist unruhiger und unsicherer.» Sorgen aus zwei Gründen: Einerseits werde nun die Lage im Nahen Osten noch instabiler. Andererseits würden die US-Sanktionen gegenüber dem Iran auch die Schweizer Wirtschaft treffen, die gerade erst Geschäfte eingefädelt hat mit dem Iran.
Unberechenbarer Donald Trump
US-Präsident Donald Trump mischt immer mehr die Weltpolitik auf: Mit Strafzöllen gegenüber China und der EU, mit seinem Husarenritt gegenüber Nordkorea und jetzt mit der Kündigung des Iran-Atomabkommens. Was soll man davon halten?
«Hui, eine schwierige Frage», entfährt es Ignazio Cassis. Bezeichnend: Cassis verzichtet darauf, Trump zu verstehen. Jeden Tag würden dies ja Dutzende Experten auf der ganzen Welt versuchen. In der Regel vergeblich. Eine Aussage gibt es dann doch noch: «Die Situation ist besorgniserregend.»
Jetzt ist die Schweiz gefordert
Die Krise als Chance: Jetzt kann die Schweiz ihre Trümpfe ausspielen, indem sie ihre «Guten Dienste» anbietet. Das hat sie in der Vergangenheit gerade zwischen dem Iran und den USA schon getan, die sämtliche diplomatischen Kontakte abgebrochen hatten.
Das werde man auch wieder tun, sagt Cassis: Die zuvor angekündigte Einladung an den iranischen Präsidenten Rohani werde aufrechterhalten. Die wieder wichtigere Rolle der Schweiz zu feiern wäre aber Schadenfreude, sagt Cassis zu Nau – und das geziemt sich nicht.
Grosse rote Knöpfe und Wundertüte Trump
Gibt es denn überhaupt Aussichten auf einen neuen und wie von Trump gewünscht «besseren» Deal? Das könne Jahre, Monate oder Tage dauern: Wer wisse das schon bei Donald Trump? «Das haben wir bei Nordkorea gesehen: Zuerst das Spiel, wer den grösseren roten Knopf hat, und dann die 180-Grad-Wende und man trifft sich für Abrüstungsgespräche.» Die Geschichte werde zeigen, ob Trump erfolgreich sei mit seinem Kurs.