Meret Schneider ist bald wieder Nationalrätin für die Grünen. Doch jetzt hat sie genug von «X» (vormals Twitter). Die Gründe.
Meret Schneider
Meret Schneider ist bald wieder Nationalrätin für die Grünen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Grünen-Politikerin Meret Schneider hat endgültig genug von «X» (vormals Twitter).
  • Sie beklagt eine überbordende Polarisierung und Radikalisierung.
  • Im Interview benennt sie die Probleme und gibt Empfehlungen – auch fürs eigene Lager.
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Kurz bevor die Grünen-Politikerin Meret Schneider für den zurücktretenden Bastien Girod wieder in den Nationalrat nachrückt, gibt sie auf «X» bekannt: Sie hat genug von «X». Sie werde sich lieber auf eine professionelle Homepage und auf Konten bei Instagram und LinkedIn konzentrieren.

Schneiders Verhältnis zu «X» war schon länger zwiespältig. Einerseits war sie oft äusserst aktiv beim Kurznachrichtendienst, andererseits hat dieser ihren Account auch schon gesperrt. Immer wieder berichtete sie via «X» auch von verbalen Attacken gegen sie. Im Interview mit Nau.ch erzählt sie, was den Ausschlag für den definitiven Abschied gab – und wie es nun weitergehen soll.

Nau.ch: Was für Faktoren haben Sie dazu bewogen, «X» den Rücken zu kehren?

Meret Schneider: Ehrlich gesagt hat sich dies schon lange abgezeichnet, mit der Übernahme von «X» durch Elon Musk wurde die Tonalität immer polarisierender. Mein Eindruck ist, dass dies gewisse Medien dazu animiert, solches mit Clickbait-Schlagzeilen noch zu befeuern. Das Fass zum Überlaufen brachte dann der Artikel bei «20 Minuten»: Ich sei «fast so umstritten» wie SVP-Nationalrat Andreas Glarner – dabei steht im Artikel selbst, dass ich als Brückenbauerin wirke. Also wirklich ein Konträrprogramm: Ich wurde wieder in die «radikale Veganerin»-Ecke gestellt. Obwohl ich immer klarstelle, dass ich nicht Veganerin bin.

Bist du auf der Plattform «X» aktiv?

Meine Aussage war: Ich will dieser verhärteten Tonalität entgegenwirken. Aber im Lead wurde genau wieder dazu beigetragen. Das war der Auslöser, andere Kanäle zu erschliessen.

Da muss ich mir zuerst eine Reichweite aufbauen. Aber auf «X» ist es einfach nur noch eine Schlammschlacht. Gebt Euch aufs Dach, aber ich brauche das nicht.

Nau.ch: Warum soll dies bei Insta und LinkedIn besser sein?

Schneider: Weil mir das so rückgemeldet wird, von Leuten, die diese Kanäle nutzen. Sobald ich mich durch die Vorbereitungen für mein erneutes Nationalratsmandat durchgearbeitet habe, werde ich das sicher auch selbst evaluieren.

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Meret Schneider erklärt, warum sie sich von X verabschiedet. - zVg

Nau.ch: Denken Sie, Sie sind ein Extrem-Beispiel, eine Zielscheibe? Ich könnte mir vorstellen, dass es Aline Trede (Grüne) ähnlich geht, oder Tamara Funiciello (SP). Oder bei den Bürgerlichen vielleicht Andreas Glarner (SVP), Reto Nause (Die Mitte) …

Schneider: Es gibt sicher schon eine andere Komponente. Bei Andreas Glarner wird gebasht, ja. Aber es gibt nicht dieses «ich weiss, wo du heimläufst» und die ganzen Vergewaltigungsfantasien.

Ich sage ja auch nicht, dass ich das einzige Opfer bin. Ich bin halt im Tierschutz aktiv, kritisch gegenüber Fleischkonsum – das triggert halt eher als etwa Bildungspolitik.

Nau.ch: «Haters gonna hate», heisst es unter anderem bei Taylor Swift. Sie werden ihre Hater kaum ändern können. Was aber sagen sie denjenigen im eigenen Lager, die gegen Andreas Glarner oder den Bauernpräsidenten schiessen?

Schneider: Ich sage allen das Gleiche. Ich finde, an Herrn Glarner kann man wunderbar viel inhaltlich kritisieren. Es ist mir doch egal, was er für eine Krawatte anhat – soll er doch! Den politischen Stil, den kann man hingegen kritisieren, aber man soll den Respekt wahren. Sowohl bei den Linken wie bei den Rechten.

Es ist mir ein Anliegen, klar zwischen «Hatern» und «Kritikern» zu unterscheiden. Denn wer mich kritisiert, bekommt auch eine Antwort. Wenn ein Mail nicht gerade beginnt mit «du hässliche Fotze», dann erkläre ich meine Position. Ich bin absolut kritikfähig.

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