Mitte-Humbel: «Zertifikat jetzt zu kippen, ist keine gute Idee»
Ruth Humbel findet es keine gute Idee, das Zertifikat jetzt abzuschaffen. Für Thomas Aeschi ist die Schweiz nur bedingt eine Insel der Freiheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Es geht zu weit, dass die SVP die Stimmung weiter anheize, so Ruth Humbel.
- Das Zertifikat könne in der aktuellen Lage nicht gekippt werden.
- Thomas Aeschi fordert, dass Berset sein Versprechen hält und die Massnahmen nun fallen.
Die Diskussion in der Talk-Sendung «SonnTalk» auf «Tele Züri» hat noch nicht mal begonnen, da wird die SVP bereits angegriffen: Ruth Humbels Frust der Woche waren nämlich die Corona-Demonstrationen. «Dass Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker die Massnahmen ausnutzen, ist noch das eine», so die Mitte-Nationalrätin.
Doch dass die grösste Partei die Stimmung weiter anheize, dem Bundesrat Diktatur vorwerfe, das gehe einfach zu weit. Sagt sie und blickt zu SVP-Nationalrat Aeschi. Die Partei habe zwar zwei Bundesräte, nutze die Situation aber aus, um neue Mitglieder zu finden.
Thomas Aeschi umschifft das Thema Corona zuerst gekonnt, nennt die Einwanderung als seinen Frust. Doch dann beginnt die Diskussion und die Pandemie rückt in den Fokus. Eine Ausweitung des Zertifikats sei nicht das, was Alain Berset versprochen habe, meint Aeschi.
«Er hat immer gesagt, dass, sobald alle Impfwilligen geimpft sind, die Massnahmen wieder fallen», zitiert der Zuger den Gesundheitsminister. Doch es gebe starke Kräfte, die das Zertifikat behalten wollen.
Humbel: Ungeimpfte belasten das Gesundheitswesen stärker
Es brauche auch für Clubs und Grossveranstaltungen eine Exit-Strategie, so Aeschi. Bevorzugt bereits ab September sollte die Zertifikatspflicht auch dort fallen. Ruth Humbel findet die aktuelle Situation gut, für einen breiteren Einsatz des Zertifikats spricht sie sich jedoch nicht aus.
«Doch das Zertifikat jetzt zu kippen, kann man nicht fordern», so Humbel. Die Infektions- und Hospitalisierungs-Zahlen steigen, die Impfquote liege bei rund der Hälfte. Der Bundesrat sei von einer höheren Durchimpfung ausgegangen. «Ungeimpfte belasten das Gesundheitswesen stärker», sagt Humbel, deshalb könne man einen Beitrag von allen erwarten.
Flavia Wasserfallen, SP-Nationalrätin bringt das Beispiel Frankreich, wo man selbst für einen Camping-Platz das Zertifikat vorweisen müsse. Es gebe überall viel strengere Regeln als in der Schweiz.
Für Aeschi sei die Schweiz «verglichen mit Deutschland und Frankreich eine Insel der Freiheit». Im Balkan aber trage niemand mehr eine Maske. Es gebe zwar noch eine Maskenpflicht und eine Ausgangsperre, «aber es hält sich eigentlich niemand daran».