Kinderabzüge-Video von Gewerbeverband «irreführend»
Die Verbände sind sich über die Kinderabzüge-Vorlage uneinig. Die Gewerbler wollen ein Ja und veröffentlichen ein Video, der Gewerkschaftsbund kritisiert es.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 27. September wird über die Änderung der direkten Bundessteuer abgestimmt.
- Die Vorlage würde Steuererleichterungen für Familien mit Kindern schaffen.
- Doch Gegner sprechen von einem «Bschiss»: Nur reiche Familien würden profitieren.
Die Abstimmung über die Kinderabzüge spaltet die Schweizer Verbände: Der Gewerbeverband (SGV) will ein Ja, der Gewerkschaftsverband (SGB) ein Nein. Der SGV produzierte ein provokantes Video, um für die Annahme zu werben.
Die Vorlage würde Frauen ermutigen, weiterzuarbeiten, weil beispielsweise die Kosten für eine Kita tiefer ausfielen. Zudem sorgten die Abzüge für mehr Steuergerechtigkeit, so der SGV.
Die Vorlage, bei der es um rund 380 Millionen Franken pro Jahr geht, würde zwei Steuerabzüge erhöhen: Die allgemeinen Kinderabzüge und die Abzüge für Drittbetreuungskosten von Kindern.
Gewerkschaftler: Video ist «irreführend»
SGB-Co-Kommunikationsleiter Benoît Gaillard nimmt auf Anfrage von Nau.ch Stellung zum Video des Gewerbeverbands: Es sei «irreführend». 97 Prozent der Steuererleichterungen würde ohne Rücksicht auf externe Betreuung von Kindern verteilt, so Gaillard.
Der Bund schätzt die Steuerausfälle einer Erhöhung des Drittbetreuungsabzugs auf etwa 10 Millionen Franken jährlich. Das wären rund drei Prozent der gesamten prognostizierten 380 Millionen Steuerausfälle jährlich.
Laut Angaben des Bundes würde eine Erhöhung der allgemeinen Kinderabzüge von 6500 auf 10'000 Franken pro Kind erfolgen. Diese gilt für knapp sechzig Prozent der Schweizer Familien. Nämlich für diejenigen, die die direkte Bundessteuer zahlen.
Steuergeschenk für Reiche?
Die übrigen rund vierzig Prozent seien die finanziell schwächsten und bezahlten keine direkten Bundessteuern, erklärt der SGB in einem Video. Innerhalb der sechzig Prozent, die von den Abzügen profitieren könnten, sei die Verteilung des Geldes jedoch ebenfalls ungerecht.
Der SGB störe sich vor allem daran, dass 250 Millionen der Steuerabzüge insgesamt an sechs Prozent der reichsten Familien gehe; Das sind 66 Prozent der 380 Millionen. «Normalverdiendende gehen total leer aus», unterstreicht Gaillard.
Die Berechnungen des Bundes für die allgemeinen Kinderabzüge gelten für Ehepaare, die mindestens 5000 Franken im Monat verdienen.
Diese erste Beispiel-Familie (zwei Eltern, jährliches steuerbares Einkommen von 60'000 Franken) erhielte für ein Kind eine Steuererleichterung von 86 Franken. Für zwei Kinder gäbe es aber keine Abzüge. Ehepaare wiederum, die 160'000 bis 500'000 Franken pro Jahr verdienen, bekämen für ein Kind 455, für zwei 910 Franken Abzüge.
Zudem würden die 380 Millionen an anderen Orten fehlen. «Wenn Bund und Kantone weniger Einnahmen haben, wird der Ausbau des Kinderbetreuungsangebots gebremst», erklärt Gaillard. Auch der öffentliche Verkehr und die Kulturförderung würden leiden, argumentiert der SGB in seinem Video.