Im Video: Dieser Bundesrat tanzt alle an die Wand
Zum Sessions-Abschluss gibt es im Bundeshaus einen Apéro mit Unterhaltung. Die heimlichen Stars auf dem Parkett: Bundesräte – und solche, die es werden wollen.
Das Wichtigste in Kürze
- Zum Sessions-Ende wird im Bundeshaus überparteilich gefeiert.
- Dabei zeigt sich, wer früh geübt hat und nun meisterlich unterwegs ist.
- Insbesondere (Möchtegern-)Bundesräte brillieren. Der Videobeweis.
Es braucht nicht viel, um das Parlament in Party-Stimmung zu versetzen: Die Tische weg, bunte Lämpchen und das Ende der Session genügen. Gut, auch die Menge Alkohol wird nicht null gewesen sein und die Politiker-Band «Fraktionszwang» spielte lüpfige Nummern.
Klasse Classe politique
Am Donnerstagabend steigt die Fete im Bundeshaus-Restaurant «Galerie des Alpes». Doch die grossen Abräumer waren nicht etwa Nationalräte und Ständerätinnen – sondern die Landesregierung.
Wie Nau.ch vorliegende Bilder zeigen, waren zumindest Aussenminister Ignazio Cassis (FDP) und Umweltminister Albert Rösti (SVP) zugegen. Und tanzten den Rest der Classe politique an die Wand.
Cassis gab den temperamentvollen Latino und schwang das Tanzbein mit Jacqueline de Quattro (FDP/VD). Es macht fast ein wenig den Anschein, als sei ihm auf der Tanzfläche bedeutend wohler als auf dem diplomatischen Parkett.
Weder zwei linke noch zwei rechte Füsse
Mit Argus-Augen gemustert wurden die Tänzerinnen und Tänzer offenbar vor allem von Nationalrätin Katja Christ (GLP/BS). Die Turniertänzerin hatte schon versucht, eine «Parlamentarische Gruppe Tanz» ins Leben zu rufen, doch, leider: «Die meisten Männer im Parlament meinen, zwei linke Füsse zu haben.» Bis sie den Tanzpartner von Kollegin Sandra Sollberger (SVP/BL) entdeckte.
Für die Frau vom Fach war sofort klar: Der kann was. «Der», das ist nun eben Albert Rösti, den Christ vom nächsten Smalltalk erlöste und mit ihm einen Disco-Fox hinlegte, dass einem schon vom Zusehen schwindlig wurde.
Albert Rösti tanzt sich durch
Für die Umstehenden gab es Anschauungsunterricht, was Röstis Erfolg auch in der Politik ausmacht: Führungsqualitäten, bei allen Standards dossierfest und allen Dossiers standfest, ab und an überraschende Kehrtwenden, aber immer auch den politischen Gegner (und die Gegnerin) mitnehmen.
Ein paar Holperer und Beinahe-Stolperer sind im Video zwar auszumachen. Aber das lasse sich entschuldigen und erklären, meint Christ: «Es ist halt schwierig, wenn man zum ersten Mal mit jemandem tanzt und sich noch nicht eingespielt hat, nicht weiss, wer welche Figuren kennt und wie geführt wird.»
Gutschweizerische Tanz-Kompromisse
Ganz der Profi, ging Christ dann halt auch Kompromisse ein, wenn ein bereits aufgegleistes Projekt von höchstem Landesinteresse zu scheitern drohte: Als Grünliberale weiss sie , dass ihre Ideen zwar genial wären, aber die Allgemeinheit im Allgemeinen und Bundesräte im Besonderen einfach nicht mitkommen.
Wenn Konkordanz jemals eine Berechtigung hatte, dann ja wohl im Zweier-Gremium. «Man will ja auch den anderen gut aussehen lassen», findet Christ. Wir finden: Beide sahen gut aus.
Katja Christ und Albert Rösti waren jedenfalls ebenbürtiger als die anderen, etwas ungleicheren Paare, die im Video zu sehen sind. Der abtretende Nationalratspräsident Martin Candinas (Mitte) schunkelt ausgerechnet mit seiner zwei Köpfe kleineren Vorgängerin Irène Kälin (Grüne) vorbei. «Die Mitte» hält offenbar nicht nur die Schweiz, sondern auch Gross und Klein zusammen.
Beschwingt mit Taktgefühl
Mindestens so viel Spass hatten zwei, die sich abseits der Politik um mehrere Grössenordnungen besser verstehen. An den Tanzkünsten kann es allerdings nicht liegen, verheddert sich doch Nationalrat Christian Imark (SVP/SO) beinahe mit seiner Krawatte, als er mit Ständerätin Maya Graf (GPS/BL) von rechts ins Bild hopst.
Doch aus Spass kann schnell einmal Ernst werden. Bundesrat Rösti mag mit den Grünliberalen noch so schnelle Pirouetten hinlegen, im Hintergrund sitzt einer, der in Sachen Lockerheit und Harmonie mithalten kann. Er hockt sozusagen dort, wo die Musik spielt.
Hinter dem Schlagzeug schwingt nämlich kein Geringerer als Berset-Nachfolge-Top-Favorit Beat Jans die Trommelstöcke. Die Rollen in der Landesregierung scheinen künftig klar verteilt: Albert Rösti wirbelt im Vordergrund, bis die Linken nicht mehr wissen, wo rechts ist. Aber es ist Neo-Bundesrat Jans, der den Takt vorgibt.