Mitte-Favoritinnen wurden nicht zu Bundesrats-Kandidatur motiviert
Andrea Gmür und Elisabeth Schneider-Schneiter hielten sich bis zuletzt eine Kandidatur offen. Doch die Findungskommission suchte offenbar lieber Männer.
Das Wichtigste in Kürze
- Entgegen der Forderung der Mitte-Frauen tritt keine Kandidatin zur Bundesratswahl an.
- Männer wie Ritter und Pfister erhielten direkte Unterstützung aus der Parteispitze.
- Gmür und Schneider-Schneiter wurden dagegen nicht aktiv zu einer Kandidatur ermuntert.
Die Mitte-Frauen hatten sich klar positioniert: Ein reines Männerticket für die Bundesratswahl sei inakzeptabel. «Jetzt braucht es eine Präsidentin und eine Bundesrätin», schrieb ihre Präsidentin Christina Bachmann-Roth.
Doch keine Mitte-Politikerin war bereit, gegen Markus Ritter und Martin Pfister anzutreten.
Recherchen von «CH Media» zeigen nun, dass die Findungskommission viele Gespräche führte, um Kandidierende zu überzeugen. Allerdings nicht mit den beiden Frauen, die sich bis zum Schluss alle Optionen offenhielten.
Männer wurden proaktiv angesprochen
Weder Andrea Gmür noch Elisabeth Schneider-Schneiter seien aktiv kontaktiert worden. Gmür bestätigte, dass sie bis kurz vor Fristende niemand angesprochen hatte. Schneider-Schneiter wurde ebenfalls nicht ermutigt, war aber eine Woche im Ausland.
Ganz anders verlief es bei Markus Ritter und Martin Pfister. Ritter wurde von Philipp Bregy, Co-Präsident der Findungskommission, gezielt angesprochen.
Martin Pfister erhielt in der Schlussphase Unterstützung von Gerhard Pfister. «Selbstverständlich habe ich ihm gesagt, dass ich ihn für einen ausgezeichneten Bundesrat halte», so der Mitte-Parteipräsident.
Auf die Frage hin, warum man nicht proaktiver auf Gmür und Schneider-Schneiter zugegangen sei, antwortete Bregy gegenüber «CH Media»: «Der Lead für die Nomination lag bei den Kantonalparteien.»
Zugleich betonte er, dass in den letzten Tagen vor Ablauf der Frist zahlreiche Gespräche geführt wurden. So auch mit den beiden Frauen.
Wegen Kritik an Parteispitze aussen vor gelassen?
Gmür und Schneider-Schneiter hatten zuvor die Parteiführung kritisiert. Gmür forderte eine externe Untersuchung des Führungsstils von Generalsekretärin Gianna Luzio.
Schneider-Schneiter bemängelte in einem Interview, dass viele Frauen «die Unterstützung der Parteispitze zu wenig spüren».
Offen bleibt, ob diese Kritik mit ein Grund war, warum die beiden Frauen aussen vor gelassen wurden. Weder Gmür noch Schneider-Schneiter wollten sich dazu äussern.
Die Mitte-Frauen traten kommunikativ unglücklich auf. Kurz vor Fristende zeigten sie sich überzeugt, dass eine Kandidatin gefunden werde – was sich nicht bewahrheitete.