Konzern-Initiative: Junge werfen Ja-Lager Scheinheiligkeit vor
Verschiedene Jungpolitiker werfen NGOs und Kirchen «Scheinheiligkeit» im Abstimmungskampf für die Konzern-Initiative vor. Sie haben dazu ein Komitee gegründet.
Das Wichtigste in Kürze
- Zahlreiche NGOs und Kirchgemeinden unterstützen die Konzern-Initiative.
- Nun gibt es ein Komitee, das auf die «scheinheilige» Ja-Kampagne aufmerksam machen will.
- Jungpolitiker aus bürgerlichen Parteien haben das Komitee ins Leben gerufen.
Es ist eine höchst emotionale und hitzige Debatte, die die Konzern-Initiative umgibt. Kein Wunder, es geht schliesslich um Menschenrechte und Umweltschutz. Die Befürworter wissen, wie man mittels emotionalen Bildern die Menschen anspricht und für sich gewinnt.
Auf Plakaten werden Kinder inszeniert, die in Südamerika von Glencore-Minen vergiftet worden sein sollen. Oder solche in Westafrika, die in Minen oder auf Baumwollfeldern Kinderarbeit verrichteten. Gegnerinnen und Gegnern wird vorgeworfen, Leid und Zerstörung zu ignorieren und nur auf Profit aus zu sein.
Störende «Scheinheiligkeit»
Genau das stört die Mitglieder des «Komitee gegen Scheinheiligkeit». Vonseiten der Befürworter werde «vom absoluten moralischen Hochsitz herab kommuniziert». Das Komitee wird von mehreren Jungpolitikern geführt: Von der Jungen SVP bis zur Jungen GLP ist jede grössere Mitte-rechts-Partei zu finden.
Sie alle lehnen das Volksbegehren ab, aber wollen mit dem Komitee eine weitere Dimension in die Diskussion bringen. Das Ziel der jungen Männer: auf «zwielichtige Aktivitäten der NGOs und der Kirche aufmerksam machen». Das erklärt Leroy Bächtold, Vorstandsmitglied der Jungfreisinnigen, auf Anfrage.
Den NGOs und Kirchen wird vorgeworfen, sich nicht an die Bundesverfassung zu halten, obschon sie dies von den Unternehmen verlangen – deswegen «Scheinheiligkeit». Es wird auf die angebliche Unterstützung von «mordenden und vergewaltigenden Paramilitärs» durch NGOs hingewiesen. Damit ist wohl der WWF gemeint.
Doch gegen welche Artikel der Bundesverfassung verstossen denn die Kirchen? «Dies betrifft vor allem Freikirchen und die katholische Kirche», antwortet Bächtold. Diese würden die Verbote von Geschlechtsdiskriminierung und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung «unverhohlen mit den Füssen treten».
Steuergelder und Spenden
Die jungen Bürgerlichen haben auch ein Problem mit der Finanzierung der Kampagne. Es könne nicht sein, dass Teile der Kirche die Kampagne mit Steuergeldern finanzieren. Dem widerspricht die katholische Kirche im Kanton Zürich aber: Es fliesse «kein Rappen» der Steuergelder in die Kampagne.
Doch Bächtold sieht das anders: «Das Engagement für die Konzern-Initiative findet ja während der Arbeitszeit statt.» Und der Lohn, sowie die Infrastruktur, werde aus Steuergeldern finanziert.
Ebenfalls findet das Komitee, die Verwendung von Spenden an NGOs für die Kampagne sei nicht im Sinne der Spender. «Wir hörten von einigen Personen, welche dies verurteilen und eine Weiterführung ihrer Spenden prüfen», so der Jungfreisinnige.