Luzi Stamm wirbt mit Toten für seine Nationalrats-Liste
Luzi Stamm wills nochmals wissen: Um als Nationalrat wiedergewählt zu werden, greift er auch auf die Unterstützung von Verstorbenen zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrat Luzi Stamm kämpft wie ein Löwe um seine Wiederwahl.
- Der Aargauer behauptet: Beat Richner und Margrit Fuchs hätten ihn gewählt.
- Das ist nur eine Skurrilität der Wahlwerbung in der «Badener Woche».
Seit 28 Jahren sitzt Luzi Stamm im Nationalrat. Und er ist immer noch nicht müde. Der SVP-Dinosaurier würde gerne eine achte Amtszeit anhängen. Doch: Die SVP Aargau hat ihm die Unterstützung entzogen. Am Sonntag kandidiert er deshalb auf eigene Faust.
Auf eigene Faust hatte sich Stamm im März an die Bekämpfung des Drogenhandels gemacht. Dafür kaufte er sich in Bern Kokain und brachte es ins Bundeshaus.
Und auf eigene Faust kehrte Stamm kurz darauf ins Bundeshaus zurück, obwohl die Partei ihm eine Auszeit verschrieb. Der Aargauer Parteichef Thomas Burgherr musste ihn wieder nach Hause eskortieren.
Hilfe vor Ort
Weil er auf sich selbst gestellt ist, greift der 67-Jährige nun in die Tasche und in die Tasten. Auf ganzen vier Seiten wirbt Stamm in der aktuellen Ausgabe der «Badener Woche» für seine Solo-Liste. Die Gratiszeitung erscheint zweiwöchentlich und erreicht 75'000 Personen im östlichen Aargau.
Stamm nutzt den Platz, um zu erklären, warum es ihn im Bundeshaus nach wie vor braucht. Er will seine Volksinitiative «Hilfe vor Ort im Asylbereich» erfolgreich umsetzen.
Hilfe aus dem Jenseits
Pikant: Luzi Stamm wirbt in der «Badener Woche» auch mit der – angeblichen – Unterstützung von Verstorbenen. So etwa Beat Richner. Der Kinderarzt und Cellist verstarb im letzten Jahr. Oder Margrit Fuchs. Die Gründerin eines Hilfswerks in Ruanda segnete bereits vor zwölf Jahren das Zeitliche.
Stamm ist sich trotzdem todsicher, dass Richner und Fuchs seine Liste eingelegt hätten. Schliesslich hätte er ein «sehr nahes Verhältnis» zu beiden gehabt: Jeweils zur Weihnachtszeit hätten sie miteinander telefonisch Kontakt gehabt.
«Danke, Luzi Stamm!»
Speziell ist auch eine andere Anekdote. Luzi Stamm lässt sich für seinen Drogenkauf in Bern loben. Und zwar von einem Crêpes-Verkäufer, der vor dem Bundeshaus seinen Stand hat.
Dieser stellte nach Stamms Drogenkauf angeblich eine Veränderung fest: «Seit diesem Vorfall finden sich zwischen Bundeshaus und Bahnhof keine Drogen-Dealer mehr. Danke, Luzi Stamm!» Er ist sicher, dass solche Lockvögelkäufe die Drogenszene abstellen könnten.
Es sei «geradezu krank, dass Luzi Stamm von seinen ‹Parteifreunden› die Listenverbindung verweigert wurde». Wer Stamm noch wählen möchte, muss sich beeilen. Brieflich reicht es nicht mehr rechtzeitig, Stamm-Wähler müssen den Weg zum Wahllokal auf sich nehmen.