Elf Tage nach dem Frauenstreik sorgt eine Einladung für einen Männerstreik für Furore. Für SP-Nationalrätin Mattea Meyer spricht nichts dagegen.
SP Frauenstreik Mattea Meyer
Die SP-Nationalrätinnen Nadine Masshardt, Yvonne Feri, Laurence Fehlmann Rielle, Priska Seiler Graf, Barbara Gysi, Mattea Meyer und Jacqueline Badran (v.l.n.r.) am 14. Juni 2019. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor kurzem gingen beim Frauenstreik Hunderttausende auf die Strasse.
  • Nun wird zum «Männerstreik» geladen.
  • Die Gleichstellung ins Lächerliche zu ziehen schade den Bemühungen, sagt Mattea Meyer.
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Kommt nach dem Frauenstreik der Männerstreik? Eine entsprechende Einladung landete in verschiedenen Briefkästen. «Grosser Aufruf zum Männerstreik am Samstag 31. August!», ist die Einladung überschrieben. Und weiter: «Samstag, weil wir Männer unter der Woche arbeiten damit die Frauen zu Hause bleiben können!»

Unter den Eingeladenen ist auch die SP-Nationalrätin Mattea Meyer. Die Winterthurerin engagierte sich nicht nur während des Frauenstreiks für die Gleichstellung zwischen Mann und Frau. Im letzten Jahr sorgte sie mit einer Kampagne gegen Sexismus für Aufsehen. Sie sagt von sich, sie sei über das Thema Frauenrechte überhaupt erst politisiert worden.

Mattea Meyer: «Was hindert euch daran?»

«Nein, ich kenne den Absender nicht. Keine Ahnung, wer dahintersteckt», sagt Meyer auf Anfrage. Der oder die anonyme Einladende liefert dem Aufruf zum Männerstreik auch gleich zehn Forderungen. Diese sind offensichtlich augenzwinkernd gemeint. Mattea Meyer ergreift jedoch die Gelegenheit, zu den Vorurteilen Stellung zu nehmen.

Mattea Meyer
Mattea Meyer sitzt seit 2015 für die SP im Nationalrat. Beerbt sie Christian Levrat als SP-Parteichef? - Keystone

1. Dass wir auch mal die Kreditkarten der Frauen benutzen dürfen! Wenn ihr stattdessen die unbezahlte Care-Arbeit übernehmt für die nächsten Jahrzehnte. Tipp 1: Lohngleichheit, Tipp 2: Jeder und jede hat eine eigene Kreditkarte.

2. Militärpflicht für Frauen!
Abschaffung der Wehrpflicht für alle!

3. Frauenquoten auf dem Bau von mindestens 50 Prozent, egal welche Arbeit!
Wie wäre es einfach damit: «Typische» Frauenberufe anständig entschädigen. Das wollen wir.

4. Männermigräne!
Kein Kommentar.

5. Babyurlaub für Väter!
Bin ich sofort mit dabei. Elternzeit von 38 Wochen für alle. Aber um Missverständnisse vorzubeugen: «Urlaub» mit Strand und Ausschlafen ist das nicht.

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Die Einladung zum Männerstreik. - Twitter/ Mattea Meyer

6. Gleichstellung bei Scheidungen!
Gemeinsames Sorgerecht gilt. Das beinhaltet aber auch, gemeinsam Verantwortung zu tragen.

7. Das Recht auf drei Tage miese Laune pro Monat!
Siehe Punkt 4.

8. Männerquote für Hausmänner 50 Prozent!
Da bin ich dabei – die Frauen haben genug lange die unbezahlte Care-Arbeit fast alleine getragen.

9. Sich einmal pro Woche beim Bierklatsch über Frauen austratschen zu dürfen!
Wer hindert euch daran?

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Der Bundesplatz am Frauenstreiktag vom 14. Juni 2019. - Keystone

10. Probleme machen zu dürfen wo keine sind und daraus einen riesigen Tamtam machen zu können!
All die Frauen, die weniger verdienen als ihre männliche Kollegen; all die Frauen, die unbezahlt Kinder betreuen und ihre älteren Angehörigen pflegen und damit massive Renteneinbussen haben; all die Frauen, die sexuelle Gewalt erleben – es sind erschreckend viele!; all die Frauen, die es satt haben, auf gelebte Gleichstellung zu warten. All diese Frauen machen also Probleme, wo keine seien?

Wir haben vor allem ein Problem: Menschen, die Forderungen nach Gleichstellung ins Lächerliche ziehen und die Dringlichkeit abstreiten. Gleichstellung trifft unser Leben im Kern. Der Frauenstreik hat es geschafft, diese Themen wieder dahin zu bringen, wo sie hingehören: In die Mitte der politischen Diskussion!

Kommt der Männerstreik zustande?

Wer der Absender des Aufrufs zum Männerstreik ist bleibt unklar. Neben Meyer hat auch die Geschlechterforscherin und Feministin Franziska Schutzbach eine Einladung erhalten. Jedoch scheint der halbernste Aufruf ansonsten nicht gross die Runde gemacht zu haben.

Und was ist, falls dieser Männerstreik tatsächlich stattfinden sollte? Damit kann Mattea Meyer leben, denn: «Es gilt Versammlungs- und Meinungsfreiheit.»

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