Linke Politikerinnen wollen mit mehr Geld zur Pflege locken
Es mangelt an Pflegepersonal, und zwar schweizweit. Darunter leidet die ganze Gesundheitsversorgung. Mehr Geld wäre die Lösung, sagen Bundespolitikerinnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Derzeit sind die Intensivbetten in der Schweiz Mangelware.
- Grund dafür ist einerseits Covid, andererseits aber das fehlende Personal.
- Die Gesundheitspolitikerinnen Gysi (SP) und Weichelt (Grüne) präsentieren ihre Lösungen.
Auf den Schweizer Intensivstationen ist wieder Notstand. Seit Beginn der Pandemie hat sich der Personalmangel noch einmal verschlimmert. Aufgrund der mit Covid angesteckten und ungeimpften Ferienrückkehrer werden die Betten knapp.
Besonders in Regionen mit tiefen Impfquoten ist die Lage prekär. Dazu gehören Innerschweizer Kantone, aber auch die Ostschweiz. Zum Teil haben Kantonsspitäler auf ihren Intensivpflegestationen schon eine Auslastung von 100 Prozent.
Der Personalnotstand beschäftigt die Pflegebranche schon lange. Darum wurde auch die Pflegeinitiative lanciert, welche im Moment vom Parlament behandelt wird. Für die Pflegeverbände ist es klar: Die Politik hat es versäumt, Pflegende zu unterstützen. Und den Preis bezahlen jetzt alle.
Prämien und Perspektiven
Die beiden Mitglieder der nationalrätlichen Gesundheitskommission, Barbara Gysi (SP) und Manuel Weichelt (Grüne), kommen aus stark betroffenen Kantonen. Gysi ist St. Gallerin, Weichelt Zugerin. Die Intensivstationen ihrer Heimatkantone sind bei etwa 87 Prozent der Kapazität.
«Kurzfristig gibt es nur wenige Möglichkeiten», antwortet Barbara Gysi auf Anfrage. Sie sieht einerseits die Impfung als eine Lösung, weil sie Ansteckungen und schwere Verläufe verhindere. Andererseits brauche es Prämien oder «besondere Anlässe», als Zeichen der Anerkennung für das Pflegepersonal.
«Wichtig erscheint mir, dem Pflegepersonal Perspektiven aufzuzeigen», so Gysi weiter. «Das sind Zusagen für bessere Arbeitsbedingungen und einen verbindlichen Personalschlüssel.» Mittelfristig brauche es zudem ein Ja zur Pflegeinitiative, sagt die SP-Nationalrätin. «Es braucht mehr ausgebildetes Personal, eine Ausbildungsoffensive und bessere Arbeitsbedingungen.»
Löhne aufstocken
Manuela Weichelt, die einen Master in Public Health hat, will vor allem mit höheren Löhnen zum Beruf locken: «Lässt sich ein Mann zum Polizist umschulen, verdient er während der Ausbildung bereits 5400 bis 7000 Franken. Eine Frau in der Pflege nur zwischen 1000 und 1400 Franken.»
Weichelt weiter: In der Lohnstatistik für Pflegende im Vergleich zum nationalen Durchschnittslohn liege die Schweiz weltweit «ganz hinten», an drittletzter Stelle. Chile, Mexiko, Luxemburg und Israel seien an der Spitze, die Pflege erhalte dort «50 bis 80 Prozent mehr».
Die Zuger Politikerin weiss auch, wer in die Pflicht genommen werden muss. «Die Verantwortlichen in den medizinischen Einrichtungen und in der Politik. Sie müssen endlich begreifen, dass auch die Frauen nicht mehr für Gottes Lohn arbeiten.»