Martin Pfister feiert mit Posaune - «Er ist trinkfest»
Nach zwei Wahlgängen ist das Ergebnis bekannt: Martin Pfister ist neuer Bundesrat.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Parlament wählte heute den Nachfolger von Bundesrätin Viola Amherd.
- Zur Wahl standen Nationalrat Markus Ritter und Regierungsrat Martin Pfister.
- Bereits im zweiten Wahlgang konnte sich Martin Pfister durchsetzen.
Nach dem für viele überraschenden Rücktritt von Viola Amherd als VBS-Vorsteherin war es heute früh so weit: Martin Pfister wurde zum neuen Bundesrat gewählt.
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12:52: Pfister stellt sich den Fragen der Bundeshaus-Medien. Er wird sein Amt «mit grossem Respekt, enormer Freude und viel Zuversicht» antreten, so der neu gewählte Bundesrat.
Auf die Frage des Nau.ch-Reporters, worauf sich Pfister besonders freue, hat er eine klare Antwort: «Das Eröffnungsspiel der Frauen-Europameisterschaft.» Und er hoffe, dass Viola Amherd ihn da begleiten werde.
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Pfister werde sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass es den Menschen in der Schweiz weiterhin gut gehe.
«Ich werde alles tun, Kollegialität, Konsensorientiertheit zu leben, einzubringen und auch zu verteidigen im Gremium», so Pfister weiter. Die erfolgreiche soziale und liberale Schweiz verdiene und benötige einen Bundesrat, der geeint und als Team die heute erforderliche Führungskraft entfalten könne.
Zur wahrscheinlichen Übernahme des Verteidigungsdepartements (VBS) hielt sich Pfister an der Medienkonferenz bedeckt: «Nein, ich lege ihnen kein weiterführendes Arbeitsprogramm dar, welches etwa das Verteidigungsdepartement in seiner Arbeit beträfe», sagte er.
«Ich habe grosse Lust, das VBS zu führen», sagte er. Er sei aber auch bereit, jedes andere Departement zu übernehmen.
11:38: Gegenüber SRF gab Pfister eigentlich an, noch nicht zu wissen, ob er weiterhin Posaune spielen könne. «Das werde ich sehen», so der neu gewählte Bundesrat. «Spass und Kultur» müsse jedoch weiterhin möglich sein.
Wie sich herausstellt, dauert es allerdings nicht lange, bis der Zuger wieder zu seinem Hobby findet. Kurz nach der Wahl ist er auf dem Bundesplatz aufzufinden: Posaune in der Hand und ausgelassen am musizieren.

Nau.ch filmte mit.
Seine Gugge war bereits seit einiger Zeit den Wahlsieg mit lauten Tönen am feiern. Mit Pfister ist die Gruppe nun wieder komplett.
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Für Zunftmeister Philipp Hofmann bedeutet die Wahl von Pfister «totale Freude». Er sagt zu Nau.ch: «Ich glaube, es ist ein Freudentag für Zug, für die Zentralschweiz, aber auch für die Schweiz.»
Hofmann ist von Pfisters Qualitäten überzeugt: «Er wird das brillant gut machen.» Insbesondere mit seiner zünftigen Art. Nämlich: «Handschlagt gilt» und «meh liefere statt lafere». Dies werde das Gremium positiv beeinflussen, ist Hofmann überzeugt.
Pfister habe immer sehr schnell Kontakt zu neuen Zünftern aufgebaut, könne Humor gut aushalten und sei brilliant sowohl in Sachen Wortwitz als auch beim Mitdenken. Und: «Er ist ziemlich trinkfest», so Hofmann.
11:10: Es sei noch sehr unwirklich, mit «Bundesrat Pfister» angesprochen zu reden, erzählt Martin Pfister gegenüber Nau.ch. Schliesslich sei er erst vor ein paar Minuten gewählt worden und habe sich auch erst seit ein paar Wochen mit dieser Frage auseinandergesetzt.
Pfister ist einer der ersten Bundesräte mit einer sogenannten Patchwork-Familie. Dies solle man jedoch nicht überbewerten, so der Zuger: «Ich glaube, meine Familien-Konstellation ist eine normale Konstellation, die viele Familie haben. Das finden Sie überall.»
Woher die Stimmen für ihn kamen, weiss Pfister nicht. Aber: «Ich gehe davon aus, aus allen Parteien», so der frisch gewählte Bundesrat.
Im Wahlkampf habe er viele Gespräche geführt und sich auf die Hearings vorbereitet. «Und ich habe Beziehungen gepflegt, das ist ebenfalls ganz wichtig», sagt Pfister. So habe er es geschafft, sich gegen Ritter durchzusetzen.
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«Ich lebe in einem Kanton, in dem die Verbindung von Stadt und Land besonders spürbar ist», sagt Pfister. Daher habe er bereits Erfahrung darin, «verbindend» zu sein. Eine laut Pfister wichtige Eigenschaft für Regierungsmitglieder.
Kollegialität ist ihm wichtig – «und das möchte ich auch einbringen im Bundesrat», so Pfister.
9:57: «Ich habe gemerkt in den Gesprächen, dass ich auf Interesse stosse mit meinem Profil», so Martin Pfister zum Wahlkampf. «Ich habe immer daran geglaubt, dass ich Chancen habe», erklärt er.
«Wir müssen gute Beziehungen pflegen», so Pfister in Bezug auf die Sicherheitspolitik der Schweiz. Ausserdem müssten die traditionellen Werte der Schweiz bewahrt werden.
9:46: Der Zuger Regierungsrat gratuliert in einer Medienmitteilung Martin Pfister zu seiner Wahl. Zu seinen Ehren soll am 20. März eine grosse Feier stattfinden.
9:42: Markus Ritter bedankt sich in seiner Rede für das Vertrauen, das ihm für die Nominierung und den Wahlkampf entgegengebracht wurde.
«Für mich war das eine sehr reiche Erfahrung», so Ritter in Bezug auf den Wahlkampf. Die Zeit sei sehr intensiv gewesen. Eigentlich habe er nicht vorgehabt, für den Bundesrat zu kandidieren. «Aufgrund der vielen Absagen habe ich mich dann doch dafür entschlossen», so Ritter.

«Ich freue mich für Martin, dass er das Amt übernehmen kann.» Er habe Pfister bis vor ein paar Wochen nicht gekannt. Nun könne er sagen: «Ich habe einen Freund gewonnen.»
Zu den Gründen seiner Niederlage konnte Ritter nicht viel sagen. «Das ist Kaffeesatzlesen», sagte der St. Galler Nationalrat am Mittwoch im Berner Bundeshaus vor den Medien. Es seien wohl parteistrategische Ziele im Vordergrund gestanden.
Pfister wünsche er eine «glückliche Hand bei vielen Geschäften, die auf ihn warten», sagte Ritter. «Und Gottes Segen.»
9:23: «Ich schwöre es.» Martin Pfister legt den Eid zum Bundesrat ab und ist jetzt offiziell Bundesrat. Das Amt wird er im April antreten.
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9:17: «Seit ich meine Kandidatur als Bundesrat begonnen habe sage ich häufig folgenden Satz: Kasernen sind mit bekannter als das Bundeshaus», beginnt Martin Pfister seine Rede. Er fügt an: «Heute fühle ich mich in beiden Welten wohl.»
«Mein Platz ist jetzt im Bundesrat», so Pfister. Er freue sich auf die Zusammenarbeit. Die Wahl sei ihm eine grosse Ehre. Pfister bedankt sich auch bei seinem Konkurrent, Markus Ritter.
Die Grundfesten der Schweiz hätten einige Erschütterungen erlebt – im eigenen Land und ausserhalb. Möglicherweise stünden grosse geopolitische Veränderungen bevor, die die Schweiz sicherheitspolitisch und auch in anderen politischen Feldern forderten, sagte Pfister. Es brauche deshalb ein ausserordentliches Engagement auf allen Ebenen.
«Mit grosser Freude und grossem Respekt nehme ich die Wahl in den Bundeswahl an.»
9:09: Das Resultat des zweiten Wahlgangs ist bekannt: Gewählt ist mit 134 Stimmen Martin Pfister.
Von den 245 ausgeteilten Stimmzetteln wurden erneut alle gültig ausgefüllt. Markus Ritter erhielt 110 Stimmen. Eine Stimme wurde divers vergeben.
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8:51: Von den 245 Stimmzetteln wurden im ersten Wahlgang alle korrekt ausgefüllt. Das ergab ein absolutes Mehr von 123 Stimmen.
Mit 122 Stimmen schrammte Martin Pfister nur knapp an einer Wahl vorbei. Ritter erhielt 105 Stimmen. 18 Stimmen gingen an diverse Kandidatinnen und Kandidaten.
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Die Nachfolge von Mitte-Bundesrätin Viola Amherd ist somit noch offen. Im ersten Wahlgang ist noch niemand gewählt worden.
8:45: Pirmin Bischof, Ständerat (M/SO) äussert sich vor dem ersten Wahlgang zu den Bundesratswahlen. Er lobt Amherds Engagement: «Viola Amherd ist mit Herzblut Bundesrätin gewesen. Sie hat das ausserordentlich gerne gemacht.»
Daher könne er sich vorstellen, dass der heutige Abschied schwierig gewesen war.
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Als Amherd das VBS übernahm sei das Departement noch relativ unbedeutend gewesen, so Bischof. «Mit den Ereignissen der letzten Monate und Jahre wurde es plötzlich zu einem Schlüsseldepartement.»
8:41: Der erste Wahlgang beginnt. Die Stimmenzähler haben den Raum verlassen, die Auszählung hat begonnen.
8:29: Die Wahlzettel werden verteilt. Zuvor wurden die Parlamentarierinnen und Parlamentarier erneut gemahnt, wie der Zettel auszufüllen ist.
8:23: Mitte-Fraktionschef Philipp Bregy (VS) verkündet Markus Pfister und Martin Pfister als Bundesratskandidaten. Es seien zwei «exzellente» Kandidaten. Sie stünden für eine «verlässliche und kollegiale Politik».
Die Mitte-Fraktion erwartet vom Parlament, dass sie sich ans Zweierticket mit Martin Pfister und Markus Ritter halten.
«Alles Gute für deine Zukunft», so Bregy an Viola Amherd.
8:13: Viola Amherd beginnt ihre letzte Rede als Bundesrätin. Die Schweiz sei gefordert, ihre eigene Sicherheit zu garantieren – und einen «namhaften Beitrag zur Sicherheit des europäischen Kontinents zu leisten».
«Wir müssen den Tendenzen der Polarisierung entgegenwirken, die weltweit und auch in der Schweiz stattfinden», appelliert sie. «Auch wenn wir unterschiedliche Meinungen vertreten, sollten wir mit Respekt und einem grundsätzlichen Wohlwollen aufeinander zugehen.»
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Bei ihren letzten Worten bricht Amherds Stimme etwas: «Es war für mich eine Ehre, unserem Land zu dienen.»
8:09: Nationalratspräsidentin Maja Riniker (FDP/AG) hat die abtretende Verteidigungsministerin Viola Amherd als Brückenbauerin gewürdigt. Für die Bundesrätin seien Herausforderungen Chancen gewesen, tragfähige Lösungen zu entwickeln und den politischen Zusammenhalt zu stärken.
«Sie haben in der Geschichte der Schweiz nicht nur ein Kapitel geschrieben, sondern eine Brücke für kommende Generationen gebaut», sagte Riniker am Mittwoch in ihrer Rede vor der Vereinigten Bundesversammlung, an Amherd gerichtet.
7:52: Die Grünen dürften für die Bundesratswahl aller Voraussicht nach keine Wahlempfehlung abgeben. Das sagte Fraktionschefin Aline Trede (BE) am frühen Mittwochmorgen vor der letzten Wahlbesprechung ihrer parlamentarischen Gruppe der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Mit dem Verzicht auf eine Wahlempfehlung reihen sich die Grünen in die Mehrheit der Fraktionen ein.
Lediglich die SVP machte eine Wahlempfehlung – für den Bauernverbandspräsidenten und St. Galler Nationalrat Markus Ritter. Die GLP wiederum bekundete Sympathien für den Zuger Regierungsrat Pfister.
Über-Ritter oder Anti-Ritter
Der Sankt Galler Nationalrat Markus Ritter bringt grundsätzlich beste Voraussetzungen mit: Er ist seit 13 Jahren im Parlament, bestens vernetzt, kennt die Dossiers, kann volksnah argumentieren. Als Präsident des Bauernverbands bringt er Führungserfahrung mit.
Martin Pfister hat als Kantonsvertreter schon grundsätzlich die schlechteren Karten als der Bundeshäusler Ritter. Überdies war er – im Gegensatz etwa zum Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger – national weitgehend unbekannt. Sein Vorteil: Konkurrent Ritter ist, bei all seinen Qualifikationen, im Parlament nicht nur beliebt.

Als einzige Alternative hat der «Nobody» Pfister nun, da er auf dem Mitte-Ticket ist, doch wieder Chancen. Er kann als Regierungsrat Exekutiv-Erfahrung vorweisen und spricht immerhin besser französisch als Ritter, auch wenn hier die Messlatte niedrig liegt. Bei den Ritter-kritischen Linken gibt es dennoch auch gegenüber Pfister grosse Vorbehalte, ob dieser wirklich als «kleineres Übel» durchgehe.
Verhalten von SP und Grünen könnte entscheiden
Politologe Claude Longchamp geht davon aus, dass bei der Mitte-Partei sich die Stimmen auf beide Kandidaten verteilen werden. Die SVP favorisiere klar Ritter, die FDP dagegen nicht. Inzwischen hat Ritter aber versichert, er werde nicht vom VBS ins Volkswirtschaftsdepartement wechseln.
Als einzige Fraktion haben die Grünliberalen schon früh Stellung bezogen: Für sie habe Pfister die Nase vorn. Die SVP teilte gestern Abend mit, sie werde in der Tag mehrheitlich Markus Ritter wählen. So könnte es Favorit Markus Ritter nur knapp für eine Mehrheit reichen – je nachdem, wie sie Links-Grün verhält.
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Werden viele leere Stimmen eingelegt oder verteilen sich die Stimmen halb-halb? Beide Parteien treffen sich heute morgen früh noch einmal zu Fraktionssitzungen. Ob sie dann eine Wahlempfehlung abgeben, oder entscheiden, nicht zu entscheiden: Das bleibt vorläufig offen.