Kostenbremse- und Prämieninitiative: Gegner weisen auf Folgen hin

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Bern,

Die Gegner der Kostenbremse- und der Prämieninitiative warnen vor negativen Folgen: Behandlungsqualität und Wartezeiten könnten sich verschlechtern.

prämieninitiative
Gegner fürchten, dass die Kostenbremse- und Prämieninitiative auf Kosten der Patienten geht. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Parteien-Komitee empfiehlt, die Kostenbremse- und Prämieninitiative zu verneinen.
  • Die Initiativen würden massive Kosten verursachen.
  • Gleichzeitig könnten Behandlungs- und Wartezeiten-Standards der Patienten sinken.

Ein Komitee aus FDP, SVP und GLP stellt sich gegen die «Kostenbremse-Initiative» und die «Prämienentlastungs-Initiative»: Die Gesundheitsvorlagen vom 09. Juni würden lediglich zu einem Leistungsabbau führen, beziehungsweise nicht mehr als eine Umverteilungsvorlage sein.

Zwar würden die Initiativen reelle Sorgen aufgreifen – seien jedoch keine echten Lösungen und könnten sogar schaden. Regine Sauter äusserte als Zürcher FDP-Nationalrätin am Dienstag gegenüber den Medien: «Die Initiativen wollen der Bevölkerung mit ihrem Anliegen ein Medikament verschreiben, das gefährliche Nebenwirkungen haben wird.»

Massive Kosten bei beiden Initiativen

Gegen die «Prämienentlastungs-Initiative» führen die Gegner insbesondere die Kostenfolgen ins Feld. Ab 2030 würden im schlechtesten Fall bis zu 12 Milliarden Franken zusätzliche Ausgaben pro Jahr anfallen. Sauter gab zu bedenken: «Das ist mehr als doppelt so viel, wie die Finanzierung der 13. AHV-Rente bereits kostet.»

Die SP-Initiative sei eine reine Umverteilungsvorlage, von der nur eine Minderheit profitiere, sagte auch der Genfer SVP-Nationalrat Thomas Bläsi. «Eine massive Erhöhung der Mehrwertsteuer ist unumgänglich.» Werde der Anteil des Bundes über die Mehrwertsteuer finanziert, dann müsse die Mehrwertsteuer um bis zu 2,3 Prozentpunkte erhöht werden. «Das ist unsozial.»

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Ab 2030 würden wegen der Prämieninitiative im schlimmsten Fall bis zu 12 Milliarden zusätzliche jährliche Ausgaben anfallen, so FDP-Nationalrätin Regine Sauter. (Archivbild) - keystone

Zudem löse die Initiative keine Probleme, sondern bekämpfe nur Symptome, macht das Nein-Komitee geltend. «Es wird einfach mehr Geld ins System gepumpt», so Bläsi. Sparsamere Kantone erhielten ausserdem weniger Bundesbeiträge als die Kantone mit höheren Gesundheitskosten.

Damit schaffe die Initiative keinerlei Anreize, etwas zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen beizutragen. Auch die Motivation, sich als Prämienzahlerin oder Prämienzahler kostenbewusst zu verhalten, falle weg.

Strikte Kostenbremse führe zu Sparübungen

Kopfschmerzen bereitet den Gegnern auch die «Kostenbremse-Initiative». «Das gesundheitliche Wohlergehen an die wirtschaftliche Entwicklung zu koppeln, ist falsch», hielt die Berner GLP-Nationalrätin Melanie Mettler fest. Die strikte Kostenbremse führe in wirtschaftlich schlechten Zeiten zu Sparübungen, die auch das Gesundheitspersonal betreffen würden.

Kostenbremse Prämienentlastung Nein Argumente
«Das gesundheitliche Wohlergehen an die wirtschaftliche Entwicklung zu koppeln, ist falsch», hielt die Berner GLP-Nationalrätin Melanie Mettler fest. (Archivbild) - keystone

Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und andere Gesundheitsdienstleister müssten laut dem Nein-Komitee dringend benötigte Leistungen einsparen. «Dies könnte sich negativ auf die Behandlungsqualität und die Wartezeiten auswirken», sagte Mettler.

Sie verwies auf das nördliche Nachbarland. Deutschland habe ein sogenanntes Globalbudget ebenfalls eingeführt und dieses kürzlich wieder verworfen. Wegen der Art der Ausgestaltung hätten Ärzte und Ärztinnen häufig noch vor Monatsende ihr Behandlungsbudget ausgeschöpft. Kranke hätten auf ihre Behandlung warten müssen.

Zwei indirekte Gegenvorschläge

Unbestritten ist hingegen auch bei den Gegnern beider Vorlagen: Die Effizienz im Gesundheitssystem muss gesteigert und die Kosten müssen gedämpft werden. Sie verweisen dabei auf die indirekten Gegenvorschläge, die das Parlament verabschiedet hat. Sie treten bei einem «Nein» zu den Initiativen in Kraft.

Kostenbremse Prämienentlastung Nein Argumente
Unbestritten ist hingegen auch bei den Gegnern beider Vorlagen: Die Effizienz im Gesundheitssystem muss gesteigert und die Kosten müssen gedämpft werden. (Symbolbild) - keystone

Der indirekte Gegenvorschlag zur «Prämienentlastungs-Initiative» sehe für die Prämienzahlenden eine Entlastung von rund 360 Millionen Franken pro Jahr vor. Als Alternative zur «Kostenbremse-Initiative» habe das Parlament ebenfalls ein «gezieltes Massnahmenpaket» verabschiedet. Um kostendämpfende Massnahmen zu beschliessen, brauche es keinen neuen Verfassungsartikel.

Bereiten Ihnen die steigenden Kosten im Gesundheitswesen Sorgen?

Als «sinnvolle Massnahmen» bezeichneten die Initiativgegner zum Beispiel eine konsequente Verlagerung stationärer Behandlungen in den ambulanten Bereich. Gleiches gelte für eine Überarbeitung der veralteten Tarifstruktur «Tarmed». Ebenso müsse die interkantonale Koordination verbessert und die Effizienz der Versorgung gesteigert werden.

Kommentare

User #3618 (nicht angemeldet)

Die Initiative ist ein ökonomisch undurchdachter Pfusch. Die Kosten würden auch ohne Ineffizienz und Profiteure steigen. Die Vorstellung, dass uns das Gesundheitswesen irgendwie Wohlstand kostet, der in der Privatwirtschaft erschaffen wird, ist Unsinn. Ohnehin ist zu befürchten, dass die Lobbyisten unter der Bundeshauskuppel wie bisher dafür sorgen würden, dass bei der Pflege gespart und Leistungen abgebaut würden, statt dass die Profiteure an die Kasse kämen. Mit ihrer starren Bremse bedroht die Mitte-Partei unseren Wohlstand. Bei ärztlichen Untersuchungen, psychologischer Betreuung oder der Pflege müssen die Löhne steigen, weil sonst niemand mehr diese Arbeit verrichten würde. Ein solch starrer Deckel führt zwangsläufig zu einer Rationierung der Gesundheitsleistungen. Das Parlament muss die Profiteure des Gesundheitssystems in die Schranken weisen. Was es braucht, sind progressivere Steuern, um einen Teil der Gesundheitskosten jener zu zahlen, die sich diese immer weniger leisten können – so wie das die Prämien-Entlastungs-Initiative bewirkt.

User #2323 (nicht angemeldet)

Es ist gut zu hören, dass sie am Problem arbeiten. Sehe daher kein Problem bezüglich der Prämienentlastungs-Initiative. Es dürfte dann sogar im Sinne des Bundesrates sein, dass die Sache mit etwas mehr Elan auf den Weg gebracht wird. Die Sparquote wäre dann vorgegeben. Zehn Prozent im Mittelfeld der Einkommen. Das ist ein guter Anfang. Das Ziel darf ruhig noch etwas ambitionierter ausfallen.

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