Johanna Gapany (FDP) bringt SP und CVP ins Schwitzen
Der Wahlsonntag brachte Überraschungen. Eine weitere ist im Kanton Freiburg möglich. FDP-Kandidatin Johanna Gapany (31) könnte die Arrivierten düpieren.
Das Wichtigste in Kürze
- In Freiburg bangen SP-Chef Christian Levrat und CVPler Vonlanthen um die Wiederwahl.
- Die beiden Ständeräte werden von der jungen FDP-Frau Johanna Gapany herausgefordert.
- Politikwissenschaftler attestiert der jungen Freisinnigen realistische Wahlchancen.
So viele Frauen wie ab Dezember waren noch nie im Bundeshaus unterwegs. 42 Prozent der Nationalräte sind weiblich, ein Rekord. Weniger rosig siehts diesbezüglich im Ständerat aus. Die meisten Kantone werden weiterhin von zwei Männern vertreten.
Das war lange auch im Kanton Freiburg zu erwarten. Mit SP-Chef Christian Levrat und dem langjährigen CVP-Staatsrat Beat Vonlanthen schickt der Röstigraben-Kanton zwei Schwergewichte ins Stöckli.
Johanna Gapany nur 4000 Stimmen hinter CVP-Vonlanthen
Doch nun zittern die beiden vor der erst 31-jährigen Freisinnigen Johanna Gapany. Diese machte im ersten Wahlgang nur etwa 4000 Stimmen weniger als Vonlanthen. Und weil die SVP nicht mehr antritt, könnten auch deren Anhänger für die französischsprachige FDP-Frau stimmen.
Gapany war lange Vize-Präsidentin der Schweizer Jungfreisinningen. Heute sitzt sie im Gemeinderat von Bulle und im Freiburger Kantonsparlament. Akzente setzen möchte sie vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Altersvorsorge.
Ganz offen kokettiert sie auch mit der Geschlechter-Frage. «Repräsentativität ist nicht nur eine Sache von Sprachen und Bezirken», sagt sie den «Freiburger Nachrichten». Damit relativiert sie auch das Argument, dass der Kanton von einem Deutschschweizer und einem Romand vertreten sein müsse.
Longchamp: «Mobilisierung der SVP-Basis entscheidend»
Politikwissenschaftler Claude Longchamp bezeichnet eine Wahl Gapanys auf Anfrage als «gut möglich». Das sieht offenbar auch die FDP-Spitze so. Am Freitag reise Präsidentin Petra Gössi für einen Wahlkampf-Auftritt extra nach Freiburg.
Als entscheidend erachtet Longchamp die Mobilisierung der SVP-Wähler. Die Parteispitze empfiehlt ihrer Basis, leer einzulegen. Die Wähler der Sünneli-Partei seien aber etwas «deprimiert» nach dem Sitzverlust und der Abwahl von Unternehmer Jean-François Rime, so der Experte.
Hinzu komme, dass sich Gapany «eher neoliberal als nationalkonservativ» profiliert habe. Dank dem Bisherigen-Bonus seien Levrat und Vonlanthen deshalb im Vorteil. Vor allem der CVP-ler sei aber «nicht gesichert». Ob es auch in Freiburg zur «Frauenwahl» kommt, zeigt sich am 10. November.