Israel-Freunde der SVP lassen Nazi-Bombe platzen
Die Diskussion ums Wurm-Plakat der SVP reisst nicht ab. Nun melden sich Israel-freundliche SVP-Nationalräte – und lesen der Parteileitung gehörig die Leviten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SVP steht in der Kritik, weil sie eine ähnliche Symbolik benutzt wie die Nazis.
- Parteiintern sorgt das bei der Israel-Lobby für Stirnrunzeln und unverholenen Ärger.
- SVP-Nationalrat Imark sagt: Man hätte die Geschichtsbücher sorgfältiger studieren sollen.
Die SVP hat es wieder mal geschafft. Dank einem hässlichen Wahlplakat, das politische Gegner als Ungeziefer darstellt, beherrscht sie die Schlagzeilen. Der Preis für die immense Aufmerksamkeit ist aber hoch.
Denn parteiintern fliegen die Fetzen. Viele Fraktionsmitglieder fühlen sich von der Parteispitze übergangen, weil sie nicht in die Pläne eingeweiht waren.
Das auf dem Bild sind weder Linke noch Nette. Das ist Gewürm, das man ausrottet. Was versprecht Ihr euch von dieser unsäglichen Bildsprache? Wer soll einen da noch ernst nehmen?
— Claudio Zanetti (@zac1967) August 18, 2019
Weitere glauben, dass das Sujet die Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Partnern erschwert. Doch nun dringt ein noch heiklerer Konflikt an die Öffentlichkeit. Im Fokus: Israel.
SVP-Nationalrat: «Parteispitze hätte Geschichtsbücher studieren sollen»
Keine andere Partei verfügt über so viele Nationalräte, die für die Interessen des Staats einstehen wie die SVP. Sie sind besonders abgetörnt von der Wurm-Kampagne.
Denn: 1931 druckte das nationalsozialistische Magazin «Der Stürmer» das gleiche Wurm-Sujet, um gegen Juden zu hetzen.
SVP-Shootingstar und Nationalrat Christian Imark ist das ein Graus. «Die optische Nähe zum Nazi-Plakat ist leider nicht von der Hand zu weisen», sagt er offen. Deshalb hätte «die Parteispitze die Geschichtsbücher etwas sorgfältiger studieren sollen», kritisiert der Solothurner.
Er ergänzt, dass die SVP inhaltlich allerdings das genaue Gegenteil der Nazis fordere. «Wir wollen die Freiheit der Schweiz erhalten, und sie nicht Brüssel gegenüber preisgeben.»
Schweiz-Israel-Präsident: «Das wird in der SVP zu reden geben»
Imark ist wie viele andere SVPler Mitglied in der parlamentarischen Gruppe Schweiz-Israel. Auch deren Präsident ist mit Erich von Siebenthal ein SVP-Nationalrat. Der Berner verweist darauf, dass alle Bundesratsparteien Mitglieder stellen. «Auch die SVP ist mit zahlreichen Exponenten vertreten.»
Vom heiklen Apfel-Plakat habe er vorab nichts gewusst. «Persönlich hätte ich diese Sujet-Wahl vor dem Hintergrund der Stürmer-Abbildung unterlassen», so von Siebenthal. Es sei «klar», dass das Sujet deshalb «auch in der SVP zu reden geben wird.»
Alfred Heer: «Vor historischem Hintergrund unsensibel»
Wenig Begeisterung zeigt auch der Zürcher Haudegen Alfred Heer. Er sei bereits «50 mal» in Israel gewesen und setzte sich für die Rechte des Staats ein. «Über Stil auf Wahlplakaten lässt sich immer streiten», sagt er.
Das Sujet sei «hart und vielleicht ein wenig unsensibel vor dem historischen Hintergrund», so Heer. Dennoch: «Nun die Nazi-Keule gegen die SVP zu schwingen, ist völlig absurd. Auch eine Nähe zur Stürmer-Abbildung konstruieren zu wollen, ist sehr weit hergeholt.»
Parteipräsident Albert Rösti wehrt sich ebenfalls vehement gegen solche Vorwürfe. Im Nau-Interview bezeichnete er diese als «Ablenkungmanöver.» Im Gegensatz zu damals wolle die SVP keinen Umsturz. Sondern die Erhaltung der direkten Demokratie und der erfolgreichen Schweiz.