Kritik am BAG wegen Blindflug bei Impfdurchbrüchen
Das BAG erfasst Impfdurchbrüche des Coronavirus nicht mehr bei nur positiv getesteten Personen. GLP-Nationalrat Martin Bäumle kann bloss den Kopf schütteln.
Das Wichtigste in Kürze
- Das BAG erfasst Impfdurchbrüche nur noch bei Verstorbenen und Hospitalisierten.
- GLP-Nationalrat Martin Bäumle hat für diesen Entscheid kein Verständnis.
- So gehe man in den Blindflug; die Daten würden ermöglichen, die Pandemie zu verstehen.
Das BAG erfasst seit etwa zehn Tagen keine Impfdurchbrüche mehr. Zumindest, wenn die positiv getesteten Personen nicht hospitalisiert werden oder gar sterben.
Der Kanton Bern erfasst die Impfdurchbrüche noch. Stand gestern waren 23,4 Prozent der positiven Corona-Fälle doppelt geimpft. Das sind 32 Geimpfte von 139 getesteten Personen.
«Wir haben auf gut Deutsch keine Ahnung»
«Es ist ziemlich fatal, diese Datenerhebungen nicht zu machen», sagt Martin Bäumle, GLP-Nationalrat aus dem Kanton Zürich. «Sie würden es uns ermöglichen, die Pandemie besser zu verstehen.» Im Moment gehe die Schweiz «einfach in den Blindflug, auf gut Deutsch haben wir keine Ahnung».
Die Erfassung der Impfdurchbrüche ist insbesondere im Zusammenhang mit den viel diskutierten Boosterimpfungen von Bedeutung. Bäumle plädierte schon früh, gemeinsam mit anderen Nationalratsmitgliedern, für baldige Boosterimpfungen. Dabei will der grünliberale Corona-Experte aber gezielt vorgehen.
Nicht flächendeckend boostern
«Meines Erachtens sollten zuerst individuelle Antikörpertests gemacht werden, um zu prüfen, ob sie nötig sind», argumentiert Bäumle. «Wenn festgestellt wird, dass die Antikörperzahl in Risikogruppen generell abgenommen hat, dann können die Booster auch ohne Antikörpertest verabreicht werden.»
In der Frage, ob die 3. Dosis flächendeckend oder nur den Risikogruppen verabreicht werden soll, sind sich Bäumle und BAG einig. «Die Impfung Ungeimpfter bleibt zentraler», so der Nationalrat. «Flächendeckende Boosterimpfungen halte ich aktuell nicht für nötig.»
Der Grünliberalen-Gründer hat aber noch andere Forderungen an das BAG. «Wir sollten auch schon lange den Virenload bei den PCR-Tests messen.» Dann wäre statistisch ersichtlich, ob die Viruslast bei Geimpften anders sei als bei Ungeimpften, so Bäumle.
Ebenfalls will der Atmosphärenwissenschafter prüfen, «wie viele der Viren bei Geimpften überhaupt aktiv sind. Nach anderthalb Jahren sollte das analytisch möglich sein», beteuert Bäumle.