IKRK-Chefs kassieren bis zu 437'000 Franken Lohn
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat finanzielle Sorgen. Nun geben die hohen Gehälter des Kaders Anlass zu Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) steht in der Kritik.
- Die Kader-Löhne seien viel zu hoch angesetzt.
- Dabei musste die Hilfsorganisation 1800 Mitarbeiter aus finanziellen Gründen entlassen.
Weil hunderte Millionen Franken an Spendengeldern fehlen, hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) drastische Massnahmen treffen müssen. 1800 Mitarbeiter werden entlassen, 26 der 350 Niederlassungen weltweit werden geschlossen. Aktuell hätten alle humanitären Organisationen Mühe, genügend finanzielle Mittel aufzutreiben. Doch nun sorgen die sehr hohen Löhne des IKRK-Kaders für Kritik.
437'000 Franken für den Chef
Das Westschweizer Radio- und Fernsehen (RTS) hat die Top-Löhne auf Umwegen in Erfahrung gebracht. Diese mussten gegenüber der amerikanischen Steuerbehörde offengelegt werden. So soll der ehemalige Präsident Peter Maurer am Schluss seiner Amtszeit 437'000 Franken im Jahr verdient haben.
Der ehemalige Generaldirektor Yves Daccord erhiehlt 330’00 Franken. Die beiden Nachfolger, Präsidentin Mirjana Spoljaric und Generaldirektor Roberto Mardini kommen «nur» auf 390'000 beziehungsweise 320'000 Franken. Sechs weitere Kader-Mitglieder erhalten zwischen 220'000 und 290'000. Das obere Kader habe zudem Anspruch auf einen Unkostenbeitrag von 18'000 bis 24'000 Franken.
«Schockierende Beträge»
Im internationalen Genf, wo das IKRK seinen Hauptsitz hat, gilt die Organisation in gewissen Kreisen offenbar als «humanitärer Rolls-Royce». Die Beträge seien denn auch schockierend, sagt der Genfer SP-Ständerat Carlo Sommaruga in den Abend-Nachrichten bei «RTS». «Solche Zahlen sind wir eher aus der Privatwirtschaft gewohnt.»
Grünen-Nationalrat Nicolas Walder, der selbst für das IKRK im Ausland-Einsatz war, zeigt ebenfalls wenig Verständnis. «Es ist eine Frage der Demut und Glaubwürdigkeit.» Letztere stehe auf dem Spiel, gerade jetzt, wo die Organisation mehr den je von der Schweiz unterstützt werden müsse.
IKRK rechtfertigt Löhne mit Markt
Gegenüber «RTS» verteidigt die Personalabteilung des Roten Kreuzes die hohen Kader-Löhne. Man müsse attraktiv und konkurrenzfähig sein, gerade auch gegenüber den ebenfalls in Genf ansässigen Uno-Organisationen. «Der humanitäre Markt ist hart umkämpft», sagt denn auch ex- Generaldirektor Yves Daccord. Man müsse herausragende Fähigkeiten finden bei Leuten, die mehrere Sprachen sprechen.
Doch das IKRK müsse sich nicht an der Uno, sondern an anderen Hilfsorganisationen messen, findet Nicolas Walder. So erhalten etwa die Chefs von «Ärzte ohne Grenzen» weniger als 200'000 Franken pro Jahr.
Abgangsentschädigungen dürften Loch in Kasse vergrössern
Nicht nur die Saläre, auch die grosszügigen Abgangsentschädigungen dürften für das Internationale Komitee vom Rote Kreuz ein Problem sein. Die neusten Zahlen sind noch nicht in den amerikanischen Steuerdokumenten ersichtlich. Doch soll der oben erwähnte Yves Daccord mehr als 300'000 Franken erhalten haben – trotz ganz regulärer Kündigung.
Das entspreche alles den Reglementen: Je nach Amtszeit werden bis zu 12 Monatslöhne fällig, heisst es. Das dürfte indes schwer wiegen für das Rote Kreuz: In den letzten drei Jahren haben gleich sechs Direktoren ihren Posten verlassen. Fünf davon sollen die 12-Monate-Regel erfüllt haben – das hiesse mehr als eine Million Franken an Entschädigungen.