Mattea Meyer (SP): Lieber Lockdown-Verlängerung als JoJo-Effekt

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Ist der Lockdown am 1. März wirklich vorbei? SP-Chefin Mattea Meyer weiss es nicht. Eine Verlängerung wäre aber besser als ein Hin und Her, sagt sie.

Mattea Meyer Coronavirus Lockdown
SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer will die Fallzahlen weiter runter bringen, bevor über Öffnungen diskutiert wird. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der aktuelle Beizen- und Laden-Lockdown in der Schweiz ist bis Ende Februar befristet.
  • Es ist nicht auszuschliessen, dass der Bundesrat mit Lockerungen weiter zuwartet.
  • SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer hätte dafür Verständnis – fordert aber Entschädigungen.

Ab dem 1. März erhoffen sich viele Lockerungen des Lockdowns. Doch ob die geltenden Massnahmen nicht plötzlich länger gelten, ist unklar. Der Bundesrat muss in den nächsten Wochen über das weitere Vorgehen entscheiden.

Fans der aktuellen Einschränkungen gibt es kaum. Allerdings will kaum jemand offen kommunizieren, dass Restaurants bis im Frühling geschlossen bleiben könnten. SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer sagt nun klipp und klar: Falls das nötig ist, wäre dies besser als ein dauerndes Hin und Her.

Nau.ch: Frau Meyer, die aktuell geltenden Massnahmen schlagen vielen auf die Psyche. Wie geht es Ihnen?

Mattea Meyer: Ganz ehrlich, mir geht es ähnlich. Mir fehlt das gemütliche Beisammensein mit Freundinnen und ich habe mich noch nie so fest auf den Frühling gefreut wie jetzt. Alle sehnen sich nach Normalität.

Nau.ch: In einem Monat soll der Spuk eigentlich vorbei sein. Setzen Sie sich bei «Ihrem» Gesundheitsminister dafür ein, dass Beizen und Läden am 1. März wieder aufgehen?

Alain Berset Coronavirus
SP-Bundesrat Alain Berset führt die Schweiz durch die Corona-Krise. Schon bald müssen er und seine Kollegen entscheiden, wie es im März weitergeht. - Keystone

Mattea Meyer: Niemand kann in eine Glaskugel schauen, wie die Situation in zwei, drei Wochen aussieht. Es bleibt zentral, dass wir die Fallzahlen noch deutlich weiter runterbringen. Die ansteckendere Mutation macht die Situation enorm unberechenbar. Deshalb sind die aktuellen Massnahmen im Moment leider das richtige und einzige Rezept.

Nau.ch: Aber mittelfristig kann es doch keine Lösung sein, alles zu schliessen.

SP Co-Präsidenten
Mattea Meyer und Cédric Wermuth stehen seit Oktober gemeinsam an der Spitze der SP Schweiz. - Keystone

Mattea Meyer: Viele Menschen in der Schweiz leiden wirtschaftlich und auch psychisch massiv unter der aktuellen Situation. Für die Betroffenen ist es enorm wichtig, dass sie merken, dass sie nicht im Stich gelassen werden. Die jüngsten Stützungsmassnahmen des Bundesrats gehen hier in die richtige Richtung. Und falls die Situation länger andauert, braucht es noch mehr Hilfe.

Nau.ch: Dauert die Situation denn nun über Ende Februar hinaus?

Mattea Meyer: Wann eine schrittweise Öffnung möglich ist, entscheidet der Bundesrat basierend auf der epidemiologischen Lage. Aber meine Haltung ist folgende: Im Herbst haben Bund und Kantone zu zögerlich reagiert, nun sind wir besser unterwegs. Diesen Vorsprung jetzt zu verspielen, wäre fatal.

Nau.ch: Was heisst das konkret?

Braucht es ab März wieder gezielte Öffnungen?

Mattea Meyer: Forderungen nach sofortiger Wiederöffnung sind gefährlich und tragen nicht dazu bei, die Situation zu verbessern. Jojo-Effekte von Öffnung, explodierenden Fallzahlen und erneuten Schliessungen gilt es zu vermeiden. Sollte sich die Lage nicht deutlich verbessern, ist eine Verlängerung der geltenden Massnahmen also wohl nötig. Ansonsten verlieren unzählige Firmen jegliche Planungssicherheit. Langfristig gibt es noch weitere zentrale Baustellen.

Nau.ch: Was sprechen Sie an?

Impfung Coronavirus
Die Schweiz muss beim Impfen vorwärts machen. - Keystone

Mattea Meyer: Die Impf-Patente! Am 4. Februar entscheidet die Welthandelsorganisation darüber, ob diese temporär aufgehoben werden für Covid-Impfstoffe. Der Bundesrat sollte dringend seine ablehnende Haltung überdenken. Wenn die Patente auf die aktuellen Impfstoffe aufgehoben würden, könnten diese plötzlich im grossen Stil auf der ganzen Welt produziert werden. So könnten wir die Pandemie weltweit deutlich schneller in den Griff bekommen.

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