Bachmann-Roth: Keine Frau darf jetzt nach Syrien abgeschoben werden!
Wer schon die Rückführung von syrischen Flüchtlingen verlangt, leide unter Geltungsdrang. Das findet unsere Kolumnistin Christina Bachmann-Roth.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer jetzt die Ausschaffung nach Syrien fordert, will nur reisserisch provozieren.
- Ein Integrationsprozess für Flüchtlinge muss gut kontrolliert sein.
- Eine Kolumne von Christina Bachmann-Roth.
Für einmal liebe ich die Langsamkeit unserer Schweiz: (Noch) niemand fordert bei uns nach dem Sturz des Assad-Regimes lauthals die Rückführung von Flüchtlingen nach Syrien.
Anders als in Deutschland, wo namhafte Politisierende jetzt Syrerinnen und Syrer schnell, schnell abschieben wollen.
Oder in Dänemark, wo Menschen aus Syrien dafür bezahlt werden, in ihre Heimat zurückzukehren.
Hart (aber fair) durchgreifen
Achtung: Ich finde es richtig und wichtig, dass wir in der Schweiz nur Flüchtlinge aufnehmen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und an Leib und Leben bedroht sind.
Ich finde auch, dass sich Menschen, die in die Schweiz flüchten, so gut und schnell wie möglich an die hiesigen Gepflogenheiten anpassen und unsere Sprachen erlernen müssen.
Dieser Integrationsprozess sollte gut – besser als heute – kontrolliert und bei Nichtintegration sanktioniert werden.
Auch die Rückführung von illegal Eingewanderten soll meiner Ansicht nach schnell und effizient erfolgen.
Beurteilung noch nicht möglich
Aber: Wer jetzt die Ausschaffung nach Syrien fordert, will nur reisserisch provozieren oder leidet unter Geltungsdrang.
Denn die Lage in Syrien ist so unübersichtlich und unsicher – jegliche Beurteilung ist völlig verfrüht. Niemand weiss, wer das arg gebeutelte Land in die Zukunft führen wird.
Was wir aber schon sicher wissen: Frauen sind in Syrien grosser Gefahr ausgesetzt und werden das leider mit ziemlich grosser Sicherheit auch bleiben.
Oder trauen Sie etwa einem Islamistenführer zu, dass er Frauenrechte einführen werde? Die Hoffnung stirbt zuletzt – davor werden aber vermutlich viele Frauenrechtlerinnen sterben.
Keine Frau in die Unterdrückung schicken
Naiv, den Aussagen der Islamistischen-Rebellen zu trauen und schon Rückschlüsse für die Asylpolitik im Fall Syrien zu treffen.
Ich erinnere an Afghanistan: Die Taliban versprachen Frauen Freiheit und was ist passiert? Das schreckliche Gegenteil.
Frauen werden gefoltert, wenn sie das Kopftuch nicht tragen und Mädchen dürfen nicht mehr zur Schule.
Frauen werden unsichtbar, leben in ständiger Angst und unter der Unterdrückung der patriarchalen Herrschaft.
Gleiches droht in Syrien. Darum darf keine einzige Frau dorthin abgeschoben werden.
Zur Person: Christina Bachmann-Roth ist Betriebsökonomin, Geschäftsführerin, Einwohnerrätin in Lenzburg und Präsidentin der Mitte Frauen Schweiz. Für Nau.ch schreibt sie regelmässig Kolumnen.