An seiner Rücktrittserklärung äusserte sich Bundesrat Ueli Maurer gegen Transmenschen. Kim de l'Horizon, nicht-binäre Person, nimmt ihn in die Verantwortung.
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Kim de l'Horizon hat den Deutschen Buchpreis gewonnen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kim de l'Horizon hat erst kürzlich den Deutschen Buchpreis gewonnen.
  • Die non-binäre Person hat sich in einem Gastbeitrag an Ueli Maurer gewandt.
  • Mit einer transfeindlichen Aussage habe der Bundesrat Kim de l'Horizon verletzt.
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«Solange es kein ‹Es› ist, geht es ja noch»: Dieser Satz vom zurücktretenden Bundesrat Ueli Maurer hat die LGBTQ-Gemeinschaft verärgert. Mehr noch, stark verletzt.

Best of Ueli Maurer bei der Pressekonferenz zu seinem Rücktritt. - YouTube / Der Schweizerische Bundesrat

Die schriftstellerische Person Kim de l'Horizon, welche sich als nicht-binär identifiziert, hat den Satz als «Schlag» empfunden. Das schreibt de l'Horizon in der «NZZ» in einem Gastbeitrag, der an Maurer und einen anderen transfeindlichen Mann adressiert ist. Denn mit «Es» hat Maurer Menschen wie Kim de l'Horizon gemeint.

«Ich schreibe hier darüber, weil die Aussage Maurers an Zynismus kaum zu überbieten ist», so de l'Horizon. «Später in der Pressekonferenz sprach er über seine Sorge um die Spaltung der Gesellschaft.»

«Sie haben mir mein Menschsein abgesprochen»

Konkret hat Maurer gesagt, es gebe eine Zweiklassengesellschaft – mit reichen und gut gebildeten Menschen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite befänden sich jene mit tiefen Löhnen und einer weniger guten Ausbildung. «Die Sorge, die ich habe, ist, dass wir den Minoritäten genügend Rückhalt geben», sagte Maurer.

Transmenschen Schweiz
Das Transgender Network Switzerland (TGNS) verurteilt die «Transfeindlichkeit im Bundesrat» – in Regierungen und Parlamenten seien Transmenschen und nicht-binäre Personen «extrem» unterrepräentiert. (Symbolbild) - Keystone

De l'Horizon fragt im NZZ-Beitrag: Sind trans Menschen etwa keine Minoritäten für Maurer? «Sie haben mir mein Menschsein abgesprochen», schreibt Kim.

Doch offenbar wisse Maurer, dass Menschen wie Kim de l'Horizon existierten. Sonst hätte er nicht die ganze Gruppe an nicht-binären Menschen als mögliche Nachfolge ausgeschlossen. De l'Horizon mutmasst, die Feindseligkeit gegenüber nicht-binären Personen rühre von der Angst, als Mann Macht zu verlieren. Aber auch, weil Menschen wie Kim «nicht hineinpassen» und das stolz in die Welt hinaus tragen.

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Kim de l'Horizon hat sich an der Verleihung des Deutschen Buchpreises die Haare abrasiert, aus Solidarität mit den Protesten im Iran. - Keystone

Währenddessen werde Männern wie Ueli Maurer verboten, sich aus gesellschaftlichen Normen zu befreien. Was zu Frustration, zu Eifersucht führe und schliesslich zu Hass. De l'Horizon schreibt im Beitrag auch über Gewalt, die Kim widerfahren ist aufgrund der non-binären Identität: Ein Mann in Berlin hat Kim erst kürzlich ins Gesicht geschlagen und «Schwuchtel» genannt.

Kim de l'Horizon wendet sich mit ermutigenden Worten an Ueli Maurer: Er sei «gut genug», «Mann genug», «wertvoll genug». Er müsse andere nicht unterdrücken oder sich über andere erheben. Viel mehr solle er mit trans und non-binären Person ins Gespräch kommen, auch mit de l'Horizon.

Mögen Sie Ueli Maurer?

«Ich vergebe Ihnen», schreibt Kim. «Sie schicken mir Fäuste, ich küsse sie. Sie leugnen meine Existenz, ich blühe.» Kim hat Maurer auf ein Bier eingeladen.

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