Nahostexperte warnt vor Einstufung der Hamas als Terrororganisation
Die Einstufung der Hamas als terroristische Organisation wird von Nahostexperten kritisiert, da sie den Dialog mit den Palästinensern gefährden könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Nahostexperte warnt vor der Einstufung der Hamas als terroristische Organisation.
- Ein Verbot würde den Dialog mit den Palästinensern beenden, sagt Riccardo Bocco.
Die Einstufung der Hamas als terroristische Organisation wäre laut Nahostspezialist Riccardo Bocco ein «grosser Fehler». Ein solches Verbot, wie es der Bundesrat plant, würde den Dialog mit den Palästinensern beenden. «Nun ist es aber in Genf, am Sitz der Uno, wo man mit ihnen spricht», sagte der Professor am Institut de Hautes Etudes Internationales et du Développement (IHEID) in Genf in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit «La Liberté».
Er verstehe nicht, warum die Schweiz jetzt für Israel Stellung beziehen wolle, während sie in der Vergangenheit darauf verzichtet habe. «Zusammen mit Norwegen ist die Schweiz das neutrale Land, das sich unter den schrecklichsten Umständen für den Frieden einsetzt», sagte Bocca. «Norwegen hat aber nicht den Willen, die Hamas auf die Terrorliste zu setzen.»
Der Professor zielte auch auf den Vorsteher des Aussendepartements, Ignazio Cassis, ab. Dieser sei «Teil einer israelfreundlichen Einflussgruppe». Er erwähnte insbesondere Äusserungen Cassis' über das Uno-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), die die Palästinenser empört hätten.
Im Frühling 2018 hatte Aussenminister Ignazio Cassis das UNRWA als ein Hindernis für Frieden in Nahost bezeichnet. Es verhindere die Integration von Palästinensern, die seit Jahren in Jordanien und im Libanon lebten, sagte er damals in einem Interview.