«Keine Männer»: Mitte-Chef Pfister will Frauen und Kinder aufnehmen
Pfister will afghanische Flüchtlinge erst im Rahmen des UNHCR-Resettlements aufnehmen. Auch SVP-Friedli will nicht noch mehr junge Afghanen in der Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- Pfister pocht auf die Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen durch das Resettlement.
- Denn dann kann die Schweiz bestimmen, wen sie aufnimmt, findet der Mitte-Chef.
- Esther Friedli (SVP) fürchtet, dass «noch mehr kriminelle Afghanen in die Schweiz kommen».
Diese Frage beschäftigt die Schweiz: Soll das Land 10'000 afghanische Flüchtlinge aufnehmen, wie das die Linken fordern? Die klare Antwort des Bundesrates darauf: Nein. Man werde die Schweizer Staatsbürger sowie lokale Botschaftsmitarbeiter und deren Familien in die Schweiz holen.
Wegen der chaotischen Lage in Kabul wisse man aber nicht, wie man das anstellen solle, so Gerhard Pfister. Deshalb schlägt der Mitte-Chef im «SonnTalk» auf «TeleZüri» einen anderen Weg vor: «Wir müssen mit dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR zusammenarbeiten, dieses muss zuerst Zugang haben und geschützt sein.» In einer späteren Phase könne man jährlich bis zu 1900 Flüchtlinge im Rahmen des Resettlements aufnehmen.
Nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan haben die radikal-islamistischen Taliban das Land in Windeseile übernommen. Bis auf ein kleines Tal kontrollieren sie praktisch das ganze Land. Viele Afghaninnen und Afghanen fürchten ein Terrorregime wie in den 90er Jahren. Deshalb wollen sie flüchten, am Kabuler Flughafen ist es deswegen zu teils sehr chaotischen und auch tödlichen Szenen gekommen.
Wenn die Schweiz Afghanen aufnimmt, müsse sie schauen, dass sie nur die schwächsten nehme. «Und das sind Frauen und Kinder», so Pfister und fügt an: «also nicht junge Männer.» Eine Forderung, die SVP-Nationalrätin Esther Friedli «nur unterstützen» könne, auch «wegen der Sicherheit».
SVP-Friedli: Forderung ist «weltfremd und inakzeptabel»
In Österreich würden rund 10 Prozent der asylsuchenden Afghanen kriminell, und auch in der Schweiz seien es viele, behauptet Friedli. Die Forderung, 10'000 aufzunehmen, sei «weltfremd und inakzeptabel».
Für Matthias Aebischer ist es «heikel», davon auszugehen, dass alle, die aufgenommen werden, kriminell sind. In einer solch unvorstellbaren Krise «muss die humanitäre Schweiz als Erstes sagen, dass sie Flüchtlinge aufnimmt». Primär wolle man Frauen, Kinder und Alte aufnehmen, findet aber auch der SP-Nationalrat.
Es sei jedoch eine Tatsache, dass vor allem junge Männer kommen, wirft Friedli ein und wiederholt: «Wir müssen schauen, dass nicht noch mehr junge Afghanen in die Schweiz kommen.» Dies ist auch der Grund, warum Pfister auf die Aufnahme im Rahmen des Resettlements pocht. Denn dabei schlägt das UNHCR der Schweiz Flüchtlinge vor, die sich noch in Afghanistan oder den Nachbarländern aufhalten.
«Die Schweiz bestimmt dann, wen sie aufnimmt», führt der Mitte-Chef aus. So könne auch den «Schwächsten der Schwachen» geholfen werden. Denn diese könnten die weiten Wege bis zur Schweizer Grenze im Normalfall gar nicht zurücklegen.