Naturschützer: Biber abschiessen ist «Scheinlösung»

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Bei Schäden Biber abzuschiessen, bringe nichts, sagen Naturschützer. Denn es komme einfach der nächste.

Biber Abschuss
Ein Biber frisst Äste und Wurzeln, fotografiert am 12. Februar 2024 am Andreasgraben in Zürich Oerlikon. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bald gelten erleichterte Bedingungen für den Abschuss von Bibern.
  • Naturschutzorganisationen wehren sich dagegen.
  • Nicht nur aus Tierliebe: Ein Abschuss nütze auch gar nichts.

Ab Februar können Kantone Biber abschiessen, wenn diese erhebliche Schäden anrichten. Naturschutzorganisationen sind empört und befürchten willkürliche Abschüsse. Bereits im Dezember wurde eine Petition an den Bundesrat lanciert.

Nun sagen die Biber-Freunde gegenüber Nau.ch: Die grossen Nagetiere abzuschiessen, ist nicht nur schlecht für die Biodiversität – es nützt auch gar nichts gegen Biberschäden.

Es kommt einfach der nächste Biber

«Aus unserer Sicht ist das Gewehr keine Lösung, sondern eine Scheinlösung», sagt Raffael Ayé, Geschäftsführer von Birdlife Schweiz.

«Wir befürchten eher, dass Kantone mit diesen unnützen Abschüssen auf eine falsche Fährte gelockt werden.»

Raffael Ayé Birdlife
Raffael Ayé ist Geschäftsführer von Birdlife Schweiz. - keystone

Ayé macht klar: «Biber abzuschiessen, wird keine Schäden verhindern. Es wird einfach der nächste kommen.»

Denn Biber seien sehr territorial: «Die Männchen verteidigen ihr Revier erbittert, was manchmal auch mit dem Tod eines der Kontrahenten endet. Aber eines natürlichen Tods!», betont Ayé.

Frassspuren Biber
Im Niederholz-Wald entlang dem Mederbach hat ein Biber Frassspuren hinterlassen, fotografiert am 12. Februar 2024 in Marthalen ZH. - keystone

Werde ein Revier aber frei, werde es sofort von anderen Bibern besetzt, denn der Populationsdruck sei hoch.

Lies: Wenn es in einem bestimmten Bach einer Biber-Familie gefallen hat, gefällt es auch anderen. «Auch diese neuen Biber werden genau gleich wieder Bäume fällen und Dämme bauen.»

Überschwemmung als Bereicherung

Dass Biber die Landschaft prägen können, will Raffael Ayé gar nicht bestreiten.

Davon zeugen schliesslich zahlreiche angeknabberte und gefällte Bäume entlang von Schweizer Bachläufen. Zudem bauen Biber Dämme, um damit das Wasser aufzustauen.

Ayé sieht dies aber nicht grundsätzlich als Problem, im Gegenteil: «Wenn ein Bach mal ein paar Meter weiter über die Ufer tritt, ist das an den meisten Orten eine Bereicherung.»

Sollte dies aber Schäden anrichten, könne man Massnahmen ergreifen: «Abfluss-Möglichkeiten schaffen, den Biber-Damm mit dem Bagger entfernen und einen Neubau verhindern.»

Findest du die neuen Regeln mit den Biber-Abschüssen gut?

Es gebe eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um Biber-Schäden gering zu halten, hält Ayé fest. «Die Biberfachstellen der Kantone machen da eine gute Arbeit.»

Biber-Abschüsse trotzdem möglich

Theoretisch sieht aber selbst der Biber-Freund, dass es manchmal nicht anders geht.

«Vielleicht kommt eines Tages ein Biber, der den Leuten das Leben so schwer macht, dass man sagt: Lieber diesen abschiessen und auf einen Nachfolger warten.» Ein Problem-Biber, sozusagen, analog zum Problem-Bären.

Ein Abschuss sei in solchen Fällen aber bereits mit dem geltenden Gesetz möglich – «in Ausnahmefällen». Einen absoluten Schutz einer Tierart habe es in der Schweiz nie gegeben. «Das hat Birdlife auch nie gefordert.»

Kommentare

Luxy-1

Leider lernen die Bürokraten nie Dazu. Bei den Wildschweinen hat man mit der Bekämpfung gewartet bis uns das Problem über den Kopf gewachsen ist, beim Wolf ebenso und mit dem Biber will mans genauso machen. Die Überbestände müssen reguliert werden, auch wenn angebliche Tierschützer Das nicht kapieren wollen. Krankheiten wie Fuchsreude, Schweinepest und Vogelgrippe sind die Folge wenn man die Tiere sich ungehindert vermehren lässt

Amediesli

Hab mir schon gedacht, dass der Rösti den Biber denselben Weg nehmen lässt wie den Wolf. Und das, obwohl die Wahler genau das in der Abstimmung 2020 verhindern wollten. Aber der Rösti muss sich offenbar nicht an geltende Gesetze halten. Warum schützen wir Tierarten überhaupt, wenn sie dann trotzdem abgeschossen werden dürfen????? Das Departement braucht unbedingt einen neuen Chef!!!

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