Katholische Kirche verteidigt Ja zu Konzern-Initiative
Die Landeskirchen stehen in der Kritik, weil sie die Konzern-Initiative unterstützen. Besonders die Jungfreisinnigen verurteilen das politische Engagement.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 600 Kirchgemeinden unterstützen die Konzernverantwortungsinitiative.
- Die Jungfreisinnigen fordern deswegen jüngst die Abschaffung der Kirchensteuer.
- Landeskirchen sollen politisch neutral sein, heisst es. Doch diese wehren sich dagegen.
Es sei inakzeptabel, dass die Kirchen die Konzern-Initiative unterstützten, sagt Jungfreisinn-Präsident Matthias Müller zu Nau.ch. Die Kirchensteuer gehöre «natürlich» abgeschafft. Eine von Steuergeldern finanzierte Institution habe keine Befugnis, politisch Position zu ergreifen.
Tatsächlich sprachen sich mehrere hochrangige Personen aus der römisch-katholischen und evangelisch-reformierten Kirche für eine Annahme der Initiative aus. Teilweise wurden Fahnen für die Initiative an Kirchenfassaden angebracht, und Pfarrpersonen predigten über die Initiative.
«Kein Rappen» für die Ja-Kampagne
Doch Franziska Driessen-Reding, Präsidentin des Synodalrats der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, reagiert gelassen auf die Forderungen der Jungpartei. Der Synodalrat ist die Exekutive, also eine Art Bundesrat, für die katholische Kirche im Kanton Zürich.
Es sei nichts Neues, dass die Tochterpartei der FDP die Kirchensteuer loswerden wolle, so die Unterstützerin der Konzern-Initiative. Driessen-Reding verteidigt auch ihre Kirche auf Twitter, als ein Jungpolitiker der SVP gegen den kirchlichen Einsatz für die Initiative wettert.
«Kein Rappen der Steuergelder geht an die Kampagne für die Konzernverantwortungsinitiative», stellt sie im Gespräch mit Nau.ch klar. Das Budget der katholischen Kirche des Kantons Zürich sei zudem öffentlich: «Da kann sich jeder informieren, was mit dem Steuergeld geschieht.»
Die Steuergelder würden laut dem Budget für Seelsorge in Spitälern ausgegeben. Oder es gehe an die Organisation Caritas. Die deutliche Ablehnung der Kirchensteuerinitiative der Zürcher Jungfreisinnigen von 2014 beweist für Driessen-Reding vor allem etwas: «Kirchenmitglied ist man nicht wegen der Steuer oder des Geldes, sondern weil man glaubt.»
Kirche war «schon immer politisch»
So sei es für die Kirche selbstverständlich, sich für die Konzern-Initiative einzusetzen. Die Katholikin verweist auf verschiedene prominente christliche Figuren. «Denken Sie an Zwingli, oder an Jesus. Die waren hochpolitisch», so die ehemalige CVP-Gemeinderätin.
Die Kirche sei schon immer politisch gewesen, fügt Driessen-Reding hinzu. Sie verweist auch auf ein Video von Papst Franziskus im September.
Darin erklärt das Oberhaupt der katholischen Kirche sein Gebetsanliegen: Umweltschutz und Sorge zur Schöpfung. Der Papst nimmt auch Unternehmen «aus dem Norden» in die Pflicht für die «ökologische Schuld». Diese Schuld werde nur grösser, «wenn multinationale Unternehmen im Ausland das tun, was sie im eigenen Land nicht tun dürfen».
Eigentlich wie massgeschneidert für die Ja-Kampagne der Konzern-Initiative.