Individualbesteuerung: Einverdiener-Familien wären klar im Nachteil
Am Dienstag könnte der Ständerat der Individualbesteuerung zustimmen. Davon würden vor allem wohlhabende Doppelverdiener-Familien profitieren.
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Das Wichtigste in Kürze
- Der Ständerat entscheidet am Dienstag über die Individualbesteuerung.
- Davon würden Doppelverdiener-Familien stark profitieren.
- Die Mitte forciert derweil eine alternative Initiative.
Die Schweiz steht vor der grössten Steuerreform für Privathaushalte seit 30 Jahren. Verheiratete sollen künftig einzeln besteuert werden, um die sogenannte Heiratsstrafe abzuschaffen.
Falls der Ständerat der Vorlage am Dienstag ohne Änderungen zustimmt, ist die Reform beschlossen. Doch es droht ein Konflikt zwischen konservativen und progressiven Kräften: Während SVP und Mitte dagegen sind, unterstützen FDP, SP und Grüne die Reform.
Experten: Reform bringt mehr Frauen im Arbeitsmarkt
Neue Berechnungen des «Tagesanzeiger» zeigen, dass viele Familien dadurch weniger Steuern zahlen würden. Doppelverdiener-Familien profitieren stark: Bei einem Einkommen von 160'000 Franken, aufgeteilt auf beide Eltern, fallen nur 48 Franken Bundessteuer an.
Verdient hingegen nur ein Elternteil die gesamte Summe, wären es 5350 Franken. Grund dafür ist die Progression: Doppelverdiener rutschen in niedrigere Steuerstufen. Zusätzlich werden künftig Kinderabzüge gleichmässig auf beide Eltern verteilt, was für Einverdiener-Familien nachteilig ist.
Kritiker wie SVP-Ständerat Werner Salzmann und Mitte-Ständerat Erich Ettlin warnen vor einer Benachteiligung traditioneller Familienmodelle. Befürworter wie FDP und SP argumentieren hingegen, dass Steuern nicht vom Zivilstand abhängen sollten. Experten erwarten, dass durch die Reform mehr Frauen in den Arbeitsmarkt eintreten würden.
Wohlhabende Familien profitieren am meisten
Allerdings profitieren wohlhabende Haushalte am meisten: Eine Familie mit 400'000 Franken Jahreseinkommen spart fast 11'000 Franken, während Familien mit 120'000 Franken Einkommen oft keine Vorteile haben.
Die Reform würde dem Bund rund eine Milliarde Franken an Einnahmen kosten, was besonders linken Parteien Sorgen bereitet. Dennoch könnte die SP der Vorlage zustimmen, um die Individualbesteuerung durchzusetzen, obwohl sie Steuerausfälle kritisiert.
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Die Mitte versucht, Änderungen einzubringen, um Einverdiener-Familien besserzustellen. Sollte die Reform beschlossen werden, könnte ein Referendum folgen.
Zudem forciert die Mitte eine alternative Initiative, die die vorteilhaftere Besteuerungsmethode für Ehepaare individuell berechnen würde. Damit bleibt der politische Kampf um die Steuerreform weiterhin offen.