Immer mehr Hospitalisierte erst im Spital positiv getestet

Anfang Jahr musste das BAG auf Anfrage von Nau.ch zugeben: Es werden in Realität viel weniger Personen wegen Covid hospitalisiert. In der Statistik wurden auch diejenigen Patienten mitgezählt, die wegen anderen Diagnosen Spitalpflege benötigten, aber der routinemässige Corona-Test positiv ausfiel.

Seither hat das BAG die Daten aufgearbeitet und publiziert sie nun regelmässig aufgeschlüsselt im Dashboard. Einen Monat später bestätigt sich die Vermutung: In der Omikron-Welle steigt der Anteil derjenigen Hospitalisierter, die ursprünglich gar nicht wegen einer Covid-Erkrankung eingewiesen wurden.

Die Gesamtzahl der Covid-Patienten unter den Spitaleinweisungen schwankt seit Anfang Dezember nur wenig um etwa 125 pro Tag herum. Im Detail betrachtet zeigen sich nun aber deutliche Unterschiede. Ende 2021 landeten noch bis zu zwei Drittel der Covid-Fälle auch wegen einer Covid-Diagnose im Spital. Aktuell sind es nur noch die Hälfte.

Der Anteil derjenigen mit Status «unbekannt» bleibt in diesem Zeitraum konstant. Hingegen haben die aus anderen Gründen eingelieferten Patienten den Rückgang bei den «echten» Covid-Patienten kompensiert. Beide Effekte dürften auf die milderen Verläufe und die hohe Ansteckungswahrscheinlichkeit zurückzuführen sein. Viele Patienten sind wohl symptom- und ahnungslos, aber viele tragen das Virus in sich – wie in der Gesamtbevölkerung.

Dass trotz rekordhoher Fallzahlen immer weniger Covid-Erkrankte auch Spitalpflege brauchen, sollte für das gestresste Gesundheitswesen eigentlich eine gute Nachricht sein. Mittelfristig, sofern dies jetzt so bleibt, trifft dies sicher zu, aktuell ergeben sich dadurch aber neue Probleme. Schliesslich werden Patienten nicht aus Spass an der Freud’ oder um die Fallzahlen aufzublasen auf Coronavirus getestet. Sondern auch um Personal und Mit-Patienten entsprechend zu schützen.

Wobei es den unproblematischen Fall durchaus geben dürfte. Der 18-Jährige, ansonsten kerngesunde, mit wintersportbedingtem Armbruch, der nach einer Nacht wieder entlassen wird. Hat er auch noch Covid, bleibt aber symptomfrei, halten sich Zusatzaufwand und Risiken in Grenzen. Doch müssen «für alle positiv getesteten Patienten spezielle Massnahmen ergriffen werden», stellt das BAG klar.

Zu bedenken sei auch: «Nur weil die primäre Ursache für die Hospitalisation nicht Covid-19 war, bedeutet dies nicht, dass kein Zusammenhang zwischen der Hospitalisation und Covid-19 bestand.» Auch Unfallopfer könnten, so das BAG, wegen der Covid-Erkrankung schliesslich Spital- oder gar Intensivpflege benötigen.

Im Dashboard des BAG zeigt sich, dass Omikron auch bei diesem Aspekt seine typischen Eigenschaften ausspielt. Hochansteckend, mild im Verlauf und vor allem in der jüngeren Generation grassierend: Je nach Altersgruppe zeigen sich unter Hospitalisierten Unterschiede. Bei den Jüngsten ist sogar eine Mehrheit der Spitalpatienten erst im Spital positiv getestet worden.

Das schafft indes auch rein logistische Herausforderungen auf der Bettenstation. Denn auch wenn es dem oben erwähnten 18-Jährigen den Umständen entsprechend gut geht: Er sollte nicht auch noch jemanden anstecken. Omikron ist derart omnipräsent, dass das Risiko für Infektionen im Spital steigt, sogenannte nosokomiale Fälle.

Krebspatienten, Nierentransplantierte, Blinddarm-Erleichterte oder Frühgeborene: Sie sollten nicht wegen Covid auch noch auf der IPS landen. Denn gerade Patienten, die sich im Spital ansteckten, hätten nicht selten ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-Verläufe, so das BAG.