Juso-Jansen ärgert sich über fehlende Sport-Kredite für Frauen
Der Staat greift dem Profisport mit 350 Millionen unter die Arme, die auch dem Nachwuchs zugutekommen sollen. Der Frauensport könnte allerdings leer ausgehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit den 350 Millionen für den Profisport müssen die Vereine auch die Jugend fördern.
- Für den Frauenfussball fehlt eine solche Verpflichtung.
- Juso-Präsidentin Ronja Jansen übt deshalb scharfe Kritik am Bundesamt für Sport.
Mit 350 Millionen Franken unterstützt der Bund innerhalb des nächsten Jahres den Profisport in der Schweiz – 150 Millionen gehen an den Breiten- und Amateursport. Die Darlehen für die Profis sind namentlich für Fussball und Eishockey gedacht.
Die Vereine bekommen das Geld aber nur, wenn sie sich an gewisse Auflagen halten. So sind beispielsweise überdurchschnittliche Spielerlöhne verboten.
Frauen müssen auf Goodwill hoffen
Ebenfalls müssen die Klubs die Nachwuchsarbeit in gleichem Masse fortführen wie vor der Pandemie. Unerwähnt blieben vonseiten des Bundes allerdings die Frauenabteilungen.
Die Verteilung der 350 Millionen Franken läuft über die Profiligen an die Vereine. Da es keine Frauen-Profiligen in der Schweiz gibt, kommen Frauenfussball und -Eishockey nur über die SFL und SIHF an Gelder. Während die Junioren also aufatmen können, müssen die Frauen auf den Goodwill ihrer Vereine hoffen.
Wäre es aufgrund dieser Ungleichheit nicht sinnvoll, die Vereine nicht nur dazu zu verpflichten, die Jugendarbeit im gleichen Masse weiterzuführen, sondern auch das Engagement im Frauenfussball?
Dass das zwingend passieren sollte, findet Juso-Präsidentin Ronja Jansen. «Es kann nicht sein, dass nur Männerfussball gefördert wird, weil dort mehr Geld gescheffelt wird als im Frauenfussball», sagt sie zu Nau.ch
Zur Frauenförderung verpflichten
«Gleichstellung darf auch vor dem Fussballfeld keinen Halt machen. Sportligen und Vereine gehören gleichermassen unterstützt, unabhängig vom Geschlecht der Sportlerinnen und Sportler», so Jansen weiter.
Es sei wichtig und richtig, dass die Vereine nicht nur dazu verpflichtet werden die Jugendarbeit weiterzuführen, sondern auch ihre Frauenteams zu fördern. Anders sieht man das beim Bundesamt für Sport (Baspo).
«Die Darlehen für die Ligen, respektive die Clubs, dienen dazu, die fehlenden Einnahmen wegen der ausbleibenden Zuschauer soweit zu kompensieren, dass deswegen niemand Konkurs geht. Zur Überbrückung also», sagt Baspo-Sprecher Christoph Lauener zu Nau.ch.
Elementare Nachwuchsarbeit
«Dabei handelt es sich ausschliesslich um die Einnahmen aus Männermeisterschaften, die zu Buche schlagen. Das ist die Realität», so Lauener.
«Die Nachwuchsarbeit als Basis solcher Veranstaltungen ist elementar. Frauen profitieren aber natürlich indirekt, wenn die Clubs dank dieser Darlehen überleben und Aufgaben auch im Bereich Frauenförderung weiterhin wahrnehmen können, wie sie das zunehmend tun.»
«Das ist eine Frechheit»
Die Förderung von Männerfussball und dessen Nachwuchs elementar, Frauen vernachlässigbar. Eine Argumentation, die bei der Juso-Präsidentin nicht gut ankommt.
«Es ist eine Frechheit, dass der Bund die Topsaläre im Männerfussball mit Millionen finanziert und den Frauenfussball links liegen lässt», so Jansen.
«Wenn das Baspo nicht erkennt, dass Frauenförderung genauso wichtig ist wie Jugendförderung, hat es offenbar noch nicht verstanden das Gleichstellung kein Nice-to-Have ist, sondern ein Verfassungsauftrag.»
Frauen spielen tollen Fussball ⚽️ und Eishockey🏒, zählen in der 🇨🇭 jedoch noch nicht zur Profiliga. Die Frauen können von den A-fonds-perdu-Beiträgen in der Höhe von 150 Millionen Franken für den Breitenspoort profitieren. Frauenförderung ist mir auch im Sport wichtig.
— Viola Amherd (@Violapamherd) May 15, 2020
Auch bei Sportministerin Viola Amherd beisst Jansen allerdings auf Granit. Auf Twitter schreibt die Bundesrätin, dass die Frauen zwar tollen Fussball und Eishockey spielen würden, aber leider keine Profiliga hätten. Aber sie würden ja von den 150 Millionen Franken für den Breitensport profitieren.