Naturschützer: Biber abschiessen ist «Scheinlösung»
Bei Schäden Biber abzuschiessen, bringe nichts, sagen Naturschützer. Denn es komme einfach der nächste.
Das Wichtigste in Kürze
- Bald gelten erleichterte Bedingungen für den Abschuss von Bibern.
- Naturschutzorganisationen wehren sich dagegen.
- Nicht nur aus Tierliebe: Ein Abschuss nütze auch gar nichts.
Ab Februar können Kantone Biber abschiessen, wenn diese erhebliche Schäden anrichten. Naturschutzorganisationen sind empört und befürchten willkürliche Abschüsse. Bereits im Dezember wurde eine Petition an den Bundesrat lanciert.
Nun sagen die Biber-Freunde gegenüber Nau.ch: Die grossen Nagetiere abzuschiessen, ist nicht nur schlecht für die Biodiversität – es nützt auch gar nichts gegen Biberschäden.
Es kommt einfach der nächste Biber
«Aus unserer Sicht ist das Gewehr keine Lösung, sondern eine Scheinlösung», sagt Raffael Ayé, Geschäftsführer von Birdlife Schweiz.
«Wir befürchten eher, dass Kantone mit diesen unnützen Abschüssen auf eine falsche Fährte gelockt werden.»
Ayé macht klar: «Biber abzuschiessen, wird keine Schäden verhindern. Es wird einfach der nächste kommen.»
Denn Biber seien sehr territorial: «Die Männchen verteidigen ihr Revier erbittert, was manchmal auch mit dem Tod eines der Kontrahenten endet. Aber eines natürlichen Tods!», betont Ayé.
Werde ein Revier aber frei, werde es sofort von anderen Bibern besetzt, denn der Populationsdruck sei hoch.
Lies: Wenn es in einem bestimmten Bach einer Biber-Familie gefallen hat, gefällt es auch anderen. «Auch diese neuen Biber werden genau gleich wieder Bäume fällen und Dämme bauen.»
Überschwemmung als Bereicherung
Dass Biber die Landschaft prägen können, will Raffael Ayé gar nicht bestreiten.
Davon zeugen schliesslich zahlreiche angeknabberte und gefällte Bäume entlang von Schweizer Bachläufen. Zudem bauen Biber Dämme, um damit das Wasser aufzustauen.
Ayé sieht dies aber nicht grundsätzlich als Problem, im Gegenteil: «Wenn ein Bach mal ein paar Meter weiter über die Ufer tritt, ist das an den meisten Orten eine Bereicherung.»
Sollte dies aber Schäden anrichten, könne man Massnahmen ergreifen: «Abfluss-Möglichkeiten schaffen, den Biber-Damm mit dem Bagger entfernen und einen Neubau verhindern.»
Es gebe eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um Biber-Schäden gering zu halten, hält Ayé fest. «Die Biberfachstellen der Kantone machen da eine gute Arbeit.»
Biber-Abschüsse trotzdem möglich
Theoretisch sieht aber selbst der Biber-Freund, dass es manchmal nicht anders geht.
«Vielleicht kommt eines Tages ein Biber, der den Leuten das Leben so schwer macht, dass man sagt: Lieber diesen abschiessen und auf einen Nachfolger warten.» Ein Problem-Biber, sozusagen, analog zum Problem-Bären.
Ein Abschuss sei in solchen Fällen aber bereits mit dem geltenden Gesetz möglich – «in Ausnahmefällen». Einen absoluten Schutz einer Tierart habe es in der Schweiz nie gegeben. «Das hat Birdlife auch nie gefordert.»